Baedeker Reiseführer Japan - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

Baedeker Reiseführer Japan - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

von: Isa Ducke, Natascha Thoma

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425508

Sprache: Deutsch

682 Seiten, Download: 99502 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Baedeker Reiseführer Japan - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte



D

Das ist...


... Japan

Die großen Themen rund um das Land der Aufgehenden Sonne. Lassen Sie sich inspirieren!

© Hiroshi Higuchi U

Beim Gion-Fest in Kyoto sind auch die Jüngsten mit von der Partie.

Der Letzte Kaiser


Die Zeit der Kaiser ist längst vorbei. Der chinesische wurde 1911 abgesetzt, und Wilhelm II. musste nach dem Ersten Weltkrieg zurücktreten. Heute ist der japanische Kaiser der letzte seiner Art. Er trägt keine Krone, dafür war er einst ein Gott … Auch heißt er nicht »Kaiser«, sondern »Tenno«, was so viel bedeutet wie »Himmelsherrscher«. Der japanische Tenno ist nämlich direkter Nachfahre der höchsten Shinto-Göttin Amaterasu.

© Lucas Vallecillos/VWPics/Redux

Zwei Mal im Jahr zeigt sich die kaiserliche Familie ihren Untertanen: am Geburtstag des Kaisers am 23. Dezember und an Neujahr wie hier.

HISTORISCH belegt ist das japanische Kaiserhaus etwa seit dem 5. Jh. n. Chr., und die ungebrochene Erblinie ist nicht nur absoluter Rekord, sondern heute ein echtes Problem für die japanischen Royals: 2001 wurde das erste Kind des Kronprinzen Naruhito geboren. Aiko – schon wieder ein Mädchen!

Seit Jahrzehnten kamen in der ganzen kaiserlichen Familie nur Mädchen zur Welt, aber die Erbfolge verläuft laut Nachkriegsverfassung über »legitime männliche Nachkommen in der männlichen Linie«. Eine riskante Vorgabe in einer Adelswelt, die anders als in Europa aus genau einer einzigen Familie besteht, denn alle Seitenzweige waren nach dem Krieg abgeschafft worden.

Frauen auf den Kaiserthron!?


So besorgt war man ob der Thronfolge, dass die japanische Regierung 2005 eine Kommission einberief, um über eine Neuordnung der Erbfolge zu diskutieren: Was tun, wenn kein männlicher Thronfolger geboren wird? Kronprinzessin Masako war damals schon über 40 und überdies gesundheitlich angeschlagen. Sollte die Thronfolge auch für Frauen geöffnet werden? Immerhin hatte es in der Geschichte hin und wieder einmal Kaiserinnen gegeben, die zumindest pro forma für einen kindlichen Nachfolger den Thron einnahmen. Und dann endlich die Entwarnung: 2006 wurde Hisahito geboren, ein Cousin von Aiko. Der wird wohl einmal Kaiser werden.

Die Majestäten und das Volk


Die Bilder, die Japaner von ihrer Kaiserfamilie kennen, sind schön und offiziell. Keine Skandale, keine Paparazzi. Unstimmigkeiten zwischen Prinzessin Masako, einer bürgerlichen Diplomatin, und dem Kaiserlichen Haushaltsamt und die Geburt ihrer Tochter Aiko waren die einzigen Gelegenheiten, bei denen die japanischen Medien über die privaten Angelegenheiten der Kaiserfamilie berichteten, und das längst nicht so voyeuristisch wie europäische Klatschblätter.

Das Tenno-Paar, das Thronfolger-Paar, die übrigen Mitglieder des Kaiserhauses sieht man manchmal im Fernsehen bei besonderen Anlässen, aber nicht beim Shoppen in der Stadt. Sie wirken auch heute noch huldvoll und unnahbar. Zweimal im Jahr darf das Volk in den Hof des Kaiserpalastes und seinen Majestäten zujubeln.

Aber direkte Live-Ansprachen an das Volk? Spektakulär und einmalig war es 1945, als der damalige Tenno sich im Radio mit eigener, bis dahin nie öffentlich gehörter Stimme an sein Volk wandte, um die Kapitulation zu verkünden. Und was er noch sagte, schockierte die Untertanen noch mehr: Er sei gar kein Gott.

Nach der heutigen Verfassung ist der Tenno nicht nur kein Gott, sondern hat auch sonst keinerlei politische Funktion, allerdings nimmt er zahlreiche repräsentative Verpflichtungen wahr. Als oberster Shinto-Priester muss er zudem diverse religiöse Rituale durchführen. Vielleicht ist er gerade deshalb so beliebt, weil er politisch keine Macht hat.

Und wieder war es ein Ereignis von weltpolitischer Bedeutung, das 2011 zu einer Live-Ansprache des Kaisers an sein Volk führte (der zweiten überhaupt), diesmal im Fernsehen. Am 16. März, nach Erdbeben, Tsunami und der Atomkatastrophe von Fukushima rief Kaiser Akihito die Japaner zur Einheit und gegenseitigen Hilfe auf.

© John Warburton-Lee/Stefano Politi Markovina

Näher als diesem Wachturm am Osttor kommt man dem Kaiserpalast kaum.

Zu Besuch Bei Kaisers


Mitten in der Megacity Tokyo liegt ein riesiger, leerer Platz in der Sonne: Kies, Grünflächen, Steinmauern, Bäume. Vom Haupteingang des Kaiserpalasts sieht man eine Brücke und entfernter ein historisches Wachtürmchen. Wenn nicht gerade hohe Staatsgäste anreisen, geht hier niemand ein und aus. Und trotzdem sammeln sich am Tor irgendwie erwartungsfrohe Touristen und Japaner, fasziniert von der Anlage, in der der letzte Kaiser der Welt residiert.

