Chloé und die rosarote Brille (Band 3) - Witzige Kinderbuchreihe mit Illustrationen ab 10 Jahre

Chloé und die rosarote Brille (Band 3) - Witzige Kinderbuchreihe mit Illustrationen ab 10 Jahre

von: Sonja Kaiblinger

Loewe Verlag, 2018

ISBN: 9783732011773

Sprache: Deutsch

192 Seiten, Download: 4733 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Chloé und die rosarote Brille (Band 3) - Witzige Kinderbuchreihe mit Illustrationen ab 10 Jahre



Angeliquomir

Soll ich euch was verraten? Ich werde zwar nach diesen Sommerferien bereits dreizehn Jahre alt, aber ich war noch nie verknallt. Und wenn es nach mir geht, wird das bei den kindischen und dummen Jungs im Notburga-von-Sorgenfrey-Gymnasium auch nicht so bald passieren. Immerhin sagt meine Mama immer: »Gleich und Gleich gesellt sich gern«, was so viel bedeutet wie, dass es für jeden Topf einen Deckel gibt. Wenn das stimmt, bin ich bestimmt eine Tupperdose. Für die gibt es auch keinen Deckel. Zumindest nicht bei uns zu Hause.

Was die Sache mit den Töpfen und den Deckeln betrifft, so hat Papa da eine andere Meinung. Er behauptet nämlich, dass sich Gegensätze anziehen, was bedeuten würde, dass ich mich irgendwann in einen Jungen verlieben müsste, der auf wochenlangen Hausarrest steht, gern Erbsen, Rosinen und Brokkoli isst und den Geruch mag, der sich ausbreitet, wenn Frau Kümmel im Unterricht die Schuhe auszieht. Ich glaube kaum, dass es so jemanden gibt. Und wenn doch, dann will ich bestimmt nicht mit ihm zusammen sein.

Abgesehen von mir scheinen die Mädchen in meiner Klasse so gar keine Probleme zu haben, Frühlingsgefühle zu entwickeln. Da ist einerseits Pauline, die in diesem Schuljahr neu in unsere Klasse gekommen ist und vom ersten Moment an für meinen besten Kumpel Ernst Fröhlich geschwärmt hat – und das trotz seines, wie ich finde, ziemlich dämlichen Namens. Und dann ist da noch Angelique. Meine Exerzfeindin, Einhornprinzessin und bekennende Pink-Liebhaberin ist zwar eine ziemliche Tussi, aber das hat sie trotzdem nicht davon abgehalten, sich regelmäßig mit Heiko Niemand zu treffen, dem Sohn des neuen Hausmeisters, der ein bisschen aussieht wie Dracula junior und total auf Fantasyfilme steht. Seit über fünf Monaten treffen sich die beiden nun, turteln in der Schulkantine rum und nutzen jede Gelegenheit, allen zu zeigen, wie verknallt sie ineinander sind.

»Hirnverbranntes Liebespärchen auf zehn Uhr«, murmelt Ernst und lässt den Kopf sinken, bis er mit der Nasenspitze fast den Kartoffelbrei berührt. »Schnell, duck dich, Chloé, sonst kommen sie her. Und ich hab keine Lust auf das Gesülze, da kommt mir der Nachtisch wieder hoch.«

Ich verdrehe die Augen. »Aber du hattest doch noch gar keinen Nachtisch.«

»Ich meine ja auch den von gestern.« Ernst gibt ein würgendes Geräusch von sich. »Mist. Zu spät. Sie kommen her. Du meine Güte! Chloé, bitte übergieß mich mit eiskaltem Wasser, sollte ich jemals zu einem elenden liebeskranken Hündchen mutieren wie unser Fantasyprinz Heikomir –«

»Oh, hallo, ihr beiden«, sage ich. Angelique und Heiko waren vor unserem Tisch angelangt und ich verpasste Ernst einen Stoß, woraufhin er augenblicklich verstummte.

