Percy Jackson: Auf Monsterjagd mit den Geschwistern Kane - Lustiges Fantasy-Crossover aus der griechischen und ägyptischen Mythologie - für Jugendliche ab 12 Jahren mit 3 Geschichten

Percy Jackson: Auf Monsterjagd mit den Geschwistern Kane - Lustiges Fantasy-Crossover aus der griechischen und ägyptischen Mythologie - für Jugendliche ab 12 Jahren mit 3 Geschichten

von: Rick Riordan

Carlsen Verlag GmbH, 2017

ISBN: 9783646929515

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 2916 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Percy Jackson: Auf Monsterjagd mit den Geschwistern Kane - Lustiges Fantasy-Crossover aus der griechischen und ägyptischen Mythologie - für Jugendliche ab 12 Jahren mit 3 Geschichten



Von einem Riesenkrokodil gefressen zu werden, war schon mies genug.

Aber der Typ mit dem leuchtenden Schwert machte alles noch schlimmer.

Vielleicht sollte ich mich vorstellen.

Ich heiße Carter Kane – Teilzeitneuntklässler, Teilzeitmagier und Vollzeitsorgenmacher wegen der ganzen ägyptischen Götter und Ungeheuer, die mich ständig umzubringen versuchen.

Na gut, Letzteres ist ein bisschen dick aufgetragen. Nicht alle Götter wollen mich tot sehen. Die meisten allerdings schon – das gehört einfach dazu, schließlich bin ich ein Magier des Lebenshauses. Wir sind so eine Art Polizei der altägyptischen übernatürlichen Kräfte und passen auf, dass sie in der modernen Welt nicht allzu viel Chaos anrichten.

An diesem Tag war ich jedenfalls auf Long Island hinter einem gefährlichen Monster her. Unsere Wahrsageschalen hatten seit Wochen magische Störungen in dieser Gegend gemeldet. Dann tauchten in den Lokalnachrichten Berichte auf, dass in den Teichen und dem Sumpfgebiet entlang des Montauk Highway ein großes Wesen gesichtet worden war – ein Wesen, das Wildtiere fraß und die Anwohner in Angst und Schrecken versetzte. Ein Reporter hatte es sogar als Sumpfmonster von Long Island bezeichnet. Spätestens, wenn die Sterblichen anfangen, Alarm zu schlagen, ist klar, dass man eingreifen muss.

Normalerweise hätten mich meine Schwester Sadie oder ein paar unserer anderen Initianden aus dem Brooklyn House begleitet. Doch sie waren alle im ersten Nomos in Ägypten bei einem Seminar über die Bändigung von Käsedämonen (ja, so was gibt es wirklich, und glaubt mir, mehr wollt ihr nicht darüber wissen), deshalb war ich allein unterwegs.

Ich befestigte unser fliegendes Schilfboot an Freak, meinem Hausgreifen, und wir verbrachten den Vormittag damit, die Südküste nach Auffälligkeiten abzusuchen. Falls ihr euch fragt, warum ich nicht einfach auf Freaks Rücken flog, stellt euch zwei kolibriähnliche Flügel vor, die schneller und heftiger schlagen als die Rotorblätter eines Helikopters. Wenn man nicht geschreddert werden möchte, ist es wirklich ratsamer, das Boot zu nehmen.

Freak hatte eine ziemlich gute Nase für Magie. Nach ein paar Stunden auf Erkundungstour kreischte er: »FRIIIIIIIIEK!«, drehte scharf nach links ab und kreiste über einer grünen sumpfigen Einmündung zwischen zwei Wohnsiedlungen.

»Dort unten?«, fragte ich.

Freak zitterte und krächzte und schlug nervös mit seinem Stachelschwanz um sich.

