Baedeker Reiseführer Kroatische Adria - mit Downloads aller Karten und Grafiken

Baedeker Reiseführer Kroatische Adria - mit Downloads aller Karten und Grafiken

von: Veronika Wengert

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425287

Sprache: Deutsch

346 Seiten, Download: 54624 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Baedeker Reiseführer Kroatische Adria - mit Downloads aller Karten und Grafiken



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Das ist...


Die kroatische Adria

Die großen Themen rund um die östliche Adriaküste. Lassen Sie sich inspirieren!

© Dumont Bildarchiv/Hans Madej

Die Pässe Bitte! …


Die blaue Adria stets im Blick, das Sehnsuchtsziel rückt immer näher: Noch eine gute Stunde bis. Doch zuerst kommt das Küstenstädtchen Neum und dann – damit hat man nicht gerechnet – ein Grenzposten, Uniformen, aufmerksame Blicke. Hier zerschneidet ein Stück Bosnien und Herzegowina das kroatische Territorium. Eine ungewöhnliche Situation.

© Getty Images/ELVIS BARUKCIC/Freier Fotograf

WILLKOMMEN in Neum: Die kroatische Flagge mit der Šahovnica, dem Schachbrett-Wappen, begrüßt die Reisenden auf dem Landweg nach Dubrovnik. Sie flattert vor einem Restaurant, vor dem große Reisebusse parken. Drinnen jonglieren Kellner Ćevapčići-Grillteller durch den Speisesaal. Kaum jemand scheint zu stören, dass die Bedienung mit einer fast verwirrenden Selbstverständlichkeit kroatische Kuna entgegennimmt. War da nicht gerade ein Grenzbeamter? Ein aufmerksames Blättern im Reisepass?

Beliebte Enklave


Fast wähnt sich der Gast in Kroatien. Ist er aber nicht, sondern in Neum, dem einzigen Küstenort des Nachbarlandes Bosnien und Herzegowina. Der Platz ist entsprechend knapp, die Ferienhäuser also dichter gedrängt als anderswo, die Flächen für das Badetuch am Meer ohnehin. »In der Saison ist es wie ein Lotteriegewinn, einen Platz am Strand zu finden«, sagt die Verkäuferin im »Supermarket« an der Adria-Magistrale. Hier kaufen die Kroaten gerne ein, da die Preise niedriger sind als bei Ihnen zu Hause. Vor allem Fleisch sei billig, die Einfuhr ins Nachbarland allerdings limitiert, sagt die Verkäuferin. Das wird wenige Kilometer später klar, als die Magistrale wieder kroatisches Staatsgebiet und damit die Europäische Union erreicht: »Fleisch? Wurst?«, will der Grenzbeamte wissen. Nein. Dann rollt die Autokolonne weiter.

Blick in die Vergangenheit


Halt, nicht so schnell! In Neum ist es Zeit für eine Kava, die, als kräftiger Espresso, ohnehin zum Lebensgefühl in der Region gehört. So viel Zeit muss sein – um den Blick über das Meer schweifen zu lassen und um Antworten zu finden. Die liefert ein Blick in die Vergangenheit: Im Vielvölkerstaat Jugoslawien teilten sich alle Volksgruppen die Adria – zumindest offiziell. Das änderte sich, als der Staat blutig zerbrochen war. Die jungen Staaten Kroatien und Bosnien-Herzegowina verhandelten: Seither ragt Neum wie ein Keil in kroatisches Küstengebiet hinein. Und sichert dem Nachbarland einen knapp 24 km langen, teils nur 5 km breiten Meereskorridor, wie schon zu osmanischen Zeiten. Damals überließ die Stadtrepublik Ragusa, das heutige Dubrovnik, den Korridor bereitwillig den Türken – als Pufferzone zu den Venezianern.

Doppelte Staatsbürgerschaft


Neum ist über eine marode, schmale Serpentinenstraße an das Hinterland, angebunden. Von Sarajevo aus wird es regiert, als Teil der Herzegowina gehört es geografisch zu Dalmatien. Mit dem Herzen fühlen sich die meisten der rund 5000 Einwohner allerdings Kroatien näher: 95 Prozent besitzen auch den kroatischen Pass und dürfen in beiden Ländern wählen.

Und die Zukunft?


Dem offiziellen Zagreb ist der Korridor ein Dorn im Auge, ist doch die Urlaubsperle Dubrovnik nur über das Ausland zu erreichen. Ideen, diesen Zustand zu beenden, gab es schon viele: Eine 2,4 km lange Brücke über die kroatische Halbinsel Pelješac entpuppte sich als Millionengrab und liegt seit Jahren auf Eis. EU-Gelder könnten es richten, so die neue Hoffnung. Doch auch von einem möglichen Tunnel oder einer Transit-Autobahn um ihr Städtchen herum sind die Einwohner von Neum verständlicherweise alles andere als begeistert: Viele leben vom Tourismus – allein 10 000 private Betten gibt es! – und nicht zuletzt von der kräftigen Kava!

© Fotolia/Nightman1965

Politisch Bosnien-Herzegowina, geografisch Dalmatien, gefühlt Kroatien: Neum hat viele Identitäten.

Auf Eine Kava


Die meisten Autos rauschen durch Neum >>> einfach hindurch. Machen Sie es anders: Nehmen Sie sich bewusst Zeit für Neum. Halten Sie inne und trinken Sie Ihre Kava wie die Einheimischen: Nur nicht hastig! Nippen Sie gefühlt endlos daran (eine Kunst!) und lassen Sie einfach die Umgebung ein wenig auf sich wirken: Das EU-Land Kroatien ist hier zerteilt von einer Enklave, die den Alltag auf beiden Seiten der Grenze prägt.