Heikomir grinst. »Hi, Chloé, hallo, Ernst. Habt ihr noch ein Plätzchen für Angeliquomir frei?«

Ernst gibt ein neuerliches Würgen von sich, und diesmal kann ich ihn tatsächlich verstehen. Die beiden sind sogar so ineinander verknallt, dass sie sich einen gemeinsamen Namen verpasst haben – eine Mischung aus Angelique und Heikomir. Fast so, als wären die beiden zu einer einzigen Person verschmolzen.

Gruselig.

»Ein Plätzchen? Teilt ihr euch jetzt nicht nur einen Namen, sondern auch noch einen Stuhl, oder was?«, brummt Ernst zurück.

Angelique wirft mir einen verwirrten Blick zu und schnappt sich den Stuhl neben mir. »Was ist denn mit Ernst los? Der macht ja ein Gesicht, als wäre sein YouTube-Account gehackt worden.«

»Meinem YouTube-Account geht es bestens«, knurrt Ernst. »Dreißig neue Fans in einer Woche, seit ich das Video vom neuen Jungsklo gepostet habe. Und fünfzig neue Anmeldungen fürs neue Schuljahr, hat mir Frau Hohl-Kopp verraten.« Er zwinkert uns zu. »Ausschließlich Jungs.«

Okay. Das wundert mich nicht im Geringsten. Das neue Jungsklo, das von unserem Direktor Oberhauser, den wir alle nur Oberhäusl nennen, letztes Jahr vor Weihnachten eröffnet wurde, ist wirklich gigantisch und steht unserem luxuriösen Mädchenklo in nichts nach. Es ist vollgestopft mit Dingen, die Jungs mögen – vom Comic-Klopapier über Dartscheiben und Lautsprecher an den Wänden bis zur integrierten Playstation. Es ist sogar so beliebt, dass die Jungs gelegentlich aufs Essen verzichten und stattdessen die Mittagspause im Jungsklo verbringen.

»Hallo, Leute.« Jetzt quetschen sich auch noch Pauline, Katja und Melanie zu uns an den Tisch und unsere Clique ist komplett. Während Katja ihren Schokoladenkuchen futtert und Melanie während des Essens in ihrem Mathebuch liest, hat Pauline wieder mal nur Augen für Ernst. Jetzt im Frühling scheint es, als hätte sich ihre Verliebtheit verdreifacht.

»Leute, habt ihr schon die Neuigkeit des Tages gehört?«, erzählt sie. »Die aus der Abschlussklasse haben sich gerade auf dem Klo darüber unterhalten, dass Oberhäusl heute früh die Englisch-Kümmel eingeladen hat, mit ihm zum Yogakurs zu gehen. Denkt ihr gerade an dasselbe wie ich?«

»Du meinst, die Englisch-Kümmel in Leggings? Wie sie sich die Gliedmaßen verrenkt und dabei aussieht wie eine fette Schildkröte, die auf dem Rücken liegt und nicht mehr aufstehen kann?« Ernst schüttelt sich vor Ekel und schiebt seinen Teller weg. »Vielen Dank, Pauline, jetzt hast du mir endgültig den Appetit verdorben.«

Pauline gibt ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. »Nicht doch. Ich meinte, dass er womöglich ein Auge auf sie geworfen hat. Nachdem letztes Jahr das Gerücht die Runde gemacht hat, Frau Kümmel sei in unseren Mathelehrer Herrn Klaus verliebt, weiß der Direktor, dass die Kümmel keinen festen Freund hat.«

»Pauline«, stöhnt Ernst und vergräbt den Kopf in den Händen. »Nicht noch mehr gruselige Frühlingsgefühle. Dieses Rumgeturtle zwischen Prinz Heikomir und seiner Elfenkönigin hier ist schon mehr, als mein Magen ertragen kann.«

Heikomir macht ein säuerliches Gesicht. »Zum hundertsten Mal, es heißt Elbenkönigin. In Herr der Ringe kommen keine Elfen vor!«

»Aber …« Auch Pauline sieht plötzlich nicht mehr sehr glücklich aus. Im Gegenteil, sie macht ein Gesicht, als hätte Ernst ihr das Herz aus der Brust gerissen. »Was soll das denn heißen, Ernst? Meine Mama sagt immer, die Liebe ist das größte Glück auf Erden. Wie kann man sich denn nicht darüber freuen, dass der Direktor verliebt ist?«

