Baedeker Reiseführer Venedig - mit Downloads aller Karten und Grafiken

Baedeker Reiseführer Venedig - mit Downloads aller Karten und Grafiken

von: Hilke Maunder

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425348

Sprache: Deutsch

332 Seiten, Download: 41964 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Baedeker Reiseführer Venedig - mit Downloads aller Karten und Grafiken



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Das ist...


... Venedig

Die großen Themen rund um die Lagunenstadt. Lassen Sie sich inspirieren!

© DuMont Bildarchiv: S. Lubenow

Zwischen Himmel Und Meer


Das halbmondförmige Binnenmeer mit Venedig als Perle ist etwas größer als der Bodensee. Wie Oasen liegen 117 Inseln in den seichten Fluten. Früher waren sie Festungen, Verstecke, Leprastation, Lazarett, Kloster oder Küchengarten. Andere sind seit Jahrhunderten Heimstätten alter Handwerkskunst. Diese Landschaft zwischen Festland und Adria ist weltweit einzigartig.

© Mauritius Images: ClickAlps

LEISE gleitet das schwere Boot mit den rotbraunen Segeln durch die Lagune. Vielfarbig glänzt das glatte Wasser. Wie eine Traumgestalt zeichnet sich die Kuppel der Salute, der Globus auf der Dogana da Mar und die Spitze des Campanile am tiefblauen Himmel ab, den am Horizont die schneebedeckten Gipfel der Dolomiten begrenzen. Dann verschmilzt die Skyline der Serenissa mit der Lagune, sind Trubel und Lärm vergessen, zeigen hohe Holzpfähle den fahrbaren Weg zu den 117 Inseln, von denen jede ihre ganz eigene Bestimmung hat: Murano war einst das Ghetto der Glasbläser, Burano Heimat der Spitzenstickerinnen, Torcello Bischofssitz, andere sind Friedhofs-, Uni- oder Klosterinseln. Und viele sind noch Naturperlen, die erst in den letzten Jahren in den Fokus der Planer und Entwickler geraten sind wie La Certosa.

Slow-Food-Koch Mauro Stoppa steuert mit seinem flachen Traditionskahn »Eolo« mit Vorliebe kaum bekannte Inseln und unberührte Winkel in der Lagune an, von denen bereits Hermann Hesse in seinem Venedig-Reisebuch »Lagunenzauber« so schwärmte.

Sie sind vor allem im Norden, in der »Laguna morte« zu finden. Die »tote Lagune«, die fast die Hälfte der Lagune ausmacht und in die nur ausnahmsweise Salzwasser eindringt, verlandet immer mehr. In der mittleren Lagune dagegen wachsen künstliche Inseln wie Tronchetto in den sensiblen Lebensraum hinein. Im Süden sorgt das ständige Ausbaggern der Zufahrten nach Mestre und Marghera für einen Anstieg des Salzwassers und einen sinkenden Lagunenboden. Immer mehr Untiefen und Sandbänke verschwinden und verändern das Ökosystem. Und damit auch die »barene«, das Watt- und Marschland, das bei Hochwasser regelmäßig überschwemmt wird. Als Labyrinth zwischen Himmel und Erde, das von natürlichen Kanälen, den »ghebi« durchzogen ist, nimmt es über die Hälfte der 550 Quadratkilometer großen Wasserfläche ein. Austernfischer, Teichrallen und Blässhühner nisten im »baro«, dem dichten Gestrüpp, Haubentaucher und Silberreiher rasten hier beim Vogelzug.

Valle da Pesca – Aquakultur in der Lagune


Mauro Stoppa hat jetzt mit seinem Holzsegler »Eolo« den Rand der Lagune erreicht, lässt die Segel fallen und zeigt auf das Schilfgeflecht. Es markiert die Grenze eines Valle da Pesca – seit dem 11. Jh. wird in solchen »Fisch-Tälern« Fisch gezüchtet und gefangen. Einige sind nur wenige Hundert Quadratmeter groß, das Val Dogà als intensivste Fischkultur fast 17 km². Aal (venez. bisato), Meeräsche (meciato), Wolfsbarsch (bransin) und Goldbrasse (orada) wachsen dort heran, bis sie groß genug sind, um auf dem Rialto-Fischmarkt verkauft zu werden. An einer Backsteinwand im Durchgang zur Ponte de la Pescaria informiert eine Steintafel über die »Lunghezze minime permesse per la vendita del pesce delle seguenti qualità«, die Mindestgröße der zum Verkauf erlaubten Fische.

Das ökologische Gleichgewicht in der Lagune ist gefährdet, und die Regierung schränkt die Fischerei zunehmend ein. Aus Hartplastik und mit High-Tech-Innenleben ausgestattet sind die Roboterfische, mit denen ein Forscherverbund unter Leitung der Universität Graz Umwelt und Natur in der Lagune von Venedig überwacht. Ständig analysieren sie Temperatur, Wassertrübung, Salzgehalt, Strömung und Tiefe und machen auf Knopfdruck Fotos von Flora und Fauna. Vielleicht entdecken Sie ja bei Ihrem Törn durch die Lagune die gut zwei Meter großen Basisstationen des EU-Projekts »subCULTron«, künstliche Seerosen, an denen die »aFISH« andocken, um ihre Daten zu übertragen und Batterien aufzuladen.

© DuMont Bildarchiv: S. Lubenow

Venedig erschmecken: Fisch und Meerestiere aus der Lagune bestimmen den Speiseplan.

Willkommen An Bord!


