Linux - Das umfassende Handbuch

Linux - Das umfassende Handbuch

von: Michael Kofler

Rheinwerk Computing, 2017

ISBN: 9783836258562

Sprache: Deutsch

1450 Seiten, Download: 28280 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Linux - Das umfassende Handbuch



1.3    Distributionen


Noch immer ist die einleitende Frage – Was ist Linux? – nicht ganz beantwortet. Viele Anwender interessiert der Kernel nämlich herzlich wenig, sofern er nur läuft und die vorhandene Hardware unterstützt. Für sie umfasst der Begriff Linux, wie er umgangssprachlich verwendet wird, neben dem Kernel auch das riesige Bündel von Programmen, das mit Linux mitgeliefert wird: Dazu zählen neben unzähligen Kommandos die Desktop-Systeme KDE und Gnome, das Office-Paket LibreOffice, der Webbrowser Firefox, das Zeichenprogramm GIMP sowie zahllose Programmiersprachen und Server-Programme (Webserver, Mail-Server, File-Server etc.).

Als Linux-Distribution wird die Einheit bezeichnet, die aus dem eigentlichen Betriebssystem (Kernel) und seinen Zusatzprogrammen besteht. Eine Distribution ermöglicht eine rasche und bequeme Installation von Linux. Die meisten Distributionen können kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden.

Distributionen unterscheiden sich vor allem durch folgende Punkte voneinander:

  • Umfang, Aktualität: Die Anzahl, Auswahl und Aktualität der mitgelieferten Programme und Bibliotheken variiert stark. Manche Distributionen setzen bewusst auf etwas ältere, stabile Versionen – z.B. Debian.
  • Installations- und Konfigurationswerkzeuge: Die mitgelieferten Programme zur Installation, Konfiguration und Wartung des Systems helfen dabei, die Konfigurationsdateien einzustellen. Das kann viel Zeit sparen.
  • Konfiguration des Desktops (KDE, Gnome): Manche Distributionen lassen dem Anwender die Wahl zwischen KDE, Gnome und anderen Desktop-Systemen. Auch die Detailkonfiguration und optische Gestaltung variiert je nach Distribution.
  • Hardware-Unterstützung: Linux kommt mit den meisten PC-Hardware-Komponenten zurecht. Dennoch gibt es im Detail Unterschiede zwischen den Distributionen, insbesondere wenn es darum geht, Nicht-Open-Source-Treiber (z.B. für NVIDIA-Grafikkarten) in das System zu integrieren.
  • Updates: Sie können eine Linux-Distribution nur so lange sicher betreiben, wie Sie Updates bekommen. Danach ist aus Sicherheitsgründen ein Wechsel auf eine neue Version der Distribution erforderlich. Deswegen ist es bedeutsam, wie lange es für eine Distribution Updates gibt. Hier gilt meist die Grundregel: je teurer der Support, desto länger der Zeitraum. Einige Beispiele (Stand: Frühjahr 2017):
    Fedora: 13 Monate
    openSUSE Leap: ca. 18 bis 24 Monate
    Red Hat Enterprise Linux: 10 Jahre (mit Einschränkungen sogar 13 Jahre)
    SUSE Enterprise Server: 10 Jahre (mit Einschränkungen sogar 13 Jahre)
    Ubuntu LTS: 3 bis 5 Jahre
    Ubuntu (sonstige Versionen): 9 Monate
  • Live-System: Viele Distributionen ermöglichen den Linux-Betrieb direkt von einer CD/DVD oder von einem USB-Stick. Das ermöglicht ein einfaches Ausprobieren von Linux. Außerdem bieten Live-Systeme eine ideale Möglichkeit, um ein defektes Linux-System zu reparieren.
  • Zielplattform (CPU-Architektur): Viele Distributionen sind nur für Intel- und AMD-kompatible Prozessoren erhältlich, in der Regel in einer 32- und in einer 64-Bit-Variante. Es gibt aber auch Distributionen für andere Prozessorplattformen, z.B. für ARM- oder für PowerPC-CPUs.
  • Support: Bei kommerziellen Distributionen bekommen Sie Hilfe bei der Installation (via E-Mail und/oder per Telefon).
  • Lizenz: Die meisten Distributionen sind kostenlos erhältlich. Bei einigen Distributionen gibt es hier aber Einschränkungen: Beispielsweise ist bei den Enterprise-Distributionen von Red Hat und SUSE ein Zugriff auf das Update-System nur für registrierte Kunden möglich. Sie zahlen hier nicht für die Software an sich, sondern für das Service-Angebot rund herum.

