Köln MM-City Reiseführer Michael Müller Verlag - Individuell reisen mit vielen praktischen Tipps und Web-App mmtravel.com

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von: Andreas Haller

Michael Müller Verlag, 2018

ISBN: 9783956546938

Sprache: Deutsch

264 Seiten, Download: 40581 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Tour 2: Kölner Altstadt
In Kölns Kuschelstube zwischen Rathaus und Rhein drängen sich historische Bauten und urkölsche Originale wie Tünnes und Schäl oder der Platzjabbek und der Kallendresser. Darüber hinaus zieht das Ausgeh- und Amüsierviertel die Besucher nicht nur in der Fünften Jahreszeit magnetisch an. Logisch, dass die Brauhauskultur hier besonders gepflegt wird.
Museum Ludwig, Kunsttempel der Moderne
Groß St. Martin, Romanik am Rhein
Gürzenich, Eldorado des Frohsinns
Farina-Haus, Mekka betörender Düfte
Rathaus, Stolz bürgerlicher Stadtkultur
Römisch-Germanisches Museum, was aus der Antike übrig blieb
Der Begriff „Altstadt“ verwirrt, denn offiziell zählt dazu alles, was zwischen Rhein und Ringstraße liegt. Wenn die Kölner jedoch von „der“ Altstadt sprechen, meinen sie das Viertel rund um die romanische Kirche Groß St. Martin. Dabei ist das Martinsveedel nicht der älteste Teil der Stadt, denn das Gebiet lag außerhalb der antiken Colonia. Erst bei der Erweiterung 956 n. Chr. wurde die Rheinvorstadt inkorporiert. Ein Teil der heutigen Altstadt war einst sogar eine Insel. Doch schon in der Antike versandete der Seitenarm des Rheins mit dem römischen Hafen allmählich, später wurde er zugeschüttet und überbaut.
Nostalgisch klingende Straßennamen wie „Unter Goldschmied“ oder „Seidmacherinnengässchen“ zeugen davon, dass rund um Groß St. Martin im Mittelalter das Handwerk florierte. Neben dem verarbeitenden Gewerbe ließen sich die Kaufleute nieder. Am Rhein entstanden Stapelhäuser, Plätze bzw. Gassen wie der „Eisenmarkt“ oder der „Buttermarkt“ weisen darauf hin, mit welchen Gütern man hier einst handelte.
Ab dem 15. Jh. ersetzten reiche Kaufleute die alten Häuser durch repräsentativere Bauten, von denen einige noch heute das Straßenbild veredeln. Im 19. Jh. litt das Martinsviertel unter den Veränderungen durch die Industrialisierung. Die Altstadt verfiel, die Musik spielte mehr und mehr an anderen Orten. Nachdem die Nationalsozialisten die Macht an sich gerissen hatten, räumten sie im verruchten Viertel erst einmal auf und führten ein flächendeckendes Sanierungsprogramm durch. Die Bomben des Weltkriegs setzten dann den Bemühungen ein Ende.
Nach 1945 entschlossen sich die Stadtplaner dazu, die Gegend zwischen Rhein und Rathaus - im Gegensatz zur City - im historisch-traditionellen Stil wiederaufzubauen. Auch in dieser Hinsicht löst die Altstadt nicht ganz das ein, was der Name verspricht, denn faktisch wurde sie in den 1950er-Jahren fast komplett neu errichtet.
Heute präsentiert sich die Altstadt als hochattraktives Touristenziel. Einige der wichtigsten Museen liegen zwischen Rathaus und Rhein, dazu legendäre Theater und Varietés, z. B. das „Senftöpfchen“ als rheinisches Pendant der „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“. Darüber hinaus ist die Altstadt Schauplatz großer Veranstaltungen, allen voran des Karnevals: Hier wird am 11. 11. um 11.11 Uhr die Karnevalssaison eröffnet, und hier starten oder enden die meisten der großen Umzüge.
Nützlich oder abschreckend: Grinköpfe in der Altstadt
Im Mittelalter war der Hauskeller von der Gasse aus zugänglich. Die Waren beförderte man über einen Flaschenzug in die Tiefe. Zum Stützen der Balken dienten in der Mauer Mulden, und damit es besser aussah, verzierte man sie mit Fratzen. Manche der sog. Grinköpfe lassen die ursprüngliche Funktion noch erkennen: Anstelle des Unterkiefers gaben zwei lange Metallzähne den Holzbalken den nötigen Halt.
