Baedeker Reiseführer Rhodos - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

Baedeker Reiseführer Rhodos - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte

von: Klaus Bötig

Baedeker, 2018

ISBN: 9783575425614

Sprache: Deutsch

234 Seiten, Download: 38594 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Baedeker Reiseführer Rhodos - mit Downloads aller Karten, Grafiken und der Faltkarte



D

Das ist …


Rhodos

Die großen Themen rund um die Insel des Helios. Lassen Sie sich inspirieren!

© Huber Images/Simeone

Mehr als ein Badeplatz: Der Tsambíka-Strand spielt eine wichtige Rolle im religiösen Leben auf Rhodos.

Angriff oder Verteidigung


Lieben Sie Rollenspiele? Dann versetzen Sie sich doch einmal ins Jahr 1522 zurück. Umrunden Sie die Stadtmauer von Rhodos-Stadt mit den Augen eines osmanischen Angreifers und steigen Sie dann beim Großmeisterpalast auf eben diese Stadtmauer hinauf, um Johanniterritter zu sein. Der Abschnitt, den Sie betreten dürfen, passt sogar zu uns Deutschsprachigen: Ihn zu verteidigen war die Aufgabe der Ritter der deutschen Zunge und ihrer Gehilfen.

© Getty Images/Efilippou

Trotz ihrer Wehrhaftigkeit hielten die Stadtmauern von Rhodos-Stadt den Türken nicht stand.

SICHERLICH standen alle der nur etwa 300 Ordensritter auf der Stadtmauer von Rhodos-Stadt, als sich die osmanische Armada am 26. Juni 1522 Rhodos näherte. Zusammen mit etwa 7000 nichtritterlichen Soldaten blickten sie auf eine Flotte von 400 bis 700 Schiffen mit 200 000 beutehungrigen Angreifern. Wohl war ihnen dabei sicherlich nicht.

Aber die Ritter hatten gut vorgesorgt. Schon 1480 hatten sie ja eine dreimonatige Belagerung durch eine osmanische Übermacht überstanden und danach gleich die gesamte Stadtbefestigung nach modernsten militärtechnischen Aspekten verstärken und erneuern lassen. Die Getreidespeicher – u. a. unmittelbar unter dem Innenhof des Großmeisterpalasts – und die Munitionsarsenale waren prall gefüllt, die Weinfässer und Zisternen sicherlich auch. Fast jeden Tag kam es zu erbitterten Kämpfen. Insgesamt hatten die Angreifer am Ende etwa 70 000 Tote zu beklagen, der Wallgraben war stets mit Leichen übersät. Zur Taktik der Angreifer gehörte es auch, die Stadtmauern durch Tunnel zu unterminieren. Einige Tunnel sind heute noch vom Wallgraben aus – auf eigene Gefahr – zugänglich, aber völlig verwildert und unbeleuchtet. Und steinerne Kanonenkugeln sind hier wie an vielen Stellen der Altstadt aufgeschichtet oder liegen unbeachtet im hohen Gras herum.

Auf christlicher Seite war die Zahl der Toten mit etwa zwei- bis dreitausend weitaus geringer. Aber im Herbst gingen die Vorräte langsam zur Neige, die Bevölkerung wurde unruhig. Und wie fast immer fand sich auch ein Verräter: In diesem Fall der Großkanzler Andre d’ Amaral. Mit Pfeilen ließ er Nachrichten über die schlechte Versorgungslage und den Missmut der Einheimischen ins feindliche Lager schießen. Schließlich bot er dem Sultan gar an, an Allerheiligen den feindlichen Truppen eine Pforte zu öffnen. Er wurde aber noch rechtzeitig enttarnt und hingerichtet. Ohne ihn hätten die Osmanen wahrscheinlich wie schon 1480 die Belagerung abgebrochen. Jetzt aber hielten sie durch. Auch sie sandten Pfeile hinüber in die Stadt und versprachen der griechischen Bevölkerung den Verzicht auf Plünderung und strafende Gewalt, wenn die Stadt sich freiwillig ergebe.

