Baedeker Reiseführer Malta, Gozo, Comino - mit Downloads aller Karten und Grafiken

Baedeker Reiseführer Malta, Gozo, Comino - mit Downloads aller Karten und Grafiken

von: Klaus Bötig

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425379

Sprache: Deutsch

282 Seiten, Download: 33173 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Baedeker Reiseführer Malta, Gozo, Comino - mit Downloads aller Karten und Grafiken



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Das ist...


Malta

Die großen Themen rund um die Johanniterinsel. Lassen Sie sich inspirieren!

© DuMont Bildarchiv/Schulze

Valletta Maritim


Als die Luft noch den Vögeln vorbehalten war, näherte man sich Malta über See. Mit etwas Fantasie lässt sich nachvollziehen, was Neuankömmlinge von der Steinzeit bis ins 20. Jh. hinein empfunden haben mögen, als sie das Buchtengewirr um Valletta entdeckten. Auf zur Harbour Cruise!

© DuMont Bildarchiv/Schulze

BEVOR das Schiff ablegt, werfen Sie am besten noch einmal einen Blick auf die Karte. Sie sehen: Sliema Ferry liegt dem auf der Sciberras-Halbinsel aus dem Meer steigenden Valletta direkt gegenüber. Das Fort St. Elmo an der äußersten Spitze dieser Halbinsel bewacht gleich zwei Hafeneinfahrten: den Marsamxett Harbour zwischen Valletta und Sliema sowie den Grand Harbour zwischen Valletta sowie Vittoriosa und Senglea. Diese beiden Häfen sind keine modernen rechteckigen Becken, sondern verzweigen sich in zahlreiche Buchten hinein, »Creeks« genannt. Die Creeks waren ein Segen für die Seefahrer vergangener Zeiten: Vor Wind und Wellen geschützte Liegeplätze für ihre Boote, die durch die engen Zufahrten zudem noch relativ leicht gegen Feinde zu verteidigen waren. Heute wissen sie vor allem Jachtbesitzer zu schätzen: Myriaden kleiner Segel- und Motorjachten liegen hier in modernen Marinas.

Gewaltige Festungsbauten


Wenn das Schiff dann ablegt und zuerst den Marsamxett Harbour durchkreuzt, denken Sie sich am besten erst einmal die vielen Städte weg, die heute das Buchtengewirr nahezu lückenlos umgeben. Bis 1565 standen hier bestenfalls ein paar Fischerhütten. Nur an der strategisch so bedeutsamen Spitze der Sciberras-Halbinsel stand schon seit phönizischen Zeiten ein kleines Fort, das die Johanniterritter 1552 modernisierten und das dann bei der Großen Belagerung durch die Türken 1565 eine bedeutende Rolle spielte. Die Festungsmauern auf Manoel Island, das weit in den Marsamxett Harbour hineinragt, entstanden erst 1723, das Tigne Fort an der Südostspitze von Sliema sogar erst 1793. Wenn Ihr Schiff dann zur Dreiviertel-Umrundung Vallettas ansetzt, stellen Sie sich die Inselhauptstadt vielleicht einmal als riesige Baustelle vor. All die gewaltigen Mauern und Bastionen, die den Hauptsitz des Johanniterordens uneinnehmbar machen sollten, entstanden ja binnen weniger Jahre gleich nach dem Abzug der türkischen Belagerungstruppen auf nacktem Fels. Unermüdlich schnitten Menschen die Steine, zog Vieh schwere Karren, wurde Stein auf Stein gesetzt und dabei sogar noch auf Ästhetik geachtet. Schon nach drei Jahrzehnten war eine barocke Großstadt entstanden.

Das muss man sich immer wieder klarmachen: Valletta gab es noch nicht, als die Türken 1565 kamen. Damals lebten die Ordensritter gerade einmal seit 35 Jahren auf der bis dahin von ihnen ungeliebten Insel, die so viel karger und kleiner als Rhodos war, das sie nach 300 Jahren den Türken hatten überlasen müssen. Das Fort St. Angelo am Grand Harbour war ihre bedeutendste Festung, ihre recht bescheidenen, noch mittelalterlich anmutenden Auberges und ihr Ordenshospital standen gleich daneben im heutigen Vittoriosa.

© DuMont Bildarchiv/Schulze

Die Mischung macht’s: Valletta vereint Hafenromantik und historisches Flair.

Hafen auch für die Briten


Im Grand Harbour wird aber nicht nur die Geschichte der Ordenszeit lebendig. Dieser Hafen mit seinen Creeks war im 19. Jh. die Hauptmotivation für die Briten, hier das Hauptquartier ihrer Mittelmeerflotte einzurichten. Zahlreiche Bauten zeugen davon, besonders markant sind die Großbäckerei der Royal Navy und ihr Hospital. Als bedeutendster Handelshafen der Insel wurde der Grand Harbour in unserem Jahrtausend durch den Container Port von Kalafrana abgelöst. Dafür wird er als Kreuzfahrthafen immer wichtiger. Ganz dicht an den schnittigen Riesenschiffen vorbeizufahren, ist ein moderner Höhepunkt einer Harbour Cruise und gibt einem vielleicht auch ein Gefühl von Zufriedenheit: länger als nur einen Tag auf Malta bleiben zu können.

