Baedeker Reiseführer Brüssel - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

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von: Rainer Eisenschmid, Sven Claude Bettinger

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425430

Sprache: Deutsch

314 Seiten, Download: 58146 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Das ist…


Brüssel

Die großen Themen rund um die Hauptstadt Europas. Lassen Sie sich inspirieren!

© Fred Guerdin/Reporters/laif

Nichts ist mehr Brüssel als Manneken Pis, der bekennende Europäer.

Hochburg Des Art Nouveau


»C’est très peuple!«, regt sich Baronin van Eetvelde auf, als sie zum ersten Mal das Palais erblickt, das ihr Gatte von Victor Horta hat bauen lassen. Die Fassade besteht aus Eisenträgern und -säulen, die auch noch sichtbar vernietet sind, dazu die enormen Fensterpartien. Es sieht fast so aus wie das »Maison du Peuple« (Volkshaus) der Belgischen Arbeiterpartei!

© mauritius images/PjrTravel/Alamy

Jugendstil in Reinkultur: die Wandmalereien am Maison Cauchie

EINMAL drinnen im weiten Treppenhaus unter einer Kuppel aus Buntglas und dann im riesigen, mit grünem Achat verkleideten Salon, ist die Baronin aber einfach hingerissen – wie alle Auftraggeber.

Reich musste man schon sein


Die ersten sind betuchte Großbürger. Sie schätzen die luxuriöse Verarbeitung, die neuen floralen Formen, die lichtdurchfluteten, offenen Räume, die kühne Verwendung von Eisen. Es sind durchweg Freimaurer, Liberale und Sozialisten, die in Brüssel das Sagen haben und das neue Ideal aus der Privatsphäre in die Öffentlichkeit bringen. Horta entwirft die Stoffhandlung Waucquez (heute Comic-Museum) und den Laden der Edelschmiede Wolfers, einen Kindergarten im armen Marollenviertel und die großzügig angelegte Brugmann-Universitätsklinik, die »Maison du Peuple« und ein Kaufhaus mit dem bezeichnenden Namen »L’Innovation«.

Progressiv und schick


Die »Neue Kunst« wird Hype, Mittelschicht und Mittelstand möchten ebenfalls ihre progressive Einstellung zur Schau stellen. Sie werden von Hortas Assistenten bedient, die sich selbstständig machen. Einige bauen individuelle Häuser, etwa Gustave Strauven für den Maler Georges Saint-Cyr. Da wuchert die Eisendekoration bis zum koketten Krönchen über der Fassade. Ernest Blérot konzipiert ganze Straßenblöcke, so eine Seite der Rue Vanderschrick. Der sozial gesinnte Henri Jacobs spezialisiert sich auf Grundschulen und Sozialwohnungen in Forest und Schaerbeek.

Das Ausland wird neugierig


Der Brüsseler Hype macht ausländische Architekten neugierig. So reist Hector Guimard 1895 zu Victor Horta; danach entwirft er die dekorativen Eingänge der Pariser Metro. Nach einem Besuch 1897 ändert der Wiener Otto Wagner radikal seinen Stil und Henry van de Velde, als Designer in Brüssel eine Randfigur, verbreitet die »Neue Kunst« ab 1899 in Deutschland.

Die Wende(n)


Die Wende kommt jedoch schon vor dem Ersten Weltkrieg. »Die Neue Kunst« wird plötzlich als »Nudel-Stil« bezeichnet, erste Häuser werden umgebaut. 1939 notiert Victor Horta: »Meine Architektur ist beispiellos und deshalb vielleicht nicht von Dauer. Es sei denn, der Geschmack von Künstlern und Öffentlichkeit ändert sich wieder. Dann werden alle Bauten, die die Abrisswut überlebt haben, endgültig bewahrt.«

Dieser Umschwung kommt tatsächlich. 1965 wird zwar die »Maison du Peuple« trotz heftiger Proteste abgerissen. Doch Hortas letzter Assistent Jean Delhaye kauft das »Hôtel Tassel« und andere Häuser auf und restauriert sie. Bürgerinitiativen retten viele, inzwischen stehen ca. 2000 Zeugen der »Neuen Kunst« unter Denkmalschutz, die Juwele darunter zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Einige von ihnen können gelegentlich besichtigt werden (>>> und >>>.).

Beim Meister Zu Hause


Die verschwenderische Pracht des Art nouveau – im Musée Horta lässt sie sich hautnah bewundern. Das Wohnhaus und Atelier von Victor Horta verblüfft vom kühnen Konzept bis ins kleinste Detail. Nur hier hatte er, notiert er, »völlig freie Hand«. Hinzu kommt, dass die Leitung des Museums das Kleinod liebevoll hegt und pflegt. Erinnerungsfotos, Nippes und Orchideen lassen das Gefühl aufkommen, beim Meister höchstpersönlich zu Gast zu sein >>>.

© Bruxelles International

Meisterschaft zeigt sich auch im Detail: Paul Hamesse entwarf den Briefkasten des heute noch existierenden Restaurants »De Ultieme Hallucinatie«.

Ganz Schön Grün


Kaiser Karl V. führt Albrecht Dürer 1520 durch den Park hinter dem Palast auf dem Coudenberg. »Ich habe Fontänen gesehen, ein Labyrinth, den Tiergarten – ein echtes Paradies«, schwärmt Dürer.

© picture alliance/dpa/Stephanie Lecocq

Ist es den Brüsselern nach frischer Luft und Vogelgezwitscher, zieht es sie in den Bois de la Cambre.