So belebend die Konkurrenz vieler Distributionen für deren Weiterentwicklung ist, so lästig ist sie bei der Installation von Programmen, die nicht mit der Distribution mitgeliefert werden: Eine fehlende oder veraltete Programmbibliothek kann die Ursache dafür sein, dass ein Programm nicht läuft. Abhilfe versucht das Linux-Standard-Base-Projekt (LSB) zu schaffen: Die LSB-Spezifikation definiert Regeln, die einen gemeinsamen Nenner aller am LSB-Projekt beteiligten Distributionen sicherstellen:

https://wiki.linuxfoundation.org/lsb/start

Gängige Linux-Distributionen

Der folgende Überblick über die wichtigsten verfügbaren Distributionen soll Ihnen eine erste Orientierungshilfe geben. Die Liste ist alphabetisch geordnet und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Android ist eine von Google entwickelte Plattform für Mobilfunkgeräte und Tablets. Android hat damit Linux zu der Weltdominanz verholfen, über die Linux-Entwickler in der Vergangenheit gescherzt haben. Aber Android ist natürlich keine typische, PC-taugliche Distribution.

Arch Linux ist eine für technische Anwender optimierte Linux-Distribution. Die manuell im Textmodus durchzuführende Installation stellt sicher, dass Einsteiger einen großen Bogen um Arch Linux machen. Dafür zählen https://wiki.archlinux.org und https://wiki.archlinux.de zu den besten Quellen für Linux-Konfigurationsdetails im Netz. Arch-Linux-Derivate wie Manjero und Antergos mit grafischen Installations- und Konfigurationsprogrammen haben Arch-Linux zuletzt sogar in die Top-10-Liste von distrowatch.com gebracht.

CentOS und Scientific Linux sind zwei kostenlose Varianten zu Red Hat Enterprise Linux (RHEL). Beide Distributionen sind binärkompatibel zu RHEL, es fehlen aber alle Red-Hat-Markenzeichen, -Logos etc. Die Distributionen sind vor allem für Server-Betreiber interessant, die kompatibel zu RHEL sein möchten, sich die hohen RHEL-Kosten aber nicht leisten können.

Das Chrome OS wird wie Android von Google entwickelt. Es ist für Notebooks optimiert und setzt zur Nutzung eine aktive Internetverbindung voraus. Die Benutzeroberfläche basiert auf dem Google Chrome Webbrowser. Chrome OS spielt aktuell in Europa keine große Rolle, wohl aber auf dem Bildungsmarkt in den USA: Dort werden billige Chrome-Books (also Notebooks mit Chrome OS) häufig in Schulen eingesetzt.

Debian ist die älteste vollkommen freie Distribution. Sie wird von engagierten Linux-Entwicklern zusammengestellt, wobei die Einhaltung der Spielregeln »freier« Software eine hohe Priorität genießt. Die strikte Auslegung dieser Philosophie hat in der Vergangenheit mehrfach zu Verzögerungen geführt.

Debian richtet sich an fortgeschrittene Linux-Anwender und hat einen großen Marktanteil bei Server-Installationen. Im Vergleich zu anderen Distributionen ist Debian stark auf maximale Stabilität hin optimiert und enthält deswegen oft relativ alte Programmversionen. Dafür steht Debian für viele Hardware-Plattformen zur Verfügung, unter anderem für AMD64, ARM64, ARMEL, ARMHF, i386, Mips, Mipsel, PowerPC, PPC64EL und S390X. Es gibt zahlreiche Distributionen, die sich von Debian ableiten, z.B. Raspbian und Ubuntu.

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