Unter uns konnte ich nicht viel erkennen – bloß einen braunen Fluss, der sich zwischen Sumpfgras und knorrigen Baumgruppen glitzernd in der heißen Sommerluft wand und in die Moriches Bay mündete. Der Anblick erinnerte mich ein wenig an das Nildelta in Ägypten, außer dass die Sümpfe hier links und rechts an Wohngebiete mit reihenweise grau gedeckten Häusern grenzten. Etwas weiter nördlich krochen Autos im Schritttempo auf dem Montauk Highway vorwärts – Urlauber, die vor den Menschenmassen der Stadt flohen, um in den Genuss der Menschenmassen in den Hamptons zu kommen.

Falls es sich unter uns tatsächlich um ein fleischfressendes Sumpfmonster handelte, war es vermutlich nur noch eine Frage der Zeit, bis es Appetit auf Menschen bekam. Wenn das passierte … tja, dann konnte es sich an einem All-you-can-eat-Buffet bedienen.

»Okay«, sagte ich zu Freak. »Setz mich am Ufer ab.«

Sobald ich aus dem Boot gestiegen war, stieß Freak einen Krächzer aus und hob wieder ab, das Boot im Schlepptau.

»Hey«, brüllte ich ihm nach, aber es war zu spät.

Freak verliert schnell die Nerven. Fleischfressende Ungeheuer schlagen ihn meistens sofort in die Flucht, genau wie Feuerwerk, Clowns und der Geruch von Sadies komischer englischer Ribena-Limo. (Letzteres kann man ihm echt nicht verübeln. Sadie ist in London aufgewachsen und hat dort ein paar ziemlich seltsame Vorlieben entwickelt.)

Ich würde also dieses Monsterproblem in Angriff nehmen und anschließend nach Freak pfeifen müssen, damit er mich abholte.

Ich überprüfte die Ausrüstung in meinem Rucksack: ein Stück Zauberseil, mein geschwungenes Zaubermesser aus Elfenbein, ein Klumpen Wachs, um eine magische Uschebti-Statuette herzustellen, mein Kalligrafie-Set und ein Heiltrunk, den meine Freundin Jaz vor einiger Zeit für mich zusammengebraut hatte. (Sie weiß, dass ich mich ständig verletze.)

Es fehlte nur noch eine Sache.

Ich konzentrierte mich und griff in die Duat. Im Laufe der letzten Monate war ich zwar besser darin geworden, Notfallausrüstung im Schattenreich zu verbunkern – zusätzliche Waffen, saubere Kleider, Fruchtgummi und gekühlte Sixpacks Malzbier –, trotzdem fühlte es sich nach wie vor komisch an, meine Hand in eine magische Dimension zu stecken; es war, als würde ich mich durch Schichten kalter, schwerer Vorhänge vorarbeiten. Ich umfasste den Griff meines Schwerts und zog es heraus – ein massives Chepesch, dessen Klinge wie ein Fragezeichen gekrümmt war. Mit Schwert und Zaubermesser bewaffnet war ich für einen Spaziergang durch den Sumpf gerüstet, um das hungrige Monster aufzuspüren. Gibt es was Schöneres?

Als ich ins Wasser watete, versank ich augenblicklich bis zu den Knien. Der Grund des Flusses fühlte sich an wie fest gewordenes Gulasch. Meine Schuhe gaben bei jedem Schritt derart obszöne Geräusche von sich – tschrpp-plopp, tschrpp-plopp –, dass ich froh war, dass meine Schwester Sadie nicht dabei war. Sie hätte sich vor Lachen überhaupt nicht mehr eingekriegt.

Aber noch schlimmer war die Gewissheit, dass es mir so nie im Leben gelingen würde, mich geräuschlos an irgendein Monster heranzupirschen.

Überall waren Moskitos. Mit einem Mal war ich nervös und fühlte mich sehr allein.

Könnte schlimmer sein, redete ich mir zu. Ich könnte auch gerade was über Käsedämonen lernen.

Richtig überzeugend fand ich das allerdings nicht. In der nahe gelegenen Siedlung hörte ich Kinder rufen und lachen, vermutlich spielten sie irgendwas. Ich fragte mich, wie das wohl wäre – ein normaler Jugendlicher zu sein und am Nachmittag mit meinen Freunden abzuhängen.