MIT dem Kaiser wetteifert der Hochadel, der in der Nähe des Palasts residiert. Der »Parc d’Egmont« erinnert daran: 1731 brennt das Egmont-Palais nieder, der Wiederaufbau käme aber zu teuer. Der Grund wird also verkauft und mit kleineren Palais an der Straße bebaut. Im Park dürfen jetzt alle Brüsseler spazieren gehen.

Der König wünscht es schön


Im 19. Jh. wächst Brüssel rapide. Die Stadt ernennt Victor Besme zum »Inspektor-Aufseher«. Ab 1865 bekommt er die volle Unterstützung vom neuen Monarchen Léopold II. Dieser wünscht sich eine repräsentative und schöne Hauptstadt. Am Privatschloss Laeken gestaltet der deutsche Landschaftsarchitekt Edouard Keilig einen ausgedehnten Park im englischen Stil. In der Mitte eines neuen, großbürgerlichen Viertels setzt der König den Parc du Cinquantenaire durch, mit Skulpturenschmuck und dem Triumphbogen. Es dominiert eine lange, breite, baumgesäumte Achse, stadteinwärts die Rue de la Loi, stadtauswärts die Avenue de Tervuren. Mehrere solcher Achsen mit wundervollen Perspektiven zieht Victor Besme im Auftrag Léopolds II., etwa die Chaussée de Waterloo, die Avenue des Palais oder die Avenue Louise. Letzere führt direkt zum Bois de la Cambre.

Recht auf »Grüne Lungen«


Der König denkt längst nicht nur an die Neureichen, die an den Prachtstraßen »Hôtels de maître« bauen. »Die Arbeiterschaft«, schreibt er, »hat ein Recht auf bessere Wohnungen, auf Luft und Raum.« Spekulanten und viele Politiker sehen das nicht so. Deshalb kauft Léopold II. über Strohmänner massenweise Grundstücke auf: 77 Hektar für den Park am Heysel, 40 Hektar zwischen Saint-Gilles und Forest, 20 Hektar in Schaerbeek, zahlreiche kleinere Gebiete in anderen Vierteln. Ausgangspunkt für die neuen »Grünen Lungen« ist immer der »Erhalt der Naturschönheit«.

Die Impulse des Königs wirken lange nach. In den 1920er-Jahren entstehen zwölf großzügige Gartenstädte mit Sozialwohnungen. Die schönste, die »Cité-Jardin Le Logis-Floréal« in Boitsfort, zählt 1076 hübsche Einfamilienhäuser und 467 Appartements.

»Luft und Raum« aktuell


Ende der 1990er-Jahre beginnt die Bevölkerung wieder zu wachsen. Region Brüssel und Stadtbezirke kaufen mehrere große Parks, die parzelliert und bebaut werden sollen, von Privatleuten auf, um »Luft und Raum« für alle zu schaffen. Am Rand der Region werden mehrere Gebiete unter Naturschutz gestellt. Das EU-Viertel lockern kleinere Grünanlagen auf. In dicht besiedelten, durchweg ärmeren Vierteln entstehen neue Parks, etwa 15 Hektar quer durch das Areal des früheren Güterbahnhofs Tour et Taxis oder ein Hektar an der Place Fontainas. Auf kleineren freien Flächen leben Schrebergärten wieder auf, die den sozialen Zusammenhalt und das Bewusstsein für gesunde Ernährung und Umwelt stärken. Im Kommen ist auch das »Urban Gardening«, sogar auf Flachdächern. Da dürfen Hühner gackern, Bienen summen und Speisefische schwimmen.

Zartrosa Pracht: die Kirschbäume beim Japanischen Turm im Park von Laeken

Grün Für Alle


Schon beim Anblick kommt gute Laune auf: Eine romantische Insel grüßt im See des Bois de la Cambre, darauf das anmutige »Chalet Robinson«. Eine Fähre setzt zu diesem Hort des »dolce vita« über. In dem stilvollen Holzhaus mit Sonnenterrasse genießen ältere Damen mit Schoßhündchen, Kinder- mädchen von Diplomaten, blödelnde Studenten, Jogger und Mountainbiker den Nachmittag bei starkem Kaffee und duftenden Brüsseler Waffeln oder einem Gläschen Bier >>>. Führungen ins Grüne veranstaltet Bruxelles Nature >>>.

© mauritius images/Arterra Picture

Zartrosa Pracht: die Kirschbäume beim Japanischen Turm im Park von Laeken

Modern und Beliebt


Über seine »Dornenkrone« klagt Léopold I. einmal, als er sich nicht gegen die Regierung durchsetzen kann. Doch findet er sich mit seiner bescheidenen Rolle ab.

© laif/Benainous+Perusseau

Charmant, charmant: Königin Mathilde und König Philippe auf dem Balkon des Palais Royal

GANZ anders sein Sohn Léopold II. »Ich will ein größeres, stärkeres und schöneres Belgien schaffen«, erklärt der selbstbewusste König bei der Vereidigung. Das gelingt ihm, notfalls auch mit Tricks, ganz gut. Er bekommt den Freistaat Kongo, spendet Prachtbauten und zeigt sich gerne hoch zu Ross.

Volksnah


Wirklich volksnah benimmt sich erst König Albert I. Er besucht Arbeiterviertel, fordert das allgemeine Wahlrecht ein und verteidigt im Ersten Weltkrieg den Zipfel freies Belgien hinter der...

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