Geheimsprachen - Geschichte und Techniken

Geheimsprachen - Geschichte und Techniken

von: Albrecht Beutelspacher

C.H.Beck, 2002

ISBN: 9783406490460

Sprache: Deutsch

128 Seiten, Download: 672 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Geheimsprachen - Geschichte und Techniken



III. Wieviel Sicherheit gibt es?
oder Wir gegen den Rest der Welt
(S. 37-38)

1. Unknackbare Codes?

Die Sicherheit der im vorigen Kapitel betrachteten Geheimcodes war eine Frage der Zeit; die wesentliche Frage war eigentlich nur, wann sie geknackt würden.

Ob sie überhaupt geknackt werden könnten, diese Frage stellte sich gar nicht: „Es ist klar“, daß jeder Algorithmus irgendwann geknackt werden wird, und eigentlich ist nur interessant, wie lange das Verfahren einsatzfähig bleibt. Der Vigenère- Algorithmus blieb immerhin über 300 Jahre lang unangetastet, und das ist ein respektables Alter.

Ist diese Überlegung richtig? Sollten wir nicht etwas mutiger fragen? Etwa so: Gibt es Algorithmen, die nicht nur 300 Jahre, sondern 1000 Jahre, ja vielleicht sogar für alle Ewigkeit ungeknackt bleiben? Mit anderen Worten: Gibt es unknackbare Geheimcodes?

Eine auf den ersten Blick unglaubliche Vorstellung! Stellen Sie sich vor, daß wir ein Stück Geheimtext abgefangen haben, etwa den Text, der auf Seite 18 als dritter Geheimtext aufgeführt war:

T F Z Z G R E D F Y A B X I F F H X Y.

Nun versuchen wir mit allen Hilfsmitteln der Welt:
- allen Computern und allen Mathematikern, diesen Code zu knakken
- und es gelingt uns nicht!

Damit nicht genug:
- auch alle zukünftigen Computer und alle jemals lebenden Mathematiker und andere Wissenschaftler werden diesen Code nicht knacken können!

Garantiert! Unglaublich! Das gibt’s doch nicht!

Doch. Und wir sind diesem unknackbaren Code schon ganz nah. Denn wir müssen nur den Vigenère-Code zur Vollkommenheit entwickeln.

Anstatt die Alphabete zyklisch zu wechseln, also nach einer gewissen Anzahl von Buchstaben wieder von vorne anzufangen, wählen wir für jeden zu verschlüsselnden Buchstaben ein neues Alphabet, unabhängig von allen anderen. Wir können uns das so vorstellen, daß wir bei jedem Buchstaben die Cäsar-Scheibe wie ein Glücksrad drehen, warten, bis sie stehenbleibt und mit dieser Einstellung verschlüsseln.

Ich habe auf diese Weise den Klartext
D I E S E R S A T Z I S T G E H E I M

verschlüsselt. Dazu habe ich die Scheibe 19 mal gedreht; als Schlüsselbuchstaben habe ich jeweils den Geheimtextbuchstaben gewählt, der dem Klartextbuchstaben
A entsprach. Ich erhielt folgende Schlüsselfolge:
Q X V H C A M D M Z S J E C B Y D P M.

Damit konnte ich den Klartext nach der Vigenère-Methode aus dem ersten Kapitel verschlüsseln:

Schlüssel: Q X V H C A M D M Z S J E C B Y D P M
Klartext: D I E S E R S A T Z I S T G E H E I M
Geheimtext: T F Z Z G R E D F Y A B X I F F H X Y

Der Geheimtext ist genau die Buchstabenfolge, von der ich oben behauptet habe, sie sei ein unknackbarer Text! Warum ist dieser Text unknackbar? Das kann doch gar nicht sein! Im schlimmsten Fall muß man einfach alle Möglichkeiten ausprobieren, und eine muß dann der Klartext sein!?!

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