Maybe - die Kraft des Möglichen - Sorgen loslassen, leichter leben

Maybe - die Kraft des Möglichen - Sorgen loslassen, leichter leben

von: Allison Carmen

Patmos Verlag, 2016

ISBN: 9783843607452

Sprache: Deutsch

120 Seiten, Download: 1538 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Maybe - die Kraft des Möglichen - Sorgen loslassen, leichter leben



Einführung


Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war.

Yogi Berra, Baseballmanager

Die meiste Zeit meines Lebens war ich einer Sucht verfallen, die kein Arzt hätte heilen können. Sie bescherte mir Ängste, Depressionen und Schlafstörungen, und manchmal war ich derart verzweifelt, dass mir allein schon der nächste Atemzug wie eine schwere Bürde vorkam. Ich war nicht etwa von Alkohol oder anderen Drogen abhängig. Ich war nicht kauf- oder spielsüchtig. Die Sucht hat mich aber beinahe zugrunde gerichtet, und Millionen von Menschen auf der ganzen Welt leiden an ihr.

Ich spreche von der Sucht nach Gewissheit, von dem verzweifelten Wunsch, in jedem Augenblick genau zu wissen, was als Nächstes geschehen wird. In meinem Drang nach Gewissheit kam es mir vor, als könnten unvorhersehbare Ereignisse immer nur aus Katastrophen bestehen. Wenn sich die Dinge nicht so entwickelten wie erwartet, verlor ich den Boden unter den Füßen, denn das hieß für mich, dass mein Leben nicht mehr so sein würde, wie ich mir das vorgestellt hatte. Um Risiken aus dem Weg zu gehen und mich bloß sicher fühlen zu können, schraubte ich ständig meine Ziele herunter und gab viele meiner Träume auf. Doch was ich auch tat, nichts konnte die Ungewissheit bannen, und die Entscheidungen, die ich traf, um Gewissheit und Sicherheit zu finden, endeten nur zu oft in Enttäuschungen und schlechten Kompromissen.

Die Symptome der Sucht nach Gewissheit sind von Mensch zu Mensch verschieden, doch ihr gemeinsamer Nenner ist, dass die Betroffenen unnötig leiden. Ich selbst lag nachts mit Atembeklemmung und von sorgenvollen Gedanken erfüllt wach und konnte das Grübeln einfach nicht abstellen: War unser Lebensunterhalt gesichert? Würde mein Mann mich immer lieben? Lebten wir womöglich auf zu großem Fuß? Hatte ich mein Geld wirklich gut angelegt? Würden meine Eltern, unsere Kinder und anderen Angehörigen gesund bleiben? Was, wenn sich in unserer Stadt eine große Katastrophe ereignete? Würde ich in diesem Quartal eine Gehaltserhöhung bekommen? Was würde meine jährliche Vorsorgeuntersuchung ergeben? Die anhaltenden Schlafstörungen und Ängste begannen sich auf mein Immunsystem auszuwirken, und ich wurde häufiger krank.

Der Drang, stets im Voraus wissen zu wollen, was die Zukunft bringt, hatte sich in meinen Teenagerjahren entwickelt und machte mir von da an die meiste Zeit das Leben schwer. Anfang dreißig hatte ich zwar als Anwältin Karriere gemacht, war aber zutiefst unglücklich, und es ging mir körperlich nicht gut. Die Ärzte konnten keine physische Ursache für meine Symptome finden, zu denen Infekte, Allergien, Ängste und Depressionen zählten. Ich versuchte es daher mit Alternativmedizin, Meditation, Akupunktur und verschiedensten anderen Methoden, von denen ich mir eine Linderung meiner körperlichen und psychischen Beschwerden erhoffte. Ich lernte einige Techniken kennen, die mir halfen, innerlich zur Ruhe zu kommen, doch wenn ich mit einem größeren Problem oder Konflikt konfrontiert war, war es mit dem inneren Gleichgewicht wieder vorbei. Ich schloss sogar Freundschaft mit einer Hellseherin in der Hoffnung, sie könnte für mich den Schleier der Ungewissheit lüften und mir verraten, was die Zukunft für mich bereithielt.

Dann ging ich eines Tages, wie eh und je umgetrieben von sorgenvollen Gedanken und Befürchtungen, zu einer Qigongsitzung. Als ich meinem Lehrer mein Leid klagte, antwortete er mit einer einfachen Geschichte. Sie hat mein Leben verändert.

Die Geschichte geht so:

Eines Tages lief einem Bauern das einzige Pferd fort. Der Nachbar kam vorbei und sagte: „Was für ein Unglück!“ Der Bauer antwortete: „Kann sein, gut möglich.“ Am nächsten Tag kehrte der Hengst zurück und hatte fünf Stuten bei sich. Der Nachbar kam und sagte: „Was hast du bloß für ein Glück!“ Der Bauer erwiderte: „Kann sein.“ Am nächsten Tag ritt der Sohn des Bauern auf dem Hengst, stürzte und brach sich das Bein. Der Nachbar kam herbei und sagte: „Was für ein Unglück!“ Der Bauer gab zurück: „Kann sein.“ Am Tag darauf kamen Soldaten und wollten den Sohn zum Kriegsdienst einziehen. Doch weil er sich das Bein gebrochen hatte, mussten sie ihn zurücklassen. Der Nachbar kam und sagte: „Was für ein Glück du doch hast!“ Und wieder antwortete der Bauer: „Kann sein.“

Ich werde nie vergessen, wie ich diese einfache Geschichte zum ersten Mal hörte. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können. Ich konnte meine Grübeleien einfach in den Hintergrund treten lassen und mich an diesem Ort ausruhen, der sich durch das „Kann sein“ auftat. Hier im Reich des „Gut Möglich“, des „Maybe“ war es völlig in Ordnung, wenn ich die Zukunft nicht kannte. Mit einem Mal war ich von einer unerklär­lichen Zuversicht erfüllt.