Erkunden Sie die Lagune mit dem Boot! Törns bieten Mauro Stoppa (I Tamserisi, Tel. 0 34 9743 15 52, www.cruisingvenice.com/isole-slow) und Terra e Aqua (Dorsoduro 3485/a, Tel. 0 34 74 20 50 04, www.veneziainbarca.it). Mittags wird in einer Insel-Taverne gegessen oder an Bord gepicknickt. Martino Rizzi darf auch über die ehemalige Quarantäneinsel Lazzaretto Vecchio führen, zu der sonst bislang nur die Archäologen Zutritt haben (Guide to Venice, Tel. 032 89 48 56 71, www.guidetovenice.it/laguna.htm).

Gondeln, Sandolos Und Grosse Regatten


Venedig und die Lagune sind ein eigener Kosmos, durchzogen von einem Labyrinth kleiner und großer Kanäle, mit zahlreichen bewohnten und unbewohnten Inseln und Eilanden. Die erste feste Verbindung zum Festland erhielt Venedig erst 1846. Doch bis heute gilt: Ohne Boot geht (fast) nichts.

IN Venedig kann man sich nur zu Fuß oder zu Wasser bewegen. Daher waren in Stadt und Lagune über 100 verschiedene Bootstypen unterwegs. Heute sind davon noch rund 20 erhalten. Einen Überblick erhalten Sie bei der alljährlichen Regata Storica am ersten Septembersonntag!

Traditionsboote heute


Angetrieben werden die Traditionsboote bis heute nur mit Muskelkraft. Doch dank der ausgefeilten Konstruktion der Boote, der Beschaffenheit des Ruders und der Ruderrolle (forcola) ist dies beileibe kein Kraftakt: Ein Gondoliere verbraucht beim Bewegen eines 900 kg schweren Boots kaum mehr Energie als ein Fußgänger! Zur Festa della Sensa brachten einst 168 Ruderer den Dogen in seiner prunkvollen, doppelstöckigen Bucintoro von San Marco hinüber zur Kirche San Nicolò. Nach den Gebeten für die Sicherheit der Seefahrer warf der Doge unter Gesängen einen gesegneten Goldring ins Meer, um die Vermählung Venedigs mit dem Meer, Sposalizio del Mare, und die Oberherrschaft Venedigs über die Adria zu feiern. Bis heute erinnert das Fest an den Sieg über die dalmatinischen Piraten im Jahr 997, mittlerweile leitet allerdings der Bürgermeister die Zeremonie. Dafür steigt der »Sindaco« in die Desdotona – das kunstvoll geschmückte Vollholzboot mit 18 Ruderplätzen eröffnet alle Umzüge und Paraden auf dem Wasser. Ihre Waren ruderten die Venezianer mit sechs Mann auf der geräumigen, schweren Caorlina zum Markt, dem größten Transportschiff der Vollholzflotte.

Den Sandolo, ein acht bis zehn Meter langer Transportkahn, trieben vier Männer mit Muskelkraft an. Heute kann man ihn je nach Bedarf zum Angeln, zur Fischerei, Regatta oder zum Personentransport anpassen. Wie die Gondel ist er asymmetrisch gebaut, um den einseitigen Ruderschlag bzw. Linksdrall auszugleichen. Der entsteht, wenn das Boot nur von einem einzigen Mann gerudert wird. Und das geschieht in Venedig stets stehend. Die aufrechte Haltung spart Kraft und sorgt für den besten Überblick im dichten Verkehr. Auch lassen sich Sandbänke, Bojen oder Hindernisse leichter erkennen. Die Mascreta ist etwas schmaler als der Sandolo. Woher der Holzkahn seinen ungewöhnlichen Namen hat? Er war einst das bevorzugte Gefährt von Prostituierten, die ebenfalls zum Paddel griffen – und für die Kahnfahrt eine Maske trugen, um unerkannt zu bleiben. Mit der Batela oder Burchielle wird bis heute Baumaterial und Bauschutt transportiert, mit der Scoazarra der Müll. In Sabbionere brachte man einst Ballast zu den Schiffen. Seit Jahrhunderten im Einsatz sind auch die Traghetti, die Gondelfähren. Extra für die Regata Storica wurde der schmale Gondolino für zwei Ruderer entworfen, der leichter, bunt und schwieriger zu rudern ist.

© AWL Images: J. Arnold

Seit dem Jahr 697 wird sie in den »squeri« in Handarbeit gefertigt: die Königin der Wasserwege, die Gondola.

Regatten Und Ruderkurse


Der Glanz der Seerepublik lebt bei der Regata Storica am ersten Septembersonntag wieder auf: Tausende historischer Boote mit kostümierten Ruderern gleiten den Canal Grande hinab, bevor dann das eigentliche Rennen beginnt. Bei der Vogalonga >>> bewegt sich an einem Sonntag Ende Mai ein bunter Zug paddelnd oder rudernd 3o km durch die Lagune. Hunderte Boote, alle mit Muskelkraft betrieben, sind dabei (www.vogalonga.com). Bei Row Venice >>> zeigen »vogatori« auch Anfängern, wie man eine Gondel richtig rudert.

Die Königin der Wasserwege


... ist jedoch zweifellos die Gondola, die nur Personen, niemals Lasten befördert. Seit dem Jahr 697 fertigen sie die »squeri«, die Gondelwerften der Stadt. Ende des 19. Jh.s wurden die ersten asymmetrischen Gondeln gebaut, deren gekrümmter Rumpf es erlaubte, das Boot statt wie bisher von zwei an Bug und Heck, nur von einem Mann rudern zu lassen. Heute befahren über 400 Gondolieri die venezianischen Kanäle. 2010 bestand Giorgia Boscolo als erste Frau die »Fahrprüfung« zur Gondoliere und stieß damit in einen Berufsstand vor, der fast 1000 Jahre reine Männerdomäne war.

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