Zeitrechnung - Von den Sumerern bis zur Swatch

Zeitrechnung - Von den Sumerern bis zur Swatch

von: Thomas Vogtherr

C.H.Beck, 2001

ISBN: 9783406447631

Sprache: Deutsch

129 Seiten, Download: 543 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Zeitrechnung - Von den Sumerern bis zur Swatch



1. Die astronomischen Grundlagen der Zeitrechnung (S. 9-10)

Seit dem Anfang aller Geschichte hat sich die Zeitrechnung der Menschen an den Phänomenen des Himmels ausgerichtet. Der scheinbare Umlauf der Sonne um die Erde in einem geozentrischen Planetensystem gab die Länge eines Sonnenjahres vor. Erst seit Nikolaus Kopernikus (1473–1543) weiß man, daß sich in Wahrheit die Erde in einem heliozentrischen System um die Sonne bewegt. Für die Chronologie jedoch spielte diese Entdeckung keine Rolle.

Naturphänomene wie das Eintreten periodischer Hochwässer, etwa im ägyptischen Niltal, sorgten bei allem Schwanken des genauen Eintrittsdatums doch für das Gefühl, in einer sich wiederholenden Folge immer wieder gleichlanger Zeitabschnitte zu leben. Die allgemeine Erfahrung der Jahreszeiten, ihrer Temperatur- und Niederschlagsschwankungen, der Vegetationsperioden und der davon abhängigen Landwirtschaft taten ein übriges, den Ablauf der Jahre deutlich zu empfinden. Südlich und östlich des Mittelmeeres entwickelten sich daraus Jahresteilungen in zwei Jahreszeiten, in den gemäßigteren Breiten nördlich des Mittelmeeres herrschte die Vierteilung des Jahres vor.

Der Ablauf von Neumond zu Neumond strukturierte kürzere Zeitspannen von 29–30 Tagen Dauer. Noch kürzere Abschnitte wurden durch die einzelnen Mondphasen, durch Abstände zwischen Markttagen oder durch die Abstände der christlichen Sonntage bzw. vergleichbarer Feiertage gebildet. Die „Woche“ konnte auf diese Weise, je nach dem jeweils geltenden Kalender oder den ihm zugrundeliegenden kulturellen Normen, sehr unterschiedliche Längen annehmen. Die siebentägige Woche des Christentums, nach dem Ablauf der Schöpfungsgeschichte gebildet, gleichzeitig aber auch als das knappe Viertel eines Mondmonats anzusehen, ist nur eine von mehreren, gleichberechtigt miteinander konkurrierenden Einteilungen dieser Art.

Víelgestaltige Himmelsphänomene ließen sich beobachten. Die Länge eines Schattens wechselte mit der Tageszeit ebenso wie mit den Jahreszeiten. Die Intensität der Sonneneinstrahlung mochte bald stärker, bald schwächer sein und auf diese Weise ebenfalls den Wechsel der Jahreszeiten anzeigen. Das Aufgehen der Sonne und des Mondes war am Himmel sichtbar und folgte in ganz ähnlicher Form Tag für Tag aufeinander. Denen, die diese Vorgänge beobachteten, prägten sich Regelmäßigkeiten ein. Denen, die die Regelmäßigkeiten begriffen hatten, war innerhalb gewisser Grenzen die Vorausberechnung künftiger Himmelsphänomene möglich.

Hinter den Himmelsphänomenen vermutete man in den meisten Religionen und Kulturen der menschlichen Frühzeit göttliches Wirken. Vorgänge wie die am Himmel sichtbaren Wechsel zwischen Helligkeit und Dunkelheit, zwischen verschiedenen Formen des Mondes oder wechselnden Sternenhimmeln entzogen sich menschlicher Erklärbarkeit, wurden Göttern zugeschrieben, die man sich als Personifizierungen der Himmelskörper, des Tages oder der Nacht vorstellte. Diejenigen, die das Kommen und Gehen, das Wirken dieser Götter vorhersagen konnten, waren Schamanen, Priester, Geistliche, deren Vorhersagen die Unkundigen mit dem Respekt des Nichtwissenden gegenüber dem Experten begegneten und nach deren Interpretationen der Himmelsphänomene sie sich richteten.

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