Große und Kleine Minderheiten


Sofort nach Verlassen des Bahnhofs Shin-Okubo in Tokyo taucht man ein in das Stimmengewirr von Little Korea. Aus einem kleinen Café schallt koreanische Pop-Musik auf den Bürgersteig, und vom Straßenstand weht der Duft von »hotteok« herüber, nicht etwa Hotdogs, sondern kleinen gefüllten Reispfannkuchen.

© EDU Vision / Alamy

Für Europäer mag alles gleich aussehen, aber die Schriftzeichen verraten es: Wir befinden uns im koreanischen Viertel von Tokyo.

MANCHES Ladenschild ist nur auf Koreanisch beschriftet, dabei leben viele Koreaner bereits in dritter und vierter Generation hier und besitzen mittlerweile auch die japanische Staatsbürgerschaft – wieder: Denn zwischen 1910 und dem Kriegsende 1945 war Korea von Japan annektiert. Entsprechend galten die Koreaner als Japaner – darunter auch der Marathon-Goldmedaillist Sohn Kee-chung, der 1936 aus Korea nach Berlin anreiste und einen olympischen Rekord aufstellte: für Japan …

Nach dem Krieg wurde Korea wieder selbstständig. Die inzwischen in Japan lebenden Koreaner waren plötzlich Ausländer und wurden diskriminiert – so war es ihnen nicht möglich, öffentliche Ämter zu bekleiden, und sie mussten wie andere Ausländer ihre Fingerabdrücke registrieren lassen. Infolge der Benachteiligungen wanderte von den etwa 2 Mio. Koreanern, die sich nach Kriegsende in Japan aufhielten, etwa die Hälfte in den nächsten Jahrzehnten nach Nord- oder Südkorea aus. (Inzwischen hatte der Koreakrieg das Land geteilt.)

Viele ihrer Nachfahren haben inzwischen die japanische Staatsbürgerschaft angenommen und leben heute weitgehend assimiliert. Seit den 1980er-Jahren sind zunehmend Studenten und Arbeitskräfte aus Südkorea nach Japan gekommen, und offizielle Statistiken zählen heute etwa 450 000 Koreaner in Japan; die ethnischen Koreaner mit japanischer Staatsangehörigkeit werden hier nicht mitgerechnet.

Fremde Völker in Nord und Süd


Noch schwieriger als die Koreaner sind ethnische Minderheiten wie die Ainu im Norden Japans und die Ryukyuer im Süden statistisch zu erfassen. Die indigene Bevölkerung Hokkaidos, die Ainu >>>, waren fast völlig untergetaucht und werden erst in den letzten Jahrzehnten »wieder entdeckt«, wenn auch eher als touristische Folkloregruppe. Noch im 19. Jh. waren sie ein eigenes Volk; kleiner, hellhäutiger, bärtiger, pflegen andere Bräuche und Riten als die Japaner. Ihre Vorfahren kamen wohl aus Sibirien und besiedelten in vorhistorischer Zeit vermutlich weite Teile Japans, bis sie von neueren Einwanderungswellen nach Hokkaido zurückgedrängt wurden. Im 19. Jh. besiedelt Japan dann auch Hokkaido, die Ainu wurden rabiat assimiliert, denn Rückzugsorte gab es nicht mehr. Heute gelten die Ainu-Sprachen als ausgestorben. Junge Menschen stoßen oft eher zufällig auf ihre Ainu-Wurzeln, und beginnen dann, sich mit ihrem kulturellen Erbe zu beschäftigen.

Ähnlich steht es um die Nachfahren der Ryukyuer auf Okinawa – dort gab es ein eigenständiges Königreich mit eigener Sprache und Kultur, das eher nach China orientiert war, bevor Ryukyu 1879 dem japanischen Reich einverleibt wurde. Auch die Ryukyu-Kultur wird vor allem für den Tourismus wieder praktiziert, und die Sprache erlebt als japanischer »Dialekt« ein Comeback.

Zu den weitgehend assimilierten Minderheiten der Koreaner, Ainu und Ryukyu, die heute neben der japanischen auch ihre »alte« Identität und Kultur pflegen wollen, kommen noch Einwanderer jüngerer Zeit hinzu. Denn obwohl Japans Visabestimmungen notorisch streng sind, benötigt das Land Arbeitskräfte. Seit den 1990er-Jahren gibt es vereinfachte Arbeitsvisa insbesondere für die Nachfahren japanischer Südamerika-Auswanderer – die sehen vielleicht noch japanisch aus, haben aber ihre Latino-Kultur und Temperament mitgebracht.

Manche Japaner sind eben ein bisschen weniger japanisch als andere …

Essen Gehen In Little Korea


Auf in den Tisch eingelassenen heißen Platten brutzelt Fleisch: Der Duft von Chili, Knoblauch und Fett hängt schwer in der Luft, und mit umgehängten Papierlätzchen gegen Fettspritzer kommt man sich etwas albern vor. Die koreanischen Restaurants im Tokyoter Stadtteil Okubo sind angesagt, ohne Reservierung muss man sich auf längere Wartezeiten einstellen. Probieren Sie doch mal Bibimbap (Reis mit Ei, Gemüse und Fleisch im Steintopf) oder Samgyopsal (am Tisch gebratene Schweinebauchscheiben) im Delica Ondoru in Tokyo (1 Chome-3-20, Hyakunincho, Shinjuku-ku; Tel. 03 32 05 56 79; tgl. 10 – 1 Uhr).

Der Kranich – Japans Friedenstaube


Eine Grundschulklasse singt vor dem Denkmal im Friedenspark ein Lied. Dann...

Kategorien

Service

Info/Kontakt