Ave Maria im Frisörsalon


Im Frisörsalon spielt schon mal ein katholischer Radiosender Marienlieder. Und vor Feiertagen wie Allerheiligen kommt es vor größeren Friedhöfen regelmäßig zu Staus. Die katholische Kirche ist überall im Land präsent – und ziemlich mächtig.

© Picture alliance/PIXSELL

DIE katholische Kirche zeigte sich wenig begeistert über den geplanten Bußgang von Königin Cersei Lannister: Die Figur der US-Fantasy-Serie »Game of Thrones« sollte beim Dreh in Dubrovnik an der Kirche des Hl. Nikolaus vorbeikommen – allerdings splitternackt. Die Kirchenväter äußerten ihren Unmut und prompt verwehrte die nationale Filmkommission die Genehmigung für den hüllenlosen Dreh. Später lenkte die Kommission zwar ein, nicht jedoch die Kirche: Das Gotteshaus musste nachgebaut werden.

© Picture alliance/PIXSELL

In Dubrovnik lässt der Bischof am Tag des hl. Blasius eine Taube fliegen. Gläubige berühren bei der Prozession die Reliquie.

Sünder willkommen


Dabei bewiesen die Kirchenväter von Dubrovnik in der Vergangenheit durchaus Toleranz – zumindest um den 3. Februar herum. Denn an diesem Tag wird seit 972 der Schutzpatron der Stadt, der heilige Blasius (Sveti Vlaho), mit einer prunkvollen Prozession gefeiert, und damit auch wirklich alle teilnehmen konnten, war es einst auch Gefangenen, Sündern und Ausgestoßenen erlaubt, dann in die Stadt zu kommen. Dem Staatsfernsehen ist der von der UNESCO als immaterielles Welterbe geadelte Zug durch die Altstadtgassen heute eine Live-Übertragung wert. Doch nicht nur Dubrovnik hat seinen Schutzpatron. So ziemlich jedes Städtchen feiert seinen himmlischen Fürsprecher mit einem bunten und fröhlichen Volksfest.

Einmischen? Gerne!


Gelebter Glaube gehört in Kroatien zum Alltag. Fast neun von zehn Einwohnern bekennen sich offiziell zum Katholizismus. Papst Johannes Paul II. schaffte es 1994 bei seinem Besuch, rund eine Million Gläubige um sich zu versammeln – immerhin ein Viertel der Gesamtbevölkerung!

Die Kirche weiß diese Popularität sehr wohl zu nutzen: So kann es schon mal vorkommen, dass vor Wahlen klare »Empfehlungen« von der Kanzel gegeben werden. Oder dass man sich in andere Dinge einmischt: Vor der Einführung von Sexualkundeunterricht an kroatischen Schulen ließen sich die Kirchenväter zu einer Flugblattaktion in einer Supermarktkette hinreißen – deren Eigentümer selbstverständlich der Kirche nahesteht.

Heimlich wallfahren


So einflussreich war die Kirche jedoch nicht immer: Wer im sozialistischen Jugoslawien ein öffentliches Amt bekleidete, musste mit Nachteilen rechnen, wenn er seinen Glauben allzu offen praktizierte. Allerdings ist der Katholizismus tief verwurzelt: So kam es, dass viele Staatsdiener ihre Kinder heimlich taufen ließen. Niemand sollte etwas davon mitbekommen. Daher pilgerten auch viele Gläubige, die fernab von zu Hause und unbeobachtet von Nachbarn an der Adria Urlaub machten, nach Veprić, oberhalb von Makarska.

Der andächtig-stille Wallfahrtsort wird heutzutage aber längst nicht mehr heimlich aufgesucht. Im Gegenteil: Viele Kroaten verbinden die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche mit einem offenen Bekenntnis zur Nation – denn Kroatien kannte seit dem Mittelalter kein eigenes Staatswesen. Dass Sprache und Kultur, trotz vieler fremder Herrscher, bis heute lebendig geblieben sind, wird dshalb vielfach der Kirche zugeschrieben.

Irdischer Genuss, Himmlisches Fest


Mit gegrilltem Lamm und Spanferkeln feiern die Kroaten gerne, dazu singen Klapa-Männerchöre oder auch mal berühmte Popstars. So genussvoll und weltlich wird Mariä Himmelfahrt alljährlich am 15. August gefeiert. Touristen – freilich nicht in Badeshorts – sind ebenso willkommen. Vor allem in den großen Wallfahrtsorten Sinj >>> oder im herzegowinischen Medjugorje >>> geht es dann sehr lebhaft zu!

Ein Seltsamer Geselle


Der Weg ans Meer führt durch das Velebit-Gebirge. Eine wildromantische Karstlandschaft: Schroffe Felsen, tiefe Schluchten und faszinierende Tropfsteingebilde unter der Erde, wo sich zuweilen auch skurrile Höhlenbewohner wie der Grottenolm verstecken – eine geheimnisvolle Welt, die es zu entdecken gilt.

© Glow Images/ImageBROKER RM

KEINE Touristenbahn, auch keine bequeme Treppe führen in die Unterwelt. Ein schmaler, natürlicher Zugang im Felsmassiv empfängt die Besucher in der Modrič-Höhle (Špilja Modrič) in Rovanjska. Höhlenforscher und Bergführer Marijan Buzov verteilt blau-gelbe Overalls und Helme mit Karbidlampe für ein stimmungsvolles Licht. Noch einige Tipps auf Deutsch, dann schlüpft die Gruppe hinein. Drinnen beginnt das Staunen: Bis zu 15 m...

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