Die Macht der Pharaonen - Waffen und Militär im alten Ägypten

Die Macht der Pharaonen - Waffen und Militär im alten Ägypten

von: Peter W.F. Heller

engelsdorfer verlag, 2013

ISBN: 9783954882595

Sprache: Deutsch

473 Seiten, Download: 20755 KB

 
Format:  EPUB

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Die Macht der Pharaonen - Waffen und Militär im alten Ägypten



Die strategische Lage


Ägypten liegt zwischen dem 22. und dem 32. Breitengrad im subtropischen Trockengürtel Nordafrikas. Das Nildelta gehört zur mediterranen Klimazone mit etwas Winterregen, was aber keinen klimatischen Einfluß auf das restliche Ägypten hat.

Die libysche Wüste reicht bis an das westliche Ufer des Assuanstausees am südlichsten Ende Oberägyptens (Abb. 1). Dort wurde die bisher höchste Temperatur der Erde festgestellt, nämlich 58,6 Grad Celsius, gemessen im Schatten und in der offiziellen Höhe von zwei Metern über Grund. Das kalifornische „Tal des Todes“, Death Valley, belegt mit 56,7 Grad nur Platz Zwei auf der Skala der heißesten Orte.

Luxor, das ehemalige Theben und ebenfalls in Oberägypten gelegen, ist nicht ganz so heiß; von Mai bis August liegt die durchschnittliche Tagestemperatur „nur“ bei 40 Grad. Der kälteste Monat ist der Januar, der aber auch noch mit durchschnittlichen 23 Grad aufwarten kann. Von Februar bis April klettert die Tagestemperatur auf 35 und sinkt von 39 Grad im September auf 25 Grad im Dezember.

Bis in die Jungsteinzeit herrschte in Ägypten ein äquatorialafrikanisches Klima, feuchtheiß mit häufigen tropischen Regengüssen. Die Wandlung zum heutigen Wüstenklima mit durchschnittlich nur einem einzigen Regenfall in einem Zeitraum von 40 Jahren war zu Beginn des Alten Reiches abgeschlossen.

Vor allem diesem trockenen Wüstenklima mit einer nahezu konstanten Luftfeuchte von etwa 30 Prozent ist es zuzuschreiben, daß sich so viele Zeugnisse des untergegangenen Reiches der Pharaonen so hervorragend erhalten haben, denn bei einer Luftfeuchte unterhalb 35 Prozent findet praktisch keine biologische Zersetzung mehr statt.

Die Grenzen des pharaonischen Ägyptens entsprachen im großen und ganzen denen des heutigen, wobei der moderne Ägypter viel Wert auf die Feststellung legt, daß auch der Sinai ein Teil Ägyptens ist.

Die Alten Ägypter hatten eine sehr einfache Vorstellung von der Welt, welche dazu noch fest in der Religion verankert war.

Für sie war die Erde eine Scheibe, die von den Wellen eines Ur-Ozeans umspült und vom Nil in zwei Hälften geteilt wurde. Den Erdboden bildete der Körper des Gottes Geb, den Himmel der Leib der Göttin Nut. Getrennt wurden beide durch die Luft, verkörpert durch Gott Schu. An den vier Ecken der Welt standen Stützen, die den Himmel trugen und in vielen Gräbern als Arme und Beine der über die Erde gewölbten Nut dargestellt sind (Abb. 2).

Abb. 2: Die ägyptische Weltvorstellung.

Da sich der Ägypter mit dem Gesicht nach Süden orientierte, meinte er den Westen, wenn er vom Land „rechts des Nils“ und den Osten, wenn er vom Land „links des Nils“ sprach.

Diese Aufteilung reichte für den „Normalgebrauch“ aus, sollte jedoch eine der Himmelsrichtungen genauer beschrieben werden, hatten diese ihre Synonyme:

Norden (mHtj)

Schlangenhalspanther (Fabelwesen)

(Abb. 3).

Süden (rswt)

Mischwesen mit einem Horn, eventuell

Elefant oder Nashorn, oder Satis, die

Göttin von Elephantine (Abb. 4).

Osten (j#bt)

Greifvogel, Horus des Horizonts

(Abb. 5).

Westen (jmnt)

Gott Seth (Abb. 6).

Doch warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? – Der geographische und mythologische Raum wurde von den Alten Ägyptern in Nordost (mHtj-j#btj), Südost (rsj-j#bt), Nordwest (mHtj jmntj) und Südwest (jmnt-rsj) festgelegt.

Entlang des Stromes erstreckt sich das Fruchtland, das fruchtbare Land, taa (t#), aus bis zu 12 Meter dicken Schichten schwarzen Nilschlamms, welches kemet (kmt) genannt wurde, schwarzes Land, gleichzeitig auch die Bezeichnung für Ägypten. Wie eine langgestreckte Oase durchzieht das Fruchtland die karge Wüstenlandschaft, heute an keiner Stelle breiter als 20 Kilometer.

Jenseits des Fruchtlandes begannen die Fremdländer, schasut (X#st), die von barbarischen Völkern bewohnt wurden. Die schasu (S#w) waren die direkten und ungeliebten Nachbarn der Ägypter, nämlich die nomadisierenden Beduinen der Wüste.

Über weite Strecken der ägyptischen Geschichte waren die Kenntnisse über diese Fremdländer selbst bei gebildeten Ägyptern mehr als beschränkt.

Rechts vom Nil, also im Westen, liegt die libysche Wüste, deren Oasen von den Libyern bewohnt wurden. Dieser Teil der Sahara ist als flachwelliges Kalksteinmassiv ausgebildet und geht in Oberägypten in das Tafelland des Nubischen Sandsteins über.

Im Süden grenzte Nubien, gern als „das elende Land Kusch“ bezeichnet, an Oberägypten, welches dem heutigen Sudan entspricht. Links vom Nil beginnt die arabische Wüste, die sich am Ostrand des afrikanischen Kontinents zu einem Granitgebirge aufwölbt, welches sich über einen Grabenbruch bis in den Süden des Sinai fortsetzt.

Jenseits dieser Wüstenei befindet sich das Rote Meer, eben jener Grabenbruch, über welches man zu sagenumwobenen Regionen vorstoßen konnte, wie zum Beispiel dem geheimnisvollen Gold-und Weihrauchland Punt.

Weit im Norden, soviel wußte man, irgendwo im „Großen Grünen“, wie das Mittelmeer genannt wurde, verbarg sich keftiu (Kftjw), die Insel Kreta. Zu späterer Zeit erweiterte sich der Horizont um die „Inseln inmitten des Meeres“, die Ägäis.

Im Nordosten, jenseits des Sinai, begann Asien, welches aus ägyptischer Sicht von so unerfreulichen Völkern wie den Assyrern, Babyloniern, Hethitern und Syrern bewohnt wurde. Im Neuen Reich wurde der Sinai angegliedert und damit wurden Phönizier und Kanaaniter Bewohner des Ägyptischen Reiches, wenn auch ungefragt und nicht ganz freiwillig.

Abb. 3: Der Schlangenhalspanther.

Die Lebensader Ägyptens war und ist der Nil, der mit seiner alljährlichen Flut den fruchtbaren Schlamm brachte, der die Wüste entlang des Stromes überhaupt erst zu Ackerland machte, zumindest bis zum Jahre 1968. Danach fielen die Fluten wortwörtlich flach, weil sie seither vom großen Stausee bei Assuan abgefangen und nur noch in dosierter Menge und völlig schlammfrei weitergegeben werden.

Der Nil ist mit fast 6700 Stromkilometern der längste Fluß der Erde. Er entsteht aus dem Zusammenfluß des Blauen und des Weißen Nils auf der Höhe des sudanesischen Khartum, beide von weiteren Zusammenflüssen gespeist, von denen einer den Victoria- und Albertsee durchfließt und im zentralafrikanischen Burundi entspringt.

Die Ursache für die alljährliche Nilüberschwemmung ist das zeitliche Zusammenfallen der Schneeschmelze im äthiopischen Hochland mit der Regenzeit im subtropischen Schwarzafrika.

In der Antike teilte sich der Nil in fünf Mündungsarme auf, die in breiter Fächerung und verzweigt in zahlreiche Kanäle und Nebenkanälen ein fruchtbares Delta bewässerten, bevor sie sich in das Mittelmeer ergossen (Abb. 7). Heute sind, bedingt durch Verschlammung, Landsenkung und Nachlässigkeit, nur noch zwei Arme übrig.

Auf seinem Weg nach Ägypten legen sich dem Strom zwischen Khartum und Assuan gewaltige Granitbarrieren in den Lauf, die mit ihren schroffen Klippen, Untiefen und Stromschnellen das Passieren zu Schiff unmöglich machen, die sechs Nilkatarakte.

Schon im Alten Reich wurde daher versucht, den ersten Katarakt bei Assuan durch den Bau eines Kanals schiffbar zu machen. Lediglich vier Katarakte sind noch vorhanden, zwei sind nur noch Bodenerhebungen auf dem Grund des Assuansees.

Der Nil bestimmte das Leben der Ägypter; wie tief die Verbundenheit mit dem Strom war und wie sehr er verehrt wurde, zeigt sich aus dem Nilhymnus, den der Dichter Cheti vor rund 4000 Jahren auf einem Papyrus niederschrieb1:

Preis Dir, Nil, der Du aus der Erde entspringst, hervorkommst, um Ägypten mit Leben zu begaben.

Du Verborgener, der dunkel aus der Tiefe zu Tage kommt, Du Schlamm Oberägyptens, der die Sümpfe tränkt, von Re erschaffen, um alle Durstigen zu erquicken.

Der auch die Wüsten sättigt, die fern sind von Deinem Lauf, mit vom Himmel fallendem Tau.

Du Geliebter des Geb, Du Leiter des Korngottes, der auch die Werkstatt des Ptah versorgt.

Herr der Fische, der Du dem Flug der Zugvögel stromauf die Richtung weist, kein Vogel kommt zur falschen Zeit, der Gerste schafft und Emmer wachsen läßt, der die Tempel festlich ausstattet.

Fehlt es an Wasser, dann schnürt es den...

Kategorien

Service

Info/Kontakt