Hausboot Smalltalk - Plaudereien über Wasserwege, Kanäle und Hausbootfahren

Hausboot Smalltalk - Plaudereien über Wasserwege, Kanäle und Hausbootfahren

von: Torsten Krone

Books on Demand, 2018

ISBN: 9783739296739

Sprache: Deutsch

264 Seiten, Download: 22061 KB

 
Format:  EPUB

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Hausboot Smalltalk - Plaudereien über Wasserwege, Kanäle und Hausbootfahren



Schiffe und Hausboote – damals und heute


Ein wenig Bootgeschichte


Die Geschichte der Boote reicht viele Jahrtausende zurück. Die ersten »Seefahrer« waren Menschen, die vor 40.000 Jahren Australien über einen etwa 100 km breiten Seeweg besiedelten. Damals lag der Meeresspiegel deutlich tiefer als heute. Funde von Paddeln in Südfinnland aus der Zeit um 9500 v. Chr. sowie in England und Schleswig-Holstein aus dem 8. und 7. Jahrtausend v. Chr. zeigen, dass man in Nordeuropa nach dem Rückzug des Eises der letzten Eiszeit mit Booten unterwegs war. Um 6000 v. Chr. soll es bereits einen Seehandel im Mittelmeerraum gegeben haben. Die Boote waren Einbäume: leder- oder papyrusbespannte leichte Wasserfahrzeuge oder Flöße aus Stämmen, die von aufgeblasenen Bälgen aus Ziegen- oder Kamelfell getragen wurden. Die ältesten Schiffsdarstellungen Ägyptens sind um 5000 v. Chr. datiert. Sie zeigen, dass der Nil, das Mittelmeer und das Rote Meer befahren wurden. Ab 3000 v. Chr. ersetzte man in Ägypten bei größeren Schiffen die Paddel durch Ruder. Zum Transport der bis zu 60 t schweren Steinblöcke für den Pyramidenbau aus dem 1.000 km entfernten Assuan-Steinbrüchen auf dem Nil nach Oberägypten brauchten die Schiffe mehr Schubkraft. Nicht nur die Ägypter bzw. deren leidende Sklaven konnten große Lasten transportieren; auch in England beförderten die Menschen im ausgehenden 3. Jahrtausend v. Chr. große Steine zum Bau von Stonehenge über Land, möglicherweise auch über den Bristolkanal, einer Meeresbucht zwischen England und Wales.

Ein erster Reisebericht über eine Seefahrt erzählt von der 2.000 km langen Fahrt der ägyptischen Pharaonin Hatschepsut nach dem sagenhaften Lande Punt an der afrikanischen Küste, die sie 1482–1481 v. Chr. unternahm. Der Bericht befindet sich an einem Felsentempel in der Nähe von Theben, war also weniger als Reisehandbuch geeignet. In den Beschreibungen von Reisen der folgenden Jahrhunderte durchdrangen Sage und Geschichte einander. So zum Beispiel beim Gilgamesch-Epos, der von Reisen des Königs Gilgamesch im südlichen Mesopotamien erzählt, oder bei den Irrfahrten des Odysseus, die von den Abenteuern des Königs Odysseus von Ithaka berichten.

Die ersten künstlich geschaffenen Kanäle dienten nicht der Schifffahrt, sondern der Bewässerung, vor allem im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris in Mesopotamien sowie im Nildelta. Als Hausbootfahrer hat man ja eine besondere Beziehung zu Kanälen, machen sie doch einen guten Teil der befahrbaren Wasserwege aus. Einer der berühmtesten Kanäle – obwohl dessen Nutzung für Hausbootfahrer nur rein theoretisch möglich ist – wurde unter dem Pharao Necho II. im alten Ägypten geplant. Dieser lebte am Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. und plante, einen Kanal vom Nildelta zum Roten Meer zu bauen. Der Pharao schien sehr wasseraffin zu sein, denn er umsegelte 609 v. Chr. als Erster ganz Afrika. Unter seiner Herrschaft wurde am sogenannten Bubastis-Kanal als Verbindung von Nil und Rotem Meer gearbeitet. Die Fertigstellung erfolgte allerdings erst etwa hundert Jahre später unter dem Perserherrscher Dareios. Nach dem Zerfall des Perserreichs verfiel der Kanal und wurde in der Folge durch die Ptolemäer, die Römer und Araber mehrfach wieder ausgebaut, bis er 770 endgültig aufgegeben wurde. Zurück blieben Schicksale von über einhunderttausend Menschen, die ihr Leben für den Kanal opfern mussten. Eine neue Verbindung wurde erst über 1.000 Jahre später in Form des Sueskanals geschaffen.

