Aku-Taping - Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte

Aku-Taping - Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte

von: Hans Ulrich Hecker, Kay Liebchen

Haug, 2013

ISBN: 9783830477877

Sprache: Deutsch

264 Seiten, Download: 41072 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Aku-Taping - Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte



1 Aku-Taping


Hans-Ulrich Hecker, Kay Liebchen

Aku-Taping ist eine Therapiemethode, die Akupunktur und Taping miteinander verbindet. Das Anwendungsgebiet reicht dabei über das Tapen des Bewegungsapparats hinaus und schließt unter Berücksichtigung der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Chinesischen Medizin das Tapen von Akupunkturpunkten und Leitbahnen mit ein. Zusätzlich zu den Eigenschaften und Wirkmechanismen des Tapings werden die Indikationen und Kontraindikation der Therapie besprochen. Es wird ein umfassender Überblick über das Material, die Taping-Formen sowie den Verlauf der verschiedenen Leitbahn-Tapes dargestellt.

1.1 Was ist Aku-Taping?


Der Begriff Aku-Taping setzt sich zusammen aus Aku, der Abkürzung für Akupunktur, und Taping (engl. tape = Band). Er verweist darauf, dass aus der Verbindung von Akupunktur und dem sogenannten Tapen eine neue therapeutische Methode entwickelt wurde. Die Herausgeber und Autoren dieses Buches haben den Begriff Aku-Taping im Jahre 2005 eingeführt und stellten ihn in ihrem Buch Aku-Tapingsanft gegen den Schmerz (Hecker u. Liebchen 2005) einer breiten Öffentlichkeit vor.

Aku-Taping ist eine Weiterentwicklung des sogenannten kinesiologischen Tapings, das 1973 vom japanischen Arzt und Chirotherapeuten Kenzo Kase zur Schmerzlinderung und Verletzungsprophylaxe im Leistungssport entwickelt wurde. Abweichend von herkömmlichen, starren Tapemethoden klebte Kase ein elastisches Tape über die Muskulatur. Die Dehnbarkeit der Tapes war dabei die wesentliche Neuerung. Sie bewirkt, dass die physiologische Bewegung auch angrenzender Gelenke gefördert anstatt gehemmt wird. Das kinesiologische Taping wird im Wesentlichen bei Störungen im Bereich des Bewegungsapparats angewandt. Die Tapes werden direkt im Bereich schmerzender Muskeln, Bänder und Gelenke aufgeklebt.

Aku-Taping hingegen erweitert das Anwendungsspektrum des Tapings weit über den Bewegungsapparat hinaus. Grundlegend hierfür ist eine vorausgehende Untersuchung nach den Regeln der Chinesischen Medizin und Akupunktur sowie den Erkenntnissen der Manuellen Medizin und Osteopathie. Ausgehend von dieser Diagnostik werden z. T. auch Tapes auf Körperareale geklebt, die vom Patienten selbst nicht als gestört empfunden werden, jedoch in ihrer Funktion beeinträchtigt sind. Somit kann von einer eigenständigen Methode gesprochen werden. Therapeutisch kann das Aku-Taping bei allen Indikationen eingesetzt werden, bei denen auch eine Akupunkturbehandlung aussichtsreich erscheint.

Am Beispiel der Behandlung von Kopfschmerzen kann man die unterschiedliche Herangehensweise der verschiedenen Taping-Ansätze gut erkennen. Das kinesiologische Taping sucht bei Kopfschmerzen nach gestörten Muskel- und Gelenkfunktionen und trägt die Tapes über den verspannten oder blockierten Arealen auf. Das Aku-Taping schließt zusätzlich noch die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten der Chinesischen Medizin mit ein. Nach chinesischen Überlegungen können Kopfschmerzen durch verschiedene Syndrome bedingt sein, z. B. durch aufsteigendes Leber-Yang, eine Leber-Qi-Stagnation oder den Kopf blockierenden Schleim. Nach diesen diagnostischen Kriterien werden zusätzlich Tapes über entsprechende Akupunkturpunkte oder über ganze Leitbahnen geklebt. Aku-Taping ist mittlerweile weit verbreitet und wird im Rahmen der naturheilkundlichen Ausbildung im Medizinstudium an verschiedenen Universitäten gelehrt.

1.1.1 Wirkrichtungen des Aku-Tapings


Die Basis des Aku-Tapings bilden die Überlegungen der Chinesischen Medizin, insbesondere der Akupunktur. Ausgehend von diesen Überlegungen kann sowohl das Überkleben von Leitbahnen als auch das Überkleben einzelner Akupunkturpunkte ähnliche Effekte auslösen wie die Akupunktur selbst. Im Unterschied zur Akupunktur kommt es beim Aku-Taping nicht zu einer Verletzung der Haut. Die Beeinflussung tieferer Schichten kommt nicht durch den direkten Nadeleinstich, sondern über die Verschiebung der darunterliegenden Hautareale zustande.

