Baedeker Reiseführer Florida

Baedeker Reiseführer Florida

von: Axel Pinck

MairDuMont, 2015

ISBN: 9783829794381

Sprache: Deutsch

450 Seiten, Download: 29498 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Mehr zum Inhalt

Baedeker Reiseführer Florida



Geschichte


Relikt aus kolonialspanischer Zeit in St. Augustine

Von den Paläoindianern zum Space Shuttle


Für manche Zeitgenossen beginnt Floridas Geschichte erst mit Micky Maus und Walt Disney. Doch auf der sonnigen Halbinsel im Südosten der USA sind menschliche Spuren seit mindestens 12 000 Jahren nachweisbar.

INDIANISCHE UREINWOHNER


12.-10. Jt.v.Chr. Fischer, Jäger und Sammler kommen auf die Halbinsel Florida.
7. Jt. v. Chr Erste Siedlungen entstehen.
16. Jh. n. Chr. Ca. 100 000 Indianer leben auf der Halbinsel Florida.

Vorstoß in mehreren Schüben

Forscher nehmen an, dass die indianischen Ureinwohner Nordamerikas vor etwa 30 000 bis 10 000 Jahren – am Ende der letzten Eiszeit – von Nordasien aus über die seinerzeit bestehende Bering-Landbrücke nach Nordamerika vordrangen. Die in mehreren Schüben und in unterschiedlicher ethnischer Zusammensetzung eingewanderten Gruppen entwickelten eigene Kulturen. Vor zirka 12 000 bis 10 000 Jahren tauchten die ersten nomadisierenden Fischer, Jäger und Sammler auf der Halbinsel Florida auf. Zahlreiche Quellen, fischreiche Seen und Flüsse, seichte Lagunen, Buchten voller Muscheln und anderer Meerestiere, eine üppige Vegetation und ein reicher Wildbestand boten das ganze Jahr über günstige Lebensbedingungen.

Älteste Funde

Älteste menschliche Spuren hat man südlich von Sarasota bei Warm Mineral Springs entdeckt und auf ein Alter von 10 000 Jahren datiert. Bei Titusville ist ein ca. 8000 Jahre alter Lagerplatz nachgewiesen. Vor rund 9000 gründeten Paläoindianer an Quellen und Flussläufen erste Siedlungen. Tonscherben, Kupfer, Eisenerz und Maiskörner weisen auf Handelsbeziehungen mit Völkern am Mississippi und in Mexiko hin. Palisadenbewehrte Dörfer entstanden, die Stammesgesellschaften gliederten sich in Hierarchien. Ranghohe Tote wurden in bis zu 30 Meter hohen Erdhügeln bestattet, den sog. Mounds.

Indianer

Im frühen 16.Jh., als erste Entdeckungsreisende aus Europa die Halbinsel Florida auskundschafteten, lebten hier zirka 100 000 indianische Ureinwohner, die sich in mehrere Völker untergliederten. In Nordflorida wohnten die Apalachee und die Timuacan als Ackerbauern. Die Südwestküste war das Territorium der kriegerischen Calusa. Sie lebten hauptsächlich vom Fischen und der Jagd. Mit ihren Kanus wagten sie sich bis nach Kuba. An der Südostküste lebten kleinere Stämme, darunter die Tequesta, Mayaimi und Jeagas. Sie lebten vom Fischen im Atlantik und der Jagd in den Sümpfen.

Palisadengeschützte Indianersiedlung zur Zeit der ersten Europäer

Untergang der Indianer

Im 16. und 17. Jh. wurde die indianische Bevölkerung vor allem durch die in die Neue Welt vordringenden Spanier, Franzosen und Engländer dezimiert. Viele Indianer fielen den von Europäern eingeschleppten Krankheiten (bes. Grippe) zum Opfer. Im 18. Jh. verließen letzte größere Gruppen der Timucuan und Apalachee Florida zusammen mit den sich nach Kuba zurückziehenden Spaniern.

SPANIER, FRANZOSEN UND BRITEN


1492 Kolumbus entdeckt Amerika.
1513 Ponce de León nimmt die von ihm »La Florida« genannte Halbinsel für Spanien in Besitz.
1563/1564 Französische Kolonisten unternehmen einen vergeblichen Siedlungsversuch.
1763 Im Frieden von Versailles kommt Florida an Spanien zurück.
1821 Spanien tritt Florida an die USA ab.

Kolumbus und die Folgen

Bald nach der Entdeckung der Neuen Welt durch Kolumbus im Jahre 1492 machte sich auch der im Dienste des englischen Königs Heinrich VIII. reisende Giovanni Caboto (John Cabot) auf den Weg nach Amerika. Man nimmt an, dass er die Halbinsel Florida noch Ende des 15. Jh.s zumindest gesehen und vielleicht auch kartografiert hat. Auf einer spanischen Karte von 1502 sind die Umrisse einer Florida ähnelnden Halbinsel zu erkennen. Der wohl erste Europäer an Floridas Stränden war der Spanier Juan Ponce de León. Am Ostersonntag 1513 sichtete er die Küste, sechs Tage später landete er bei St. Augustine und nahm das Land für die spanische Krone in Besitz. Auf seiner zweiten Reise 1521 wurde er an der Golfküste von einem Indianerpfeil tödlich getroffen, doch da hatte er den Konquistadoren die Tür nach Florida bereits geöffnet. Nun suchten diese auch in Florida nach Gold. 1528 landete Pánfilo de Narváez in der Tampa Bay und zog mordend und sengend, aber letztlich erfolglos mit seinen Soldaten nordwärts. 1539 folgte Hernando de Soto mit tausend Soldaten zunächst Narváez´ Route. Von der verängstigten Indianern erpressten Kunde unermeßlich reicher Städte im Norden vorangetrieben, zog er 6000 Kilometer durch Georgia, Tennessee, South Carolina, Arkansas und Mississippi. 1542 erlag er am Mississippi dem Fieber, der Rest seiner von feindlichen Indianern nahezu aufgeriebenen Truppe schlug sich über Land bis nach Mexiko durch. Nach einer weiteren desaströsen Expedition unter Tristán de Luna, die 1559 in Pensacola eine Siedlung gründen sollte, doch im Sturm unterging, verlor die spanische Krone vorübergehend das Interesse an Florida.