Die Legende über den Ursprung der Grinköpfe erzählt von einer Witwe, die im 11. Jh. von Kaufleuten betrogen wurde. Als Erzbischof Anno II. davon hörte, ließ er die Übeltäter aufgreifen, blenden und an den Häusern Blendmasken zur Abschreckung an Nachahmer anbringen. Für diese Variante spricht, dass viele Köpfe „blind“ sind, d. h. keine Augen haben. Dagegen spricht, dass der Kirchenfürst im Allgemeinen wenig durch seine Hilfsbereitschaft gegenüber Schwachen auffiel. Und so verknüpft eine andere Mär die Entstehung der Grinköpfe zwar ebenfalls mit Anno, fällt aber für diesen etwas weniger schmeichelhaft aus: Ausgangspunkt ist der Bürgeraufstand 1074, im Rahmen dessen der Erzbischof aus der Stadt gejagt wurde. Vier Tage später kehrte er mit einer Streitmacht zurück. Die Rädelsführer wurden verhaftet und geblendet. Um die aufsässigen Bürger ruhigzustellen, brachte Anno als Warnung die Fratzen an den Häusern an. Da sich beide Legenden mit dem damaligen erzbischöflichen Lehnsherrn der Kölner verbinden, werden die Grinköpfe auch Annoköpfe genannt.
Dass Kölner den Fuß in dieses Stück altkölsche Nostalgie in der Regel nur setzen, wenn sie unbedingt müssen - z. B. beim Karneval -, hat mit den Touristen zu tun. Diese steuern in der Regel umgehend eine der traditionellen Brauereigaststätten an, die wiederum bestens auf Gruppen in Reisebus-Größe eingestellt sind. Trotz der Vereinnahmung der Altstadt durch den Fremdenverkehr ist der Besuch ein Erlebnis. Denn nirgendwo sonst ist auf Schritt und Tritt die reiche Stadthistorie so hautnah zu erleben.
Rundgang
Die meisten Besucher wenden sich nach der Dombesichtigung automatisch dem Rhein zu. Eine schmale Passage führt, am → Museum Ludwig vorbei, zum Heinrich-Böll-Platz. Seit 1985 ist das Backsteinrund nach dem Literaturnobelpreisträger benannt. Allerdings mit einem kleinen Schönheitsfehler: Direkt unter dem Platz befindet sich die Philharmonie. Wegen einer baulichen Fehlkalkulation stört jeder Fußtritt auf dem Platz die Akustik, weshalb bei Proben und Konzerten abgesperrt wird. Fast übersieht man die vom Künstler Dani Karavan vieldeutig gestaltete Kunstinstallation Ma’alot: Sie erinnert an ein Massaker an einer israelischen Schule im Jahr 1974, während die im Boden eingelassene Eisenbahnschiene an die Juden denken lässt, die während der NS-Zeit über die Dombrücke nach Auschwitz deportiert wurden.
Treppenstufen führen vom Heinrich-Böll-Platz hinunter zum Rheingarten. Unterhalb der Hohenzollernbrücke lässt man sich am besten mit den Flaneuren stromaufwärts nach Süden treiben. Das Altstadtpanorama mit Groß St. Martin rückt ins Blickfeld. Das beherrschende Gebäude zwischen Martinsveedel und Fluss ist das Stapelhaus. Trotz ungeklärter Nutzung im Mittelalter wurde es nach dem Stapelrecht benannt. Einst war das „Stapelhuus“ wohl ein Kaufhaus, um 1900 erhielt es den auffälligen Treppenturm, das Museum für Naturkunde zog ein. Die Bomben im Zweiten Weltkrieg ließen nicht viel vom Gebäude übrig.
Nächste Station ist der romantische → Fischmarkt. Die Lintgasse, die den Rhein mit dem Alter Markt verbindet, verweist auf die Korbflechter bzw. Lintschleißer. Aus Lindenbast wurde u. a. das Seilmaterial hergestellt, das die Kölner Fischer benötigten. Das prächtige Haus (Lintgasse 5) aus dem Jahr 1643 ist eines der wenigen Gebäude aus jener Zeit, die den Weltkrieg unversehrt überstanden haben. Im rechten Winkel zur Lintgasse führt der Buttermarkt nach Süden. Auf der linken Seite fällt das Kontorhaus Delft aus dem frühen 17. Jh. auf. Am Giebel ist eine Aufzuganlage (Läuvekrane) erkennbar, womit man Waren auf den Trockenboden hievte. Gegenüber öffnet sich die Gasse zum Rote-Funken-Plätzchen, das in die Untiefen des Karnevals entführt. Neben dem Relief des Tanzmariechens erklärt der Funkeneid, dass die beiden Soldaten rechter Hand zwar u. a. dem Alkohol zusprechen sollen, jedoch nicht mehr, als „der Mage ohn Biesterei kann got verdrage“. Kein schlechter Tipp, obwohl er in der Karnevalssaison eher selten beherzigt wird!
Bei der nächsten Gelegenheit wendet sich der Rundgang wieder dem Rhein zu. Kurz vor der Deutzer Brücke wird seit 1810 der Rheinpegel gemessen. Heute übertragen Messgeräte im Pegelturm den Wasserstand für alle sichtbar auf eine Zeigeruhr. Das Zifferblatt darf nicht wie eine gewöhnliche Uhr gelesen werden: Steht der Zeiger z. B. auf der Vier, signalisiert das einen Pegel von 13,50 m. Das war beim Rekordhochwasser 1784 der Fall, als der Heumarkt überflutet wurde.
Zurück in der Altstadt, ist die nächste Station der Eisenmarkt, wo das → Hänneschen-Theater zum Stockpuppenspiel einlädt. Den wieder weiter nördlich gelegenen Ostermannplatz findet man...

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