Kreuzfahrt Im Kleinen


Setzen Sie sich einfach zur Harbour Cruise aufs Oberdeck eines Dampfers, drücken Sie Ihren inneren Fantasieknopf und kreuzen Sie zwei Stunden lang durch die Geschichte. Besonders stimmungsvoll ist im Hochsommer Captan Morgans All-inclusive-Cruise: Mit einem schönen Holzschiff geht es zur St. Paul’s Bay und in den Grand Harbour (sonntags 19.30 – 24 Uhr, 50 € / 30 €). Normale Rundfahrten starten ganzjährig von Sliema Ferry ab ca. 10.30-15.30 mindestens stdl.; Standardpreis: 16 €, Kinder (4 – 11 J.) 13 €. (www.captainmorgan.com.mt, www.luzzucruises.com)

Uralte Tempel - Neu Überdacht


Die jungsteinzeitlichen Großsteinbauten auf Malta und Gozo gelten als erste frei stehende Bauwerke Europas. Die Tempel von Hagar Qim und Mnajdra liegen besonders schön in freier Natur fast direkt am Meer. Heute schützt sie ein Dach, dessen Architekten sich viele gute Gedanken über das Projekt machten.

© Getty Images/Cioata

NATUR pur umfängt Sie während der Anfahrt. Ein paar Äcker zwischen Steinmauern haben die Bauern der Garigue abgerungen, die auch die Tempel umgibt. Nur Gräser und Kräuter wachsen da, manchmal garniert mit einem windschiefen Bäumchen. Zwei fast weiße Schutzdächer markieren in der Garigue die beiden archäologischen Stätten Hagar Qim und Mnajdra. Das Schweizer Architekturbüro Walter Hunziker hat sie entworfen. »Respekt vor Landschaft und Ort, Eigenständigkeit, aber keine Grenzverschiebung mit dem wertvollen Bestand waren unsere Devisen«, betont Hunziker. »Die Hochbogenkonstruktionen mit den bis in die Horizontebene auslaufenden Membranflächen zeichnen die Feintopografie der Küstenlandschaft mit dem allgegenwärtigen Meereshorizont nach.« Berücksichtigt wurde auch der für die Tempelbauer wichtige Lichteinfall in den Tempel am Tag der Sommersonnenwende: Sonnenstrahlen drangen da bis in eine der innersten Kammern des Tempels ein.

Geheimnisvoll


Als die Tempel vor etwa 5000 Jahren entstanden, gab es noch keine Schrift. Was die Archäologen auf Malta und Gozo ans Tageslicht brachten, muss für sich selbst sprechen. Das öffnet laienhaften Spekulationen und wissenschaftlichen Theorien Tür und Tor – und lädt zum Miträtseln ein. Dass die Tempelbauer über Sizilien auf die Inseln kamen, ist höchstwahrscheinlich. Wer sie waren, bleibt aber im Dunklen. Dass sie sich wie Menschen der Jungsteinzeit anderswo – z. B. in Stonehenge – mit Astronomie befassten, scheint sicher. Doch was weiß man sonst noch? Metallene Werkzeuge kannten sie nicht. Ihre Tempel erbauten sie keineswegs direkt neben Steinbrüchen, sondern kilometerweit davon entfernt. Der schwerste Stein, den sie je zum Bauplatz transportierten, wog 20 Tonnen. Als sicher gilt, dass sie diese gewaltigen Monolithe auf kugelförmigen Steinen transportierten, wie sie u. a. im Archäologischen Museum in Valletta ausgestellt sind.

Auch wenn die Tempel heute nur noch Ruinen sind, wird eins klar: Sie glichen überirdischen Höhlen. Die Innenräume lagen im Halbdunkel, den Charakter des Geheimnisvollen förderten Nischen und ovale Auslappungen. Offensichtlich waren die Tempel keine Versammlungsorte größerer Kultgemeinden, sondern waren vielleicht nur einer besonderen Kaste vorbehalten. Zugänge wurden durch »Fenstersteine« verengt wie der, den Sie im Besucherzentrum selbst durchschreiten dürfen. Zusätzlich gab es anscheinend in jedem Tempel eine dunkle Kammer, die nur durch ein kleines Schallloch mit dem nächsten größeren Raum verbunden war: Saß darin vielleicht ein berauschtes Medium und lallte Orakel. Schön, dass zwischen beiden Tempeln 500 m Fußweg durch die Garigue liegen – immer mit dem weiten Meer vor Augen. Wir genießen den Spaziergang – endlich freie Natur!

Doch gerade die haben die Menschen der Vorzeit wohl nicht nur als Geschenk, sondern auch als Gefahr empfunden. Um sie und die in ihr wirkenden Mächte zu besänftigen, opferten die Menschen des Neolithikums ihren Gottheiten zumindest Tiere. Dafür sprechen Anbindelöcher in den Tempeln, Altäre mit hohen Rändern, auf denen die Opfer wohl vollzogen wurden, und Schalen, die vielleicht zum Auffangen des Opferbluts dienten. Tierprozessionen als Steinreliefs, wie sie im Archäologischen Museum von Valletta ausgestellt sind, stehen wohl auch in Verbindung mit solchen Opfern.

Tempelbauer


Wenn Sie die verschiedensten Theorien über den Bau und die Nutzung der Tempel überdenken wollen, gehen Sie ins Besucherzentrum: Da können Sie sogar Ihren eigenen Tempel bauen. Zu finden 2 km südwestlich von Qrendi an der Küstenstraße.

© DuMont Bildarchiv/Schulze

Das Dach über den Relikten von Mnajdra will »Respekt vor Landschaft und Ort« betonen.

Vorbildliche Europäer?


Gab es vielleicht schon einmal eine Art Europäischer Union? Auf den Gedanken könnte man kommen, wenn man sich etwas näher mit den Malteserrittern beschäftigt. Anknüpfungspunkte gibt es genug, besonders aufschlussreich sind der Großmeisterpalast und die St. John’s Co-Cathedral in Valletta.

© DuMont Bildarchiv/Schulze

DAS Machtzentrum des Malteserordens war der Großmeisterpalast. Hier residierte der vom Großen Staatsrat auf...

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