Geschichte der Freimaurerei - Band III - Reprint von 1932

Geschichte der Freimaurerei - Band III - Reprint von 1932

von: Ferdinand Runkel

Edition Lempertz, 2013

ISBN: 9783943883589

Sprache: Deutsch

521 Seiten, Download: 5978 KB

 
Format:  EPUB

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Geschichte der Freimaurerei - Band III - Reprint von 1932



1) ein solches Monopolium früh oder spät gemißbraucht wird, weil dann die Menschen ihre Vorurteile, Privat-Meinungen und ihren Ehrgeiz (wer ist von diesem allem frei?) an die Stelle der Wahrheit setzen, und dann ist man schlimmer daran, als unter dem Drucke der Schafsköpfe.

2) Weil das sicherste Mittel, den Irrtum zu verewigen, und der Bosheit Gelegenheit zu geben, einen festen Gegenplan anzulegen, dieses ist, wenn man aus der großen Mutter-Kirche der Narrheit eine ecclesiam pressam macht. Hiervon bin ich so sicher überzeugt, daß ich selbst bekenne: So sehr ich manche Parteien ehemals verachtet habe, so sehr fühl’ ich mich zuweilen geneigt, jetzt ihre Verteidigung zu übernehmen, seit jeder Beruf zu haben glaubt, einen Stein auf sie zu werfen.

3) Weil wirklich keine Frage schwerer zu beantworten ist, als die: „Was ist Wahrheit?“ Sie muß durch Raisonnement pro et contra aufgelöst werden.

Ich glaube also, daß wir weise handeln, wenn wir uns über Grundsätze vereinigen, diese mit Klarheit und ohne Leidenschaft unermüdet lehren, empfehlen, ausbreiten, dafür kämpfen, uns unterstützen, befördern, uns einander auf den Leuchter zu stellen suchen, andere edle Menschen aus dem Staube hervorziehen, über Unsinn laut lachen; aber jedem erlauben, sich für ebenso klug zu halten und auch seine Waren zu Markte zu bringen, auszuposaunen und zu verteidigen.

Nun was die Freimaurerei betrifft! Dies Federwerk ist sehr abgenutzt. Die Hieroglyphen sind allgemein bekannt, und die Zeremonien hundertmal gedruckt. Schwerlich würde es uns gelingen, einem neuen Zweige dieses Ordens Glauben und Anhang zu verschaffen. Doch käme es freilich darauf an, ob Sie eine neue, wichtige Erklärung der Sinnbilder und Gebräuche zu geben oder einen echten Ursprung zu beweisen im Stande wären, und in diesem Falle würde es in der Tat nicht schwer halten, bald aller Orten festen Fuß zu gewinnen.

Vortrefflich ausgedacht scheint mir der Plan, auf einmal auszusprengen, die Union sei nicht zustande gekommen, und dann erst die Bessern und Sichern enger zu vereinigen.

Den Buchhandel an uns zu ziehen, dabei sehe ich unübersteigliche Hindernisse vor uns. Die Buchhändler, welche einmal im Besitz und Rufe sind, werden sich nicht unter unsere Direktion geben, und die jungen Anfänger, die wir etwa gewinnen könnten, werden von jenen Sosiern unterdrückt werden.

Das Mittel, unter dem Schleier von Lese-Gesellschaften u. d. gl. in allen Städten zu wirken, kömmt mir sehr zweckmäßig vor, so wie überhaupt alle Mittel, welche, ohne Aufsehen zu erregen, und ohne gegen andere intolerant zu verfahren, dahin führen, Grundsätze der Vernunft und Rechtsbeschaffenheit auszubreiten.

Als ich noch in den Rhein-Gegenden lebte, da stand ich unmittelbar mit manchen Fürsten-Höfen in Verbindung. Es würde mir ein leichtes gewesen sein, einen von den Erden-Götterlein zu bewegen, sich als Protektor an die Spitze einer solchen Anstalt zu stellen. Schriftlich läßt sich dergleichen nicht wohl verhandeln, und in diesen Gegenden, wo ich seit 1½ Jahren wohne, ist nichts dergleichen zu tun. Allein ich kann Ihnen zwei Fürsten namhaft machen, bei denen ein irgend geschickter Negociateur gewiß keinen Fehlschritt wagen würde, um sie für eine gute Sache zu gewinnen. Der eine ist der Landgraf von Hessen-Homburg, der warm für alles Edle und Gute, mit allen Tugenden eines Privatmannes ausgerüstet, aber arm und ein Feind von allen Winkelgängen und verdächtigen Mitteln ist. Der andere wäre der sehr verkannte Fürst von Nassau-Saarbrück – ein seiner, verständiger, tätiger Mann ohne Vorurteil, und leicht zu allen Unternehmungen zu bewegen, die einen vernünftigen Zweck haben und nicht zu großen Unkosten verleiten; denn er ist sparsam.

