Abschied von der Spaßpädagogik. Für einen Kurswechsel in der Erziehung

Abschied von der Spaßpädagogik. Für einen Kurswechsel in der Erziehung

von: Albert Wunsch

Kösel-Verlag, 2003

ISBN: 9783466306190

Sprache: Deutsch

231 Seiten, Download: 1338 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Abschied von der Spaßpädagogik. Für einen Kurswechsel in der Erziehung



Eigenständigkeit (S. 173-174)

Was Kinder zum Leben brauchen

Der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch, wenn er der Selbstbeherrschung fähig ist und sie auch ausübt. (Mahatma Gandhi)

Dass viele Kinder mit acht oder zehn Jahren noch keine Schnürsenkel binden können, wurde spätestens durch eine Titelstory des SPIEGEL im August 2000 zu »Alles haben, alles dürfen, alles wollen – Die verwöhnten Kleinen« ins Blickfeld gerückt.75 Aber was soll’s, es gibt als Alternative ja den Klettverschluss. Angesichts der vielen Schnürsenkel, die meist dutzendweise gleichzeitig gebunden werden sollen, ist es nachvollziehbar, dass eine große Koalition von Erzieherinnen und Sportlehrern den Erfinder dieses Ruck-Zuck-Verschlusses zum ›Nobelpreis für Zeitgewinn und Stressreduktion‹ vorschlug.

Aber mit der Entwicklung alternativer Befestigungssysteme wird auch deutlich, wie zeitabhängig das ist, was Kinder später als Erwachsene wirklich brauchen: Ist es schon überholt, kochen zu lernen, wenn rund um die Uhr auf Fastfood zurückgegriffen werden kann? Was soll beispielsweise durch Auswendiglernen erreicht werden, wenn unterschiedlichste Datenträger jederzeit angezapft werden können? Wird es langfristig betrachtet nicht sehr frustrierend und ineffektiv sein, Kindern mühevoll gute Lebensregeln mit auf den Weg zu geben, wenn deren Einhalten in Politik und Gesellschaft immer mehr zur Ausnahme wird?

Essenzielles: Damit Kinder wachsen und erstarken können

»Für die Erziehung eines Kindes braucht man ein ganzes Dorf«, lautet eine afrikanische Spruchweisheit. Mit dieser Metapher eröffnen Petra Gerster und Christian Nürnberger den Abschnitt »Das Verschwinden der Milieus« innerhalb ihrer Auseinandersetzung mit dem »Erziehungsnotstand«. Damit wird die Wichtigkeit unterstrichen, dass förderliche Bedingungen des Aufwachsens eine Entsprechung in einem gedeihlichen gesellschaftlichen Klima benötigen. Existiert dieses nicht, wird elterliche Erziehung zum Stückwerk. Wenn ein Kind beispielsweise wirklich viel Vertrauen im Elternhaus erfährt, aber im direkten Umfeld auf Mauern der Unfreundlichkeit und Harschheit stößt, wird sehr schnell Misstrauen wachsen. Auch wenn die hier zusammengetragenen Gedankenanstöße sich in erster Linie an Eltern richten, so bieten sie aber auch die Chance, den gesamten Umgang von Erwachsenen mit Kindern förderlicher zu gestalten.

Zwischen Vogelhochzeit und Flüggewerden

Zuerst hatte ich dem Vogel-Pärchen beim Nestbau zugesehen, und flugs war auch schon die Zeit des Brütens vorüber. Die Eltern waren nun voll auf den frisch geschlüpften Nachwuchs konzentriert.

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