»Also meine Mama sagt immer, Liebe macht blind, aber wer verheiratet ist, kann plötzlich wieder sehen«, erklärt Ernst. »Und deshalb werde ich mich niemals verlieben und auch niemals heiraten. Ernst den YouTube-King interessieren keine Mädchen. Und damit –«

Ernst braucht gar nicht weiterzusprechen. In diesem Moment schiebt Pauline geräuschvoll ihren Stuhl beiseite, schnappt sich ihr Tablett und verlässt den Tisch. Ich sehe ihr nach und für einen Moment will ich Ernst einfach nur eine Ohrfeige verpassen, dafür, dass er manchmal so ein unsensibler Depp ist. Er hat natürlich nicht die geringste Ahnung, wie sehr ihn Pauline mag.

»Was ist denn mit der los? Hat die schlecht geschlafen? Oder ist ihr Lieblings-Disney-Shirt aus der Altkleidersammlung eingelaufen?«, fragt Ernst in Angeliquomirs Richtung, aber auch die beiden wirken verärgert. Sie nehmen ihre Tabletts und verlassen wortlos den Tisch. Selbst Katja und Melanie schütteln den Kopf, leeren ihre Saftgläser und machen sich auf den Weg zurück in die Klasse.

Nur Ernst und ich bleiben zurück.

»Sind heute alle durchgeknallt?«, will Ernst von mir wissen.

»Du bist echt ein unsensibler Idiot!«, schimpfe ich, stehe auf und sehe mich nach Pauline um.

»Und wennschon«, murmelt Ernst. Er nimmt seine Baseballkappe ab und sieht plötzlich ein bisschen hilflos aus mit den verstrubbelten blonden Haaren und dem verunsicherten Blick. »Dann gehe ich eben dahin, wo Männer noch Männer sein dürfen. Und zwar aufs Jungsklo. Ich muss ohnehin aufs stille Örtchen, und da kann ich nebenbei auch noch Pauls Rekord bei Gran Turismo knacken. Ohne euch blöde Mädchen.«

»So, enough is enough! Mir reicht’s langsam mit dieser elenden Klasse hier«, knurrt die Englisch-Kümmel. Als ob die Stimmung in unserem Freundeskreis nicht schon schlecht genug wäre, steht unmittelbar nach der Mittagspause auch noch Englisch auf dem Stundenplan. »Es hat vor zehn Minuten geläutet und es sind nur zwei Jungs hier. Wo steckt der Rest von euch?«

Ernst hebt die Hand. »Tut mir leid, dass wir Ihnen auf den Wecker –«

»In English please!«

Ernst seufzt. »I’m sorry, that we go you on the alarm clock. But the boys are still on the Jungsklo.«

Die Kümmel wirkt empört. Und das liegt ganz sicher nicht nur an Ernsts miesem Englisch – wie es aussieht, hat sie auch fünf Monate nach der Fertigstellung des Jungsklos immer noch nicht kapiert, dass die Jungs ständig zu spät kommen, weil sie vor lauter Begeisterung für die Toilette jedes Mal die Schulglocke überhören.

»Are you kidding me? Machst du Witze?«, herrscht sie Ernst an.

»See I so out?«, antwortet Ernst.

Die Klasse kichert.

»I’m sorry, that Ernst has one on the waffle«, melde ich mich zu Wort und muss schmunzeln. »He is a funbird and his English is under all pig.«

Die Klasse kichert noch lauter, während Ernst und ich eine Gettofaust tauschen.

»Genug, Ernst und Chloé!«, schimpft die Kümmel. »Bevor ich noch mehr von eurem schlechten Englisch ertragen muss, verschwindet Ernst jetzt besser mal aufs Jungsklo und holt die Bande.«

Missmutig steht Ernst auf. »Older Swede. Must that be?«

»Und wenn du den Direktor siehst, sag ihm, dass nur wegen seines blöden...

Kategorien

Service

Info/Kontakt