© Picture Alliance/Okapia/Otto

Der Großmeisterpalast in Rhodos-Stadt war wehrtechnisch auf der Höhe seiner Zeit.

Kapitulation


Am 22. Dezember war es so weit: Die Johanniter kapitulierten. Als Gegenleistung wurde ihnen freier Abzug binnen zwölf Tagen gewährt. Ihre Waffen und ihren beweglichen Besitz durften sie mitnehmen. Etwa vier- bis fünftausend griechische Stadtbewohner brachen mit ihnen nach Kreta auf; viele folgten ihnen später sogar bis nach Malta, das die Johanniter 1530 von Kaiser Karl V. als Lehen erhielten. Dort blieben die Johanniter bis 1798. Da fiel ausgerechnet dem einzigen jemals gewählten deutschen Großmeister die Aufgabe zu, Napoleon die Insel zu überlassen.

1476 wird die Stadtmauer erneuert.

Der Feind naht


Schauen Sie von der Stadtmauer hinaus aufs Meer: Wie mag das wohl ausgesehen haben, als die türkische Flotte am Horizont auftauchte? Wie mag man sich als Ordensritter angesichts der Übermacht gefühlt haben? Stadtmauerbegehung: Zugang am Vorhof des Großmeisterpalastes, April – Okt. Mo. – Fr. 12 – 15 Uhr, Eintritt: 2 €. Rundgang durch den Wallgraben tagsüber jederzeit möglich. Haupteingänge an der Platia Rimini und am Stadttor Pilí Akandía, Eintritt: frei.

Auf den Spuren von Klein-Jerusalem


Heerscharen von Touristen aus aller Welt strömen auf ihrem Weg vom Kreuzfahrtterminal der Inselmetropole zur Haupteinkaufsgasse der Altstadt über die Platía Martíron Evréon. Man kann den »Platz der hebräischen Märtyrer« weder übersehen noch überhören: Viele bunte Papageien sollen hier Gäste in die vielen Tavernen und Cafés locken. Und mittendrin steht seit 2002 ein Denkmal, gegen das sich Anrainerwirte heftig wehrten. Es erinnert an den Holocaust, der 1943 jüdischen Bürgern von Rhodos und Kos den Tod in deutschen Vernichtungslagern brachte.

© Getty Images/Westend

Die alten Gassen von Rhodos-Stadt spiegeln den Geist vergangener Zeiten wider.

BIZARRER als ein paar Minuten auf diesem Platz kann ein Auftakt zu einem kurzen Spaziergang im historischen Judenviertel von Rhodos nicht sein. Er wird Sie in die älteste erhaltene Synagoge ganz Griechenlands und das ehemalige Judenviertel der Altstadt bringen. Juden lebten auf Rhodos schon in der Antike, doch die eigentliche Geschichte begann mit den sephardischen Juden, die um 1500 vor der spanischen Inquisition in den östlichen Mittelmeerraum flüchteten und vom osmanischen Sultan in seinem Reich mit offenen Armen empfangen wurden. Schon bald nach dem Abzug der Johanniter kamen sie auch auf die Insel. In der jüdischen Welt wurde Rhodos bald seiner zahlreichen jüdischen Hochschulen, der Gelehrsamkeit seiner Rabbiner und der Frömmigkeit seiner Juden wegen das »Tchika Yeroushalayim«, das »Kleine Jerusalem« genannt. Die spanischen Juden brachten ihre Kultur und Sprache mit, die sie in der neuen Heimat bewahrten. Bis in die Gegenwart benutzen die letzten noch auf Rhodos lebenden jüdischen Familien neben dem Neugriechischen das traditionelle Ladino oder Judeo-Spanisch als ihre Alltagssprache.