Und nun etwas über Vertrieb der Schriften, Beförderung der Pränumerationen u. s. f. Ich muß hier wieder ganz aufrichtig reden. Die mehresten Männer von Geschäften sind in dem Falle wie ich. Es wird mir wöchentlich eine Menge von Pränumerations-Planen, Ankündigungen u. dgl. zugeschickt. Viel in Gesellschaft zu gehen, dazu hab ich keine Muße. Ich kann also weiter nichts tun, als in einem öffentlichen Blatte bekannt machen, daß ich Pränumerationen auf dies oder jenes annehme, und dann geschieht es denn mehrenteils, daß, wenn das Werk nicht vorzüglich wichtig, der Name des Verfassers nicht sehr berühmt, oder der Pränumerationspreis gegen den zu erwartenden Ladenpreis nicht äußerst geringe ist, sich niemand bei mir meldet, umsomehr, da solcher Ankündigungen eine ungeheure Menge erscheinen. Dies Gewerbe würde uns überhaupt sehr weit führen, viel Zeit unnütz wegnehmen und unsern Kredit schwächen, wenn wir, wie es doch wohl oft der Fall sein würde, aus Gefälligkeit den Debit mittelmäßiger Werke beförderten. Am Ende empfehlen und vertreiben sich ja gute Werke auch von selbst; die Buchhändler honorieren die Arbeiten berühmter Schriftsteller nicht so schlecht, als man es ihnen nachsaget. Nur bei besondern einzelnen Fällen, wenn ein großer, noch nicht in der literarischen Welt bekannter Kopf öffentlich auftreten wollte und Unterstützung bedürfte, oder wenn ein Nachdruck bald zu besorgen wäre; nur dann, dacht ich, sollten wir durch Sammlung von Pränumeranten zu Hülfe kommen. Auch würden dann diese Empfehlungen von größerem Gewicht sein, wenn sie seltner kämen. Mir gehen wahrlich schon jetzt die Leute aus dem Wege, sobald sie sehen, daß ich einen gedruckten Zettel aus der Tasche ziehe, obgleich ich nie etwas auf Pränumeration habe drucken lassen, als meine Klavier-Solos.

Sehen Sie, würdige Männer! das sind meine Gedanken über diesen Gegenstand, mit aller Offenherzigkeit gesagt! – bestimmen Sie nun darnach, in wiefern Sie mich für die Verbindung brauchbar finden, oder nicht! Ich bin von ganzem Herzen

Der Ihrige

Knigge.“

Briefe ähnlichen Inhalts sind in jener Zeit viele an Bahrdt geschrieben worden. Was die Gebildeten angezogen hatte, waren die hohen Worte und Versprechungen, sowie die Hauptzwecke der Union, die im „Geheimen Plan“ folgendermaßen angegeben waren:

„Die Hauptzwecke der Union sind: Vervollkommnung der Wissenschaften, der Künste, des Kommerzes usw., in Sonderheit der Volksreligion. Die Verbesserung der Erziehung und Unterstützung guter Erziehungsanstalten. Hervorziehung gemeinnütziger Talente von aller Art. Belohnung entschiedener Verdienste. Versorgung verdienstvoller Menschen im Alter und Unglück. Versorgung von Mitgliedern der Union hinterlassener bedürftiger Witwen und Waisen. Die allgemeinen Mittel dazu sind: Gemeinschaftliches Wirken durch Rat, Empfehlung und Hülfe. Unterricht in Schriften. Hinlängliche Geldsummen.“

Als aber den Worten keine Taten folgten, ja nicht einmal trotz Eid und Versicherung die Namen der angeblich führenden zweiundzwanzig Männer genannt wurden, weil sie eben nur in der Vorspiegelung Bahrdts existierten, brach das Gebäude zusammen.

Dazu hat besonders die schon erwähnte Gegenschrift Bodes „Mehr Noten als Text“ beigetragen. Es folgten dann weitere Angriffe. Den Anfang machte der Weimarische Legationsrat J. F. Bertuch, der in der Jenaischen Literatur-Zeitung erklärte, daß er kein Mitglied der Union sei, obwohl er in der von Bode veröffentlichten Liste aufgeführt wäre. In einem Brief vom 22. September 1788 spricht er sich neben andern sehr wichtigen Bedenken dahin aus: „Ich bin als alter und erfahrener Freimaurer und Logenbeamter, und als ehrlicher Mann, ein zu abgesagter Feind aller unbekannten Obern und alles unbedingten Gehorsams, als daß ich mich aufs neue den Stiftern und Obern eines neuen Ordens, die ich nicht namentlich kenne, ernstlich verbindlich machen sollte; ferner muß ich auch die Maschine, durch die ich mitwirken soll, und ihre Kräfte, Vollkommenheit oder Mängel, genau kennen, um zu wissen, ob der intendierte Zweck auch durch sie, unter gewissen Voraussetzungen, wirklich erreicht werden könne und werde, oder ich Zeit, Geld, Mühe, und vielleicht auch meinen Namen umsonst daran setze; denn ich tue einen einmal getanen Schritt nicht gerne wieder zurück.“

Als nun auch der Zentral-Geschäftsträger Bahrdts, der Oberamtmann Bartels in Giebichenstein bei Halle, sich zurückzog, war das Schicksal der deutschen Union endgültig besiegelt. Es arbeiteten zwar noch einige Diözesanschaften, aber auch diese stellten bald ihre Tätigkeit ein. Der Gedanke jedoch, der unter den Gebildeten Wurzel gefaßt hatte, blieb bestehen und wirkte sich in anderen Formen aus.

B. Der Bund der Evergeten.


Die deutsche Union der Zweiundzwanzig war eine Art Freidenker-Bund gewesen und hatte sich mit politischen Fragen so gut wie gar nicht beschäftigt. Der Bund der Evergeten ging andere Wege. Er war gegen den Staat gerichtet, wie er sich in dem Preußen Friedrich Wilhelms II. darstellte.

Die beiden Männer, die als Gründer...

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