Die Energiewende und ihre Folgen für die Immobilienwirtschaft: Eine Studie im Kontext der Nachhaltigkeit
von: Niel Gunawardena
Diplomica Verlag GmbH, 2014
ISBN: 9783842836273
Sprache: Deutsch
131 Seiten, Download: 39020 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
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Die Energiewende und ihre Folgen für die Immobilienwirtschaft: Eine Studie im Kontext der Nachhaltigkeit
Textprobe: Kapitel 3, Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft: Die Immobilienbranche spielt eine wesentliche Rolle bei der Energiewende. Immobilien sind in den OECD-Ländern für 25-40% des Energieverbrauchs, 30% der Rohmaterialnutzung, 20-40% der globalen Treibhausgasemissionen und 30-40% der Abfallproduktion verantwortlich (zu den detaillierteren Zahlen in Deutschland vgl. Kapitel 3.5 unten). Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Energiewende. Nur ein nachhaltig aufgebautes Energiesystem ist langfristig tragbar. Dazu gehört auch, dass alle Akteure in der Marktwirtschaft nachhaltig wirtschaften. Deutschland ist hier auf einem guten Weg sich zu entwickeln. Auch in der Immobilienbranche gibt es mittlerweile viele Bestrebungen in dieser Richtung. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es wichtig und sinnvoll ist eine langfristig angelegte Strategie zu fahren. Man könnte aber auch sagen, dass die Energiewende ein integraler Bestandteil der Nachhaltigkeit ist. Denn, bei umfassender Betrachtung ist ein wirklich nachhaltiges System auf globaler Ebene nicht ohne Energiewende möglich. Die Energiewende und der Nachhaltigkeitsgedanke sind also sehr eng miteinander verflochten und sollten deshalb auch zusammen betrachtet werden. 3.1, Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit: In der Literatur gibt es verschiedene Konzepte zum Thema Nachhaltigkeit, denen unterschiedliche Ansichten zugrunde liegen. Dabei wird die Nachhaltigkeit in Bezug auf ihre verschiedenen Dimensionen oder auch Säulen dargestellt. Diese Dimensionen sind die ökologische, ökonomische, soziale und in manchen Modellen auch die institutionell-politische Nachhaltigkeit. Das sogenannte Ein-Säulen-Modell gibt der ökologischen Dimension Vorrang vor allen anderen Dimensionen. Treten also Spannungen zwischen den verschiedenen Dimensionen auf werden sie zugunsten der Umweltdimension entschieden. Diese sehr radikale Sichtweise lässt deshalb viele andere Aspekte der Nachhaltigkeit außer Acht, wie z.B. Gerechtigkeitsfragen, Entwicklungsprobleme oder das Vermächtnis von Kulturgütern an zukünftige Generationen. Das häufiger vertretene und auch in den Wirtschaftswissenschaften anerkannte mehrdimensionale Konzept ist das Drei-Säulen-Modell, auch magisches Dreieck oder Triple-Bottom-Line-Ansatz genannt (vgl. auch Darstellung 11). Beim Drei-Säulen-Modell stehen die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension auf einer Ebene. Der Vorrang einer Dimension wird somit ausgeschlossen. Ökologische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt wie der Mensch mit der ihm gegebenen Umwelt und ihren Ressourcen umgehen soll. Dafür haben sich drei ökologische Managementregeln etabliert: 'Die Nutzungsrate erneuerbarer natürlicher Ressourcen (wie Waldbestände, Fischvorkommen), soll ihre Erneuerungsrate nicht überschreiten; nicht erneuerbare Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden wie erneuerbare Ressourcen als Ersatz bereitgestellt werden; Emissionen und Abfälle sollen die Aufnahmefähigkeit der Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden) nicht übersteigen (Assimilationsregel).' Die Erde wird als Ökosystem betrachtet, welches nur so stark belastet werden soll, wie es sich selbst regenerieren kann. Eine Schwierigkeit besteht darin, die Grenzen der Belastung abzuschätzen, bevor der Punkt der Unumkehrbarkeit erreicht ist (z. B. das Umkippen des Ökosystems eines Sees). Durch ausprobieren kann dies zwar festgestellt werden, verbietet sich aber auf globaler Ebene im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber zukünftiger Generationen. Eine Möglichkeit vorausschauend zu agieren ist gewisse Bandbreiten, sozusagen als Leitplanken, aufgrund von Erfahrungen, gesammeltem Wissen und Erkenntnissen aus der Forschung festzulegen. Ökonomische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens. So beeinflusst die Art und Weise des Wirtschaftens ob und wie viel Emissionen und Abfälle dabei entstehen. Die Grundlage des Wirtschaftens sind die Rohstoffe, welche es in einem Maß zu nutzen gilt, dass auch zukünftige Generationen noch damit wirtschaften und leben können. So soll aber auch die Grundversorgung aller Menschen sichergestellt sein. Die Menschen sollen die Möglichkeit haben sich, momentan sowie in der Zukunft, zu verwirklichen und einer Beschäftigung nachzugehen. 'Ziel des ökonomischen Systems ist die Wohlfahrtsmaximierung des Individuums und der Gesellschaft.' Eine offene Frage dieser Dimension ist die Thematik des Wirtschaftswachstums. Es stellt sich die Frage, ob und wie ein dauerhaftes quantitatives Wachstum vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit gerechtfertigt werden kann. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung in absehbarer Zeit wieder abnehmen wird, was in Deutschland auch jetzt schon der Fall ist. Die Selbstverständlichkeit von unbegrenztem Wirtschaftswachstum unter Verbrauch der endlichen Ressourcen der Erde ist die seit ca. 200 Jahren dominierende Denkweise. In der Antike und im Mittelalter spielte Wirtschaftswachstum noch keine Rolle. Das Wirtschaften ist verbunden mit dem Erwerb und der Mehrung von Geld. Wirtschaften unter Stagnation oder sogar Verminderung scheint aus heutiger Sicht völlig absurd, wird aber in Anbetracht der sich zuspitzenden Verhältnisse in Zukunft der Diskussion bedürfen. Soziale Nachhaltigkeit: In dieser Dimension geht es vor allem um die Verteilungsfrage. Jeder hat ein Recht auf die sogenannten sozialen Grundgüter sowie deren Weiterentwicklung und Weitergabe an zukünftige Generationen. Wohnen, Kleidung, Lebensmittel, elementare politische Rechte und das Leben selbst sind dabei die individuellen Güter. Dazu gehören aber auch soziale Ressourcen wie z.B. Solidarität, Toleranz oder Gemeinwohlorientierung. Die soziale Nachhaltigkeit soll jedem Individuum ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und eine gerechte Verteilung von Wohlstand erreichen.