Ludwig Heid von der Universität Duisburg hat sich intensiv mit der Geschichte des Judentums und des Holocausts in Griechenland beschäftigt und Überlebende vor Ort getroffen: Die jüdische Bevölkerung, der Staatsbürgerschaft nach Italiener, zählte im Jahr 1934 3700 Menschen. Sie blieben von den italienischen Besatzern bis Ende der 1930er- Jahre weitgehend unbehelligt. Während des Zweiten Weltkriegs, den Mussolini im Juni 1940 durch seinen Überfall nach Griechenland trug, änderten aber auch die Italiener ihre Haltung. So wurde die berühmte Rabbinerschule auf Rhodos, in der außerdem Kantoren und Schächter ausgebildet wurden, geschlossen.

Rettung für Wenige


Als der antijüdische Gouverneur Cesare de Vecchi di Val Cismon, der sich die deutschen Rassengesetze zu eigen gemacht hatte, durch Admiral Campioni ersetzt wurde, verbesserten sich die Lebensbedingungen der Juden vorübergehend wieder. Die Ablehnung des brutalen deutschen Vorgehens hatten italienische Militärs und Diplomaten veranlasst, möglichst vielen Juden zur Flucht in die italienisch besetzten Gebiete oder in andere Länder zu verhelfen. Bevor die Wehrmacht die Insel im September 1943 besetzte, konnten 1300 Juden Rhodos verlassen, einige schlossen sich den Partisanen an. Die Verbliebenen saßen in der Falle. Der türkische Konsul Mehmet Selahadin Ülkmen bewahrte über 200 Menschen vor dem Weg in die Gaskammer, in demer ihnen gegen geltendes türkisches Recht Pässe ausstellte. Mehr als 200 Juden. Als Vergeltung sprengten die Deutschen später sein Haus in Rhodos, wobei seine Frau ums Leben kam. Israel ehrte den 2003 verstorbenen ehemaligen Diplomaten mit einer Briefmarke, Yad Vashem im Jahr 1990 mit dem Titel »Gerechter unter den Völkern«. Der Mufti von Rhodos verwahrte die Thora-Rollen aus der Synagoge bis zum Ende des Krieges. Von den einst sechs Synagogen ist nur noch die Kahal Shalom erhalten.

© mauritius Images / PE Forsberg /Alamy

Die Kahal-Shalom-Synagoge in Rhodos-Stadt ist die älteste Griechenlands.

Fragen sie in der Gemeinde


Geführte Rundgänge durch das jüdische Viertel werden zwar nicht angeboten, doch in der Synagoge steht immer ein Gemeindemitglied für Gespräche und Fragen bereit. Ihr anschließender Rundgang führt Sie durch die Gasse Odos Fidiou zum Akántias-Tor und von dort nach links über die Odos Kritinou und die Odos Martiron Evreon zum Holocaust-Denkmal.

Heiliger Mit Hundekopf


Ein griechisch-orthodoxer Christ ist nie allein. Er weiß Heilige stets in seiner Nähe. In der Marienkirche von Líndos sieht er sich völlig von ihnen umgeben. Nehmen Sie doch einfach ein paar Minuten dort Platz. Vielleicht fühlen auch Sie dann deren Präsenz. Und bekommen Sie keinen Schreck, nur weil einer der Heiligen einen Hundekopf trägt!

Ein ganzer Bilderkosmos füllt die Decke der Marienkirche von Líndos aus.

DAS Mischwesen aus Mensch und Tier ist der hl. Christophoros, der auch römisch-katholische Reisende beschützt. Erklärungen für den Hundekopf gibt es viele. Nach einer Version war Christophóros ursprünglich ein menschenfressender Kynophale, der durch göttliche Gnade einen menschlichen Körper und die menschliche Sprache erhielt und letztlich sogar auf Missionsreisen ging. Andere betrachten ihn als einen zum...

Kategorien

Service

Info/Kontakt