Die Vorstellung war so schön, dass sie mich völlig aus dem Konzept brachte. Ich bemerkte das Kräuseln des Wassers erst, als ungefähr fünfzig Meter vor mir etwas die Oberfläche durchbrach – eine Reihe ledriger schwärzlich grüner Höcker. Es tauchte zwar sofort wieder unter, aber nun wusste ich, womit ich es zu tun hatte. Ich hatte zwar schon öfter Krokodile gesehen, aber das hier war abartig groß.

Ich erinnerte mich an El Paso im vorletzten Winter, als meine Schwester und ich vom Krokodilgott Sobek angegriffen worden waren. Es war definitiv keine schöne Erinnerung.

Schweiß rann mir den Nacken hinunter.

»Sobek«, murmelte ich, »falls du das bist, was mir hier schon wieder Stress macht, dann schwöre ich bei Re …«

Da wir mittlerweile mit seinem Chef, dem Sonnengott, ziemlich dicke waren, hatte uns der Krokodilgott versprochen, uns in Frieden zu lassen. Trotzdem … trotzdem bekommen Krokodile manchmal Hunger. Und dann vergessen sie ihre Versprechen meist.

Aus dem Wasser kam keine Antwort. Die Wellen verebbten.

Wenn es darum ging, Ungeheuer wahrzunehmen, waren meine magischen Instinkte nicht sonderlich ausgeprägt; aber das Wasser vor mir schien wesentlich dunkler zu sein. Es war also entweder tief oder unter der Oberfläche lauerte irgendetwas.

Fast hoffte ich, es wäre Sobek. Bei ihm hätte ich zumindest eine Chance zu reden, bevor er mich umbrachte. Sobek markierte für sein Leben gern den Starken.

Leider war er es nicht.

Als in der nächsten Mikrosekunde rings um mich das Wasser hochspritzte, wurde mir zu spät klar, dass ich den ganzen einundzwanzigsten Nomos zu meiner Unterstützung hätte mitbringen sollen. Ich sah leuchtende gelbe Augen, die so groß wie mein Kopf waren, und das Glitzern von Goldschmuck um einen gewaltigen Hals. Dann öffnete sich ein grässlicher Kiefer – Reihen schiefer Zähne und ein riesiges rosa Maul, in das ein Müllwagen gepasst hätte.

Das Geschöpf verschluckte mich mit einem Happs.

Stellt euch vor, ihr wärt kopfüber in eine riesengroße schleimige Mülltüte eingeschweißt. So ungefähr war es im Bauch des Ungeheuers, bloß noch heißer und stinkender.

Einen Moment lang war ich zu baff, um irgendetwas zu unternehmen. Ich konnte es nicht fassen, dass ich das überlebt hatte. Wäre das Maul des Krokodils kleiner gewesen, hätte es mich vermutlich einfach durchgebissen. So aber verschluckte es mich in einem Stück, als Carter-Häppchen, und ich konnte mich darauf freuen, gemächlich verdaut zu werden.

Hatte ich doch voll Glück gehabt, oder?

Das Ungeheuer fing an, um sich zu schlagen, was das Nachdenken erschwerte. Ich hielt die Luft an, vielleicht zum letzten Mal. Ich hatte zwar noch mein Schwert und mein Zaubermesser, aber da meine Arme fest an den Körper gedrückt waren und ich nicht an die Ausrüstung in meiner Tasche herankam, konnte ich sie nicht einsetzen.

Damit blieb nur eines: ein machtvolles Zauberwort. Falls mir das richtige Hieroglyphensymbol einfiel und ich es laut aussprach, konnte ich vielleicht eine Superman-mäßige Stärke heraufbeschwören und mich aus diesem Reptil sprengen.

In der Theorie eine Superlösung.

In der Praxis bin ich, was machtvolle Zauberworte anbelangt, selbst in günstigen Momenten nicht sonderlich begabt. Und in einem dunklen, stinkenden Reptilienschlund...

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