Nach und nach verstand ich, warum dieses „Kann sein“ oder „Maybe“ solche Zuversicht in mir weckte: Es öffnete mir die Augen dafür, dass es in jeder Situation unendlich viele Möglichkeiten gab, wie sie sich entwickeln könnte. Die Dinge liefen nicht immer nach Plan, aber im nächsten Augenblick konnte die Situation sich verschieben – und wer weiß, möglicherweise auch zum Besseren. Ich hatte mir sozusagen ständig nur Sorgen gemacht, das Pferd könnte weglaufen, und nie an die Möglichkeit gedacht, dass es ja auch zurückkommen könnte.

Mit der Zeit wurde mir klar, dass dieses Maybe vieles in sich vereint: Es ist ein geistiger Ort, eine Lebenseinstellung, eine Ausgangsbasis, von der aus etwas Neues entstehen kann, und wirkt oft fast wie eine Art Zaubertrank. Maybe ist der Aspekt des Ungewissen, in dem unendlich viele Möglichkeiten schlummern. Es geht dabei nicht um Wahrscheinlichkeiten nach dem Muster „Die Chancen stehen 80 zu 20, dass die Situation sich entweder verschlechtert oder dass eine Wende zum Besseren eintritt“. Vielmehr bietet Maybe einen Raum, der sich mitten in der Ungewissheit des Lebens auftut und in dem uns klar wird, dass jede Situation, die wir erleben, sich auf viele verschiedene Weisen weiterentwickeln kann. Es kann sein, dass sie einen günstigen Verlauf nimmt, kann sein, dass uns eine passende Lösung einfallen wird, oder kann sein, dass wir, was auch immer geschieht, gut damit klarkommen werden. Maybe ist das Element der Hoffnung, das in der Ungewissheit steckt.

Man kann die Geschichte vom Bauern, der immer wieder „Kann sein“ sagt, sicher auch anders deuten, als ich das tue. Das Wesentliche ist für mich, dass sie in meinem Leben eine Wende eingeleitet hat. Maybe, die Haltung des „Kann sein“, des Möglichen, wurde für mich zu einem Fenster, durch das ich mir all das anschauen kann, was in der Zukunft geschehen könnte. Aus den vielen wunderbaren Möglichkeiten, die ich in diesem offenen Raum vor mir liegen sehe, ziehe ich die Hoffnung und Kraft, mit denen ich die Ungewissheit aushalten kann. Seitdem ich Maybe zu meinem Lebensmotto gemacht habe, ist meine Angst vor dem Unbekannten verschwunden. Ich habe nun eine neue Art von Zukunft vor mir, die vor allem aus Chancen besteht und mich einlädt, viele der Hoffnungen und Träume, die ich einst aus Angst vor dem Scheitern schon aufgegeben hatte, in die Tat umzusetzen.

Maybe gab mir den Mut, mich in einem Berufsfeld zu erproben, das mir sehr am Herzen liegt, und damit einen lang gehegten Traum zu verwirklichen. Maybe hat mein Leben auch in vielen anderen Aspekten verwandelt, angefangen bei meiner Gesundheit bis hin zu den Beziehungen zu Menschen, die mir wichtig sind. Kurz gesagt: Maybe war meine Rettung.

Heute arbeite ich als Life-Coach und Unternehmensberaterin mit den verschiedensten Menschen, mit Existenzgründern, mit Managern von Firmen, die viele Millionen Umsatz machen, mit Künstlerinnen, Schauspielern, Autorinnen, Modedesignern und Anwältinnen, mit Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, mit Eltern und mit Obdachlosen.

Immer wieder habe ich miterlebt, wie Menschen sich auch unter schwierigen Umständen trauten, Maybe zu sagen und einen Schritt nach vorn zu wagen: Eine Frau, die sich als Babysitterin durchschlägt, entschließt sich, noch einmal die Schulbank zu drücken und eine Ausbildung zur Krankenschwester zu machen. Eine Kostümbildnerin darf zum ersten Mal die Ausstattung für eine Großproduktion übernehmen, und der Film wird ein Kassenerfolg. Ein Parkwächter findet einen Weg, wie er seinen ganz normalen Alltag bereichern kann. Ein Investmentbanker hört an der Wall Street auf, um bei einer Privatfirma endlich die Art von Arbeit machen zu können, die ihm wirklich Freude bereitet. Ein Fitnesstrainer und begeisterter Hobbyfotograf hat großen finanziellen Erfolg, als er seine Fotos zu verkaufen beginnt. Eine Marketingexpertin, die ihre Stelle verloren hat, gründet einen Cateringservice. Einem Jungen unterläuft bei einem Ligaspiel ein schwerer Fehler, der zur Niederlage führt, im Lauf der Saison wird er aber zum wertvollsten Spieler seines Teams. Einer Frau gelingt es nach der Scheidung, für sich und ihre zwei Kinder ein neues Umfeld zu schaffen, in dem alle sich wieder sehr wohlfühlen. Eine Geschäftsfrau strukturiert ihre kurz vor der Insolvenz stehende Firma um und macht sie zu einem international agierenden Unternehmen, das viele Millionen umsetzt. Ein Anwalt geht seine Arbeit entspannter an und gewinnt nun mehr Fälle als zuvor. Eine Großmutter zieht ihren Enkel groß und hat zugleich als Kleinunternehmerin wachsenden Erfolg mit selbst gebackenen Kuchen. Ich könnte die Liste noch lange fortsetzen.

Manchmal staune ich selbst, was meine Klientinnen und Klienten alles erreichen können, wenn wir einfach nur gemeinsam überlegen,...

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