Mama, nicht schreien! - Liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen. - Mit zahlreichen Übungen und Notfallhilfe

Mama, nicht schreien! - Liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen. - Mit zahlreichen Übungen und Notfallhilfe

von: Jeannine Mik, Sandra Teml-Wall

Kösel, 2019

ISBN: 9783641236205

Sprache: Deutsch

224 Seiten, Download: 4404 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones Online-Lesen


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Mama, nicht schreien! - Liebevoll bleiben bei Stress, Wut und starken Gefühlen. - Mit zahlreichen Übungen und Notfallhilfe



Know your Trigger: Was macht dich wütend?


Kinder haben es manchmal nicht leicht mit uns Erwachsenen. Da gibt es so vieles zu sehen, zu lernen und zu entdecken. Und leider passen dieser Entdeckerdrang und das kindliche Wollen nicht immer mit den Vorstellungen und Plänen der Eltern zusammen. Je grundentspannter wir sind, je besser wir uns selbst kennen und je selbstbestimmter wir leben, desto eher gelingt es, Lösungen zu finden, die für beide gut oder zumindest gangbar sind. Ganz pragmatisch gedacht: Sind wir selbstständig, können wir unsere Arbeitszeiten womöglich flexibel gestalten. Leben wir zudem kindergarten- oder schulfrei, gibt es vielleicht keinen Grund, frühmorgens in Eile zu sein. Führen wir gelingende Beziehungen mit unserem Partner und anderen Erwachsenen, halten sie uns womöglich den Rücken frei und unterstützen uns. Auch wenn diese Faktoren allein noch kein erfülltes Leben bedeuten, so machen sie doch einiges leichter.

Aber all das ist für sehr viele Familien eben Wunschdenken. Statt Grundentspannung und Selbstbestimmtheit sind es entsprechend also vielmehr Stress und Fremdbestimmung, mit denen sie irgendwie umgehen müssen. Vielleicht bist du zudem in einer Umgebung aufgewachsen, in der es überlebensnotwendig war, dich anzupassen und zu verbiegen; und der Kontakt mit dir selbst, diese wichtige Verbindung, ist auf ebendiesem Weg verloren gegangen.

Wo auch immer genau deine persönlichen Stressoren liegen: Unter all dem Druck und den Belastungen, die du schultern musst (musst du wirklich?), und den prägenden Erlebnissen, die du in dir trägst, wird dein elterlicher Geduldsfaden vielleicht dünn und reißt leicht. Angesichts all der Gelegenheiten, dich wütend zu machen, wird das Zusammenleben mit dir für dein Kind dann zeitweise regelrecht zum Spießrutenlauf.

Wir haben einige Mamas gefragt, wann sie am schnellsten wütend werden. Die Antworten möchten wir gern mit dir teilen – vielleicht findest du dich darin wieder. Wenn du willst, kreuze die entsprechenden an, oder erweitere die Liste.

Im Folgenden werden wir auf einige der Dynamiken, Glaubenssätze und versteckten Erwartungen, die diese bunte Liste widerspiegelt, kurz eingehen und erste Impulse bieten, die womöglich Neues sichtbar machen, bevor wir im Lauf des Buches tiefer graben.

Übung: Was mich wütend macht

Ich werde wütend, wenn …

mein Kind mit Spielzeug wirft.

mein Kind schreit.

mein Kind mit Essen spielt.

mein Kind etwas kaputt macht, was mir wichtig ist.

mein Kind nicht aufräumt und es mir zu unordentlich ist.

mein Kind sich zu sehr in eine Sache reinsteigert.

mein Kind mich schlägt und trotz Bitten nicht aufhört.

mein Kind nicht im Wagen sitzen bleiben will.

mein Kind sich mit allen Mitteln gegen das Einschlafen wehrt.

mein Kind mir ins Gesicht haut.

mein Kind mich anlügt.

mein Kind undankbar ist.

mein Kind so gar nicht kompromissbereit ist.

mein Kind mir nicht folgt, obwohl ich freundlich bitte.

mein Kind sich etwas zu essen wünscht und es dann nicht isst.

meine Kinder ununterbrochen »Mama, Mama, Mama!« rufen.

meine Kinder sich streiten.

beide Kinder gleichzeitig etwas von mir wollen.

der Große dem Kleinen wehtut.

mein Mann mich nicht ernst nimmt.

mein Mann mir die Worte im Mund verdreht.

man mir sagt, ich soll doch nicht so »unentspannt« sein.

mehrere Leute gleichzeitig an mir zerren.

niemand hört, was ich sage.

jemand anders über mich bestimmt.

jemand ungerechtfertigte Erwartungen an mich stellt.

ich müde bin.

ich Hunger habe.

ich ignoriert werde.

mich jemand anschreit.

ich funktionieren muss.

es um mich herum zu laut wird.

es mir selbst nicht gut geht.

ich überfordert bin ohne Aussicht auf Unterstützung.

ich »multitasken« soll.

ich nicht wahrgenommen werde.

ich zu wenig Zeit für mich habe.

etwas nicht nach meinem Plan läuft.

meine Erwartungen nicht erfüllt werden.

meine Bemühungen nicht wertgeschätzt werden.

ich keine Rückzugsmöglichkeit habe.

ich etwas schon tausendmal gesagt habe und trotzdem nicht gehört werde.

zu viele Gedanken in meinem Kopf sind.

ich Zeit mit meiner Schwiegermutter verbringen muss.

ich mich so bemühe, aber nichts davon jemals gut genug ist.

ich mich hilflos fühle, weil ich doch schon alles versucht habe.

Deine Ergänzungen:

Du hast nun vor Augen, was dich wütend macht. Die Forschungsfrage, die wir uns zunächst stellen wollen, ist: »Warum?« Warum macht dich etwas wütend? Warum wirst du getriggert? Um dann weiter zu reflektieren und idealerweise gleich ein paar Lösungen zu erdenken.

Übung: Warum ich wütend werde

–Ich werde wütend, wenn ______________________________.

–Weil ich in dieser Situation befürchte/erwarte/hoffe/Angst habe, dass ______________________________________________.

–Was ich in dem Moment gern für mich hätte, ist: _______________________________________________________________.

–Ich kann Folgendes tun, um mir das zu besorgen beziehungsweise das zu ermöglichen: _____________________________.

Was aufgrund einiger Antworten sichtbar wird, ist die Wichtigkeit unserer eigenen (Grund)bedürfnisse und dass wir ihnen hinreichend nachkommen:

Ich werde wütend, wenn ich Hunger habe.

Ich werde wütend, wenn ich müde bin.

Ich werde wütend, wenn es mir selbst nicht gut geht.

Wenn wir müde sind oder Hunger haben, können wