Sternstunden der Astronomie

Sternstunden der Astronomie

von: Thomas Bührke

C.H.Beck, 2001

ISBN: 9783406475542

Sprache: Deutsch

224 Seiten, Download: 4571 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Sternstunden der Astronomie



„Vielleicht ist noch nie eine größere Forderung an die Menschheit geschehen." (S. 11- 13)

Nikolaus Kopernikus (1473–1543)

Kein Dichter hätte den Tod besser inszenieren können als es die Natur am 24. Mai 1543 in Frauenburg tat. Dort starb Nikolaus Kopernikus, der Mann, der ein Jahrtausende altes Weltbild umstürzte, in dem Erde und Mensch im Mittelpunkt des Universums ruhten. Er stellte die Sonne ins göttliche Zentrum und ließ unseren Planeten mit irrwitziger Geschwindigkeit um sie herumtreiben. Erst auf dem Sterbebett nahm Kopernikus den Erstdruck seines legendären Werkes De revolutionibus orbium coelestium, Über den Umschwung der Himmelskreise, entgegen. Kurz darauf starb er.

Seine Ideen aber lebten fort und führten über ein halbes Jahrhundert später zu dem spektakulärsten Kirchenprozess der Geschichte, in dessen Zuge Kopernikus’ Werk auf den Index verbotener Schriften gesetzt wurde. Erst 1835 sollte es daraus wieder entfernt werden. Kopernikus, dessen heliozentrisches Weltsystem schon einige Jahre vor seinem Tod bekannt geworden war, musste lediglich einige Schmähreden und ihn verhöhnende Fastnachtsspiele über sich ergehen lassen.

Heute steht die Kopernikanische Wende für den Umsturz eines Weltbildes schlechthin. Im Laufe der Jahrhunderte nach ihr musste der Mensch dann einsehen, dass nicht einmal unser Tagesgestirn das Zentrum des Alls ist. Die Sonne und mit ihr die Erde gehören mit hundert Milliarden anderen Sternen zu einer Galaxie, die auch nur eine unter zig Milliarden anderen ist. Sie alle sind Welteninseln in einem Raum ohne Mittelpunkt, der wahrscheinlich ewig expandieren wird und einem Kältetod entgegenstrebt.

Heute, wo uns die modernen kosmologischen Theorien vertraut sind, können wir die Aufregung um die Tat des Domherrn zu Frauenburg kaum noch nachvollziehen. Und in der Tat war nicht nur die Erkenntnis, dass der Mensch nicht im Herzen des Alls und der Schöpfung steht, erschreckend. Sondern dramatischer als je zuvor wurde den Menschen vor Augen geführt, wie sehr uns unsere Sinne täuschen können. Nicht Sonne, Mond und Sterne drehen sich um die Erde, wie es uns tagtäglich erscheint, sondern die Erde dreht sich einmal pro Tag um die eigene Achse, so dass ein Bewohner am Äquator mit rund 1700 Kilometern pro Stunde herumgewirbelt wird. Außerdem rast unser Planet mit hunderttausend Kilometern pro Stunde um die Sonne, ohne dass wir physisch etwas davon bemerken. Die Sinnesorgane liefern uns keine reine Erkenntnis über die Natur. Sie haben sich im Laufe der Evolution lediglich – aber ganz praktisch – zur Orientierung in unserer Umwelt entwickelt. Über das Wesen der Natur sagen sie uns a priori nichts aus.

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