Auf den alten Schiffen und Booten wurde also gepaddelt, gerudert und später gesegelt. Bequemer wurde es mit dem Aufkommen der ersten Dampfboote. Die erste Erfindung einer Dampfmaschine geht auf den Franzosen Denis Papin und das Jahr 1690 zurück, der zu dieser Zeit an der Universität Marburg lehrte. Er fand heraus, dass sich ein Kolben in einem Zylinder mit Wasser bewegt, wenn man diesen abwechselnd erwärmt und abkühlt. Nach Weiterentwicklungen baute er 1707 einen ersten Dampfzylinder, den er in ein Flussboot mit Schaufelrädern einbaute und damit auf der Fulda nach Münden fuhr. Im Streit mit der Schiffergilde soll das Schiff allerdings dort zerstört worden sein. Wer wollte schon so ein selbstfahrendes Teufelsding? Papin starb vermutlich 1712 verarmt in England, während Thomas Newcomen im gleichen Jahr eine atmosphärische Kolbendampfmaschine entwickelte, die auch praktisch genutzt wurde. Erst die patentierte Dampfmaschine von James Watt löste sie 1769 ab.

Das erste Dampfboot, die »Clermont«, wurde von dem Amerikaner Robert Fulton mit einer Dampfmaschine von James Watt gebaut und absolvierte die Jungfernfahrt 1807 auf dem Hudson zwischen Manhattan und Albany. Fulton baute nach der erfolgreichen Fahrt weitere Dampfboote, die im Staate New York und auf dem Mississippi verkehrten. Ab 1812 zogen die Engländer nach und ließen die »Comet« mit einer 3-PS-Maschine von Glasgow nach Grennock fahren. 1816 fuhr die »Defiance«, das erste Dampfboot in Deutschland, den Rhein hinauf nach Köln. Nachdem Dampfboote auf den Flüssen Europas zum gewohnten Bild gehörten, überquerte die »Savannah« als erstes Segelboot mit Dampfmaschine 1819 den Atlantik. Die ersten deutschen Dampfboote mit Radantrieb baute der in Preußen aufgewachsene Engländer John Barnett Humphreys ab 1816 in Pichelsdorf bei Spandau. Heute sind die Dampfschiffe nur noch selten zu sehen. Die Sächsische Dampfschifffahrt verfügt auf der Elbe über die größte und älteste ­Raddampferflotte der Welt.

