Das Pflegevisiten-Buch

Das Pflegevisiten-Buch

von: Christian Heering

Hogrefe AG, 2018

ISBN: 9783456958620

Sprache: Deutsch

352 Seiten, Download: 3180 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Das Pflegevisiten-Buch



Pflegeverständnis (S. 15-16)
Christian Heering, Theodosianum, Schlieren (ZH), Schweiz

Die Pflege kranker Menschen hat sich in den vergangenen Jahrhunderten entscheidend verändert. Während die Krankenpflege in früheren Zeiten als eine mit Geld nicht zu bewertende, oftmals religiös motivierte Liebestätigkeit vor dem Hintergrund sozialer Missstände verstanden wurde, entwickelt sich heute das Bild einer beruflich (= professionell) ausgeübten, eigenverantwortlichen, interdisziplinären und bezahlten Pflege, deren Ausübung an die erfolgreiche Absolvierung einer reglementierten Ausbildung sowie an die Erteilung einer staatlichen Bewilligung geknüpft ist. In der Schweiz wird dies z.B. durch die seit dem 1. Juli 2002 veränderte Berufsbezeichnung deutlich gemacht, mit der die Bezeichnung «Schwester» als Synonym für eine karitativ ausgerichtete und religiös motivierte Pflegeperson aufgegeben wurde.

Besonders im 19. und 20. Jahrhundert war die Entwicklung der Pflege eng mit der Entwicklung der Medizinischen Wissenschaften verbunden. Pflegende verstanden sich in erster Linie als AssistentInnen der Ärzte. Pflege orientierte sich vorwiegend an den vom Arzt festgestellten medizinischen Diagnosen; Lehrbücher der Pflege beschrieben die «Pflege bei …» (z.B. Pflege bei Herzinfarkt, Pflege bei Darmkrebs-Operationen etc.).

Heute füllen Pflegende ein Aufgabengebiet aus, das neben der eigentlichen Betreuung und Pflege Kranker auch die Gesundheitspflege umfasst. Pflege wird auch nicht mehr nur verstanden als die Ausführung ärztlicher Verordnungen, sondern befasst sich zunehmend mit den psychosozialen Reaktionen von Menschen auf ihren Gesundheitszustand und leistet Unterstützung bei deren Bewältigung. Diesem modernen Pflegeverständnis wird in den Definitionen von Pflege der Weltgesundheitsorganisation (WHO 1993), des International Council of Nurses (ICN 1987) und der Berufsverbände (DBfK in Deutschland, SBK in der Schweiz und ÖGKV in Österreich) entsprechend Rechnung getragen. Die folgende Definition wurde vom Schweizerischen Berufsverband der Krankenschwestern und Krankenpfleger (SBK) vorgestellt. Sie lehnt sich an Definitionen des Internationalen Rates der Pflegenden (ICN 1973), der Weltgesundheitsorganisation (WHO 1993) und der American Nurses Association an:

«Die Gesundheits- und Krankenpflege befasst sich mit den Auswirkungen und Folgen von aktuellen oder potenziellen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und ihrer Behandlungen auf das Alltagsleben einzelner Menschen, ihrer Angehörigen und von Gruppen.» (SBK 1999, S. 6) Im Unterschied zur Berufsgruppe der Ärzte befassen sich beruflich Pflegende daher nicht nur mit der Krankheit, sondern vor allem mit dem Kranksein der Menschen. Das Kranksein unterscheidet sich von der Krankheit vor allem dadurch, dass Menschen eine gegebene Erkrankung individuell und daher unterschiedlich erleben, dass sie der Erkrankung unterschiedliche Bedeutungen zuschreiben und unterschiedlich damit umgehen. Diese eigenständige Berufsausübung beinhaltet aber auch die Übernahme von Eigenverantwortung im Hinblick auf eine eigenständige Sicherung und kontinuierliche Verbesserung der geleisteten Berufsqualität.

Pflegerischer Leistungsauftrag

Das Aufgabengebiet der Pflege umfasst einen klar und konkret beschriebenen öffentlichen Leistungsauftrag: Pflegende leisten einen entscheidenden Beitrag zur Gesundheit der Bevölkerung, ohne den unzählige Menschen unnötigen Leiden ausgesetzt wären oder sterben würden. In der beruflichen Gesundheits- und Krankenpflege in der Schweiz ist der pflegerische Leistungsauftrag seit 1992 in den so genannten «Fünf Funktionen» formuliert:

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