Analog zur Akupunktur wird auch bei der Indikationsstellung des Aku-Tapings nicht mehr von Indikationen, sondern von Wirkrichtungen gesprochen. Folgende Wirkrichtungen liegen dem Aku-Taping zugrunde:

  • Linderung von Schmerzen
  • Regulation des Muskeltonus
  • Regulation psychovegetativer Störungen
  • Immunmodulation
  • Abschwellung
  • Durchblutungsförderung

Das Behandlungsspektrum umfasst also den gesamten Bereich der mit Akupunktur zu behandelnden Krankheitsbilder und Beschwerden, einschließlich psychosomatischen Störungen und internistischen Erkrankungen. Vornehmliches Ziel ist die Regulation gestörter Funktionen. Zerstörte Strukturen können dagegen nicht durch diese Behandlungsmethode geheilt werden. Eine positive Beeinflussung von Schmerzzuständen, die als Folge degenerativer struktureller Veränderungen (z. B. Arthrose) auftreten, ist durchaus möglich. Sehr gute Behandlungsergebnisse sind insbesondere an verspannter Muskulatur zu erzielen. Als Therapeut sollte man sich dennoch der Beschränktheit der Methode bei strukturellen Erkrankungen bewusst sein und überzogene Erwartungen des Patienten nötigenfalls relativieren.

Modell der Wirksamkeit

Ein exakter Wirkmechanismus wurde wissenschaftlich noch nicht nachgewiesen. Es gibt Erklärungsmodelle, die sich aus den Kenntnissen von Anatomie und Physiologie als Basis der Osteopathie sowie den Erkenntnissen der Akupunkturforschung ableiten lassen:

  • Wirkung über Muskelfaszien: Tapes im Bereich der Muskulatur werden in der Regel im Verlauf der Faszienstrukturen geklebt. Da das fasziale System des Körpers auch die Spannungsregulation der Muskulatur mitbeeinflusst, ist es nach den Erkenntnissen der Osteopathie von entscheidender Bedeutung. Der leichte, aber permanente Zug des auf die Muskulatur aufgebrachten Tapes entspannt das fasziale System und wirkt damit regulierend auf die Muskulatur.
  • Wirkung über das orthosympathische System: 90 % der Masse des orthosympathischen Systems befindet sich im Niveau der Haut. Der Grundtonus der Muskulatur wird wesentlich beeinflusst vom sympathischen Nervengeflecht, das die Arterien begleitet. Durch das Reiben des Tapes ist eine Tonusabsenkung durch Auslösen eines Axonreflexes denkbar. Für diese Theorie spricht, dass sich unter dem Tape häufig Hautrötungen bilden und Patienten über ein leichtes Jucken berichten, evtl. ausgelöst durch eine Histaminfreisetzung.
  • Wirkung über das Bindegewebe: Aus der Akupunkturforschung ist bekannt, dass die Reizung von Akupunkturpunkten offensichtlich über Reizungen des bindegewebigen Systems erfolgt und hier (insbesondere im Grundsystem nach Pischinger) eine Änderung der Organisation des Kollagensystems vornimmt. So werden Reize auf die peripheren Nervenenden übertragen, die wiederum zentrale Auswirkungen haben. Da das aufgelegte elastische Tape zu einer ständigen Verschiebung der Haut gegen die Unterhautschichten führt, kommt es durch die permanente sanfte Reizung des Gewebes möglicherweise zu akupunkturähnlichen Wirkungen. Diese werden in der Praxis auch tatsächlich beobachtet.
  • Wirkung über den dermato-viszeralen Reflexbogen: Bei natürlichen Bewegungen kommt es durch das angelegte Tape zu einer verstärkten Verschiebung der Haut gegen das Unterhautgewebe. Dies führt einerseits zu Bindegewebsmassage-ähnlichen Effekten und einer Aktivierung des Stoffwechsels in diesem beklebten Hautareal. Hierdurch wird reflektorisch im Sinne eines dermato-viszeralen Reflexbogens auch die Stoffwechselfunktion im darunterliegenden Muskelareal aktiviert. Die erhöhte Stoffwechselaktivität bedingt zusammen mit der Verschiebung der Haut einen permanenten mechanischen Reiz mit einer entstauenden Wirkung. Hierdurch lässt sich der Lymphdrainage-Effekt des Aku-Tapings erklären.
  • Wirkung über Mechanorezeptoren: Die durch das Tape dauerhaft gereizten Mechanorezeptoren der Haut führen im Sinne eines negativen Feedbacks zu einer Reduktion von nozizeptiven Afferenzen aus der Peripherie am Hinterhorn des Rückenmarks. So ist die nicht selten zu beobachtende, sofortige Reduktion der Schmerzintensität im behandelten Areal zu erklären.

Alle hier vorgestellten Überlegungen zur Wirkungsweise sind hypothetischer Natur und bislang nicht wissenschaftlich evaluiert.

1.2 Einsatz des Aku-Tapings


Therapeutisch kann das Aku-Taping bei allen Indikationen eingesetzt werden, bei denen auch eine Akupunkturbehandlung aussichtsreich erscheint. Es gilt der Leitsatz: Akupunktur und Aku-Taping können heilen, was gestört ist, reparieren jedoch keine zerstörten Strukturen. Aku-Taping findet außerdem im Rahmen der Präventivmedizin, der rehabilitativen und der Sportmedizin und darüber hinaus während der Schwangerschaft eine breite Anwendung.

  • Sportmedizin: Hier setzt sich der präventive Ansatz weiter durch. Das präventive Tapen speziell belasteter Gelenke bzw. das prophylaktische Tapen von natürlichen Schwachstellen ist ein fester Bestandteil der sportmedizinischen Prophylaxe geworden. Überall dort, wo das Bindegewebe und die Muskulatur einer erhöhten Beanspruchung ausgesetzt sind, kann das Aku-Taping unterstützend eingesetzt...

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