Neben der Nutzung von Schaufelrädern, die von den Dampfmaschinen angetrieben wurden und die Schiffe vorwärts bewegten, suchte man nach weiteren Antriebsmechanismen. Bereits ab 1753 hatten sich viele Erfinder am Schiffspropeller versucht und so manche tragische Geschichte über den Erfolg ihrer Erfindungen zu erzählen. Obwohl Josef Ressel als einer der Erfinder des neuen Antriebs gilt und seine Erfindung 1827 in Österreich patentiert wurde, konnte auch er keinen wirtschaftlichen Nutzen aus seiner Erfindung ziehen. Ruhm und Gewinn ernteten andere. Damals wurde der Schiffspropeller noch als Schiffsschraube bezeichnet, da sein Prinzip an die archimedische Schraube erinnerte. 1837 nahm das erste derart angetriebene Handelsschiff einen regelmäßigen Dienst auf. In der Folge lösten die Schiffspropeller die Schaufelräder der Seeschiffe ab. Zu dieser Zeit entstand mit der Eisenbahn der größte Konkurrent der Schifffahrt. Im Jahr 1835 wurde die erste Strecke in Deutschland von Nürnberg nach Fürth in Betrieb genommen. Die Strecke von Dresden nach Leipzig schloss sich 1839 an. Die rasante Entwicklung der Eisenbahn führte in der Folge auch in Deutschland zur Einschränkung des Schiffsverkehrs. Dieser konnte sich vor allem auf den größeren Flüssen und Nebenflüssen behaupten, wo große Verbände mit hoher Transportkapazität möglich waren. Es entwickelte sich die Schleppschifffahrt, bei der ein Schleppschiff einen oder mehrere Lastkähne ohne Antrieb zog. Ein Problem stellte der Mangel an starken Schleppern dar, den man in einer kurzen Periode durch Einführung der Ketten- und Seilschifffahrt überbrückte. Dabei zogen sich die Schiffe an Ketten oder Seilen, die in den Flüssen verlegt waren, stromaufwärts. Zur Hauptzeit der Kettenschifffahrt zwischen 1870 bis 1890 lagen von Böhmen bis Hamburg 730 km Ketten in der Elbe, die längste Kette der Welt. Auch im Neckar und im Main hatte man Ketten verlegt, im Rhein waren es Seile. Anfang des 20. Jahrhunderts löste der leistungsfähigere Dieselantrieb die Dampfschiffe und die Kettenschifffahrt ab. Die nächste Größengeneration für Schiffe und Verbände war möglich, was wiederum einen Ausbau des Wasserstraßennetzes erforderte. Dieser wurde mit der deutschen Reichsgründung ab 1871 gebietsübergreifend in Angriff genommen.

Hausbootfahrer und Hausbootvermieter


Der heutige Begriff »Hausboot« steht allgemein für ein Motorboot, auf dem man wohnen kann. Der Hausboottourismus kombiniert ein solches Hausboot mit der Nutzung im Urlaub oder in der Freizeit, um das Wohnen mit dem Reisen zu verbinden.

Ein Hausbootfahrer aus Beck,

der liebte sein Deck.

Die schönen runden Fender,

waren die reinsten Blender.

Auch das Heck war recht keck.

Bereits vor Jahrtausenden lebten Menschen auf dem Wasser. Während der Steinzeit und Bronzezeit wohnten sie zum Beispiel in den Pfahlbauten der Voralpenseen, wovon man einige später am Bodensee rekonstruiert hat. Oder die Leute lebten in den schwimmenden Häusern Asiens, die sich in den Deltas der großen Flüsse befanden. Durch den beruflichen Alltag als Fischer oder Händler auf dem Wasser waren die Menschen oftmals gezwungen, auf ihren Booten zu wohnen. Die französischen Péniche, die niederländischen Tjalk, die Narrowboats in England und die Bargen in Belgien und Schweden verfügten über kleine und kleinste Wohnmöglichkeiten. Tausende von Schuten, besonders im Hamburger Hafen, brachten nicht nur die Waren von den Seeschiffen zu den Lagerhäusern, sondern dienten häufig als Unterkunft für die Schiffer. Nach dem Krieg wohnten ganze Familien in diesen winzigen Behausungen, da ihre Häuser zerstört waren. Das ist natürlich nicht mit dem heutigen Erlebnis eines Hausbootes zu vergleichen, sondern erfolgte aus wirtschaftlichen Zwängen, oft unter härtesten Lebensbedingungen.

Das touristische Reisen zum Zwecke der Erbauung und Unterhaltung hat ebenfalls eine lange Tradition und geht auf die Bildungsreisen des 17. Jahrhunderts zurück. Reiche Adelssöhne und Mitglieder des gehobenen Bürgertums zogen damals auf »Grand Tour« bzw. »Kavalierstour« durch Europa. Mit Fürstenratgebern und Reisehandbüchern ausgestattet, entdeckten die Reisenden die...

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