BAEDEKER WISSEN ?


Pascua Florida


In Anlehnung an die spanische Bezeichnung für das Osterfest »Pascua Florida« nannte der spanische Konquistador Juan Ponce de León das von ihm am Ostersonntag des Jahres 1513 gesichtete neue Land »La Florida«.

Konkurrenz zwischen Spaniern und Franzosen

Strategisch blieb Florida gleichwohl bedeutsam. Spanische Festungen halfen von hier aus die Goldtransporte aus Mexiko zu sichern. Deshalb mochte sich Madrid auch nicht mit den französischen Hugenotten abfinden, die 1564 unter Jean Ribault am St. John´s River das Fort Caroline errichteten. Ein Jahr später zerstörte eine spanische Expedition unter Pedro Menéndez de Avíles das Fort. Danach begann Menéndez die Küsten mit einer Kette wehrhafter Forts, darunter St. Augustine, zu sichern und entlang der Nordgrenze Missionsstationen anzulegen. Bereits 1570 war Florida eine Provinz Neuspaniens, doch im Vergleich zu den übrigen Provinzen, darunter Mexiko und Venezuela, galt es als armer Hinterhof. Im Jahre 1586 brannte der berüchtigte Freibeuter Sir Francis Drake St. Augustine nieder, die Spanier antworteten mit dem Bau des trutzigen, noch heute stehenden Fort San Marcos. Erneute Unstimmigkeiten mit den Franzosen wurden ohne Blutvergießen beigelegt: Neuspanien erlaubte die französischen Siedlungen Mobile und New Orleans, im Gegenzug verpflichteten sich die Bourbonen, keine Kriegsschiffe in den Golf von Mexiko zu senden.

Spanische Missionsstationen

Obwohl die Spanier ihre Herrschaft über Florida mehr als zwei Jahrhunderte aufrechterhalten konnten, waren nur wenige Neusiedler bereit, sich außerhalb spanischer Militärstützpunkte oder Missionsstationen niederzulassen. Daher begannen die Spanier 1565 mit dem Bau von Missionsstationen. Eine Siedlungskette sollte sich von St. Augustine aus nordwärts durch das Siedlungsgebiet der Timucua bis an die Nordgrenze der spanischen Einflusssphäre erstrecken, die andere von St. Augustine westwärts ins Gebiet der Apalache und bis Pensacola. Eine der wichtigsten Missionssiedlungen war San Luis de Talimali, die 1656 an der Peripherie der heutigen Hauptstadt Tallahassee angelegt worden ist. Hier und auch in anderen Missionen haben die heimischen Indianer und die spanischen Franziskanermönche und Militärs friedlich zusammen gelebt, denn neben einer christlichen Kirche und einem Rathaus gab es auch ein Indianerdorf mit Versammlungshalle und einem Feld für rituelle Ballspiele.

Der Vertrag von Paris und seine Auswirkungen

Ernstere Rivalen waren die Briten. 1762 nahmen sie Havanna ein, 1763 diktierten sie im Vertrag von Paris den im Siebenjährigen Krieg geschlagenen Franzosen ihre Bedingungen. Darin mussten sich diese für immer aus Nordamerika verabschieden. Und Spanien musste zusehen, wie Florida britisch wurde. Zwar hielten auch die neuen Herren die Kolonie kurz, doch agierten sie als die Spanier: Zur Vereinfachung der Verwaltung teilten sie zunächst die Halbinsel in Ostflorida (Hauptstadt: St. Augustine) und Westflorida (Hauptstadt: Pensacola), dann förderte der Gouverneur die Einwanderung von Familien aus Europa und den 13 Kolonien im Norden. Entlang der schiffbaren Flüsse entstanden Baumwoll-, Indigo- und Zuckerrohrplantagen, die von Sklaven bewirtschaftet wurden. Tropische Hölzer wurden nach South Carolina verschifft. Zum ersten Mal erwirtschaftete Florida einen bescheidenen Wohlstand.

Zweite spanische Periode

Umso schmerzhafter traf die britischen Siedler 20 Jahre später die hohe Politik. Der englische König gab seine ihm während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs treu ergebenen Untertanen 1783 im Frieden von Versailles nicht den jungen USA, sondern an Spanien zurück. Dieses hatte zwei Jahre zuvor bereits Pensacola zurückerobert. Die Spanier wurden ihres Erfolges jedoch nicht froh. Erst verließen die britischen Siedler Florida in Scharen. Dann überquerten von den Amerikanern vertriebene Seminolen die Grenze und ließen sich in Florida nieder. Die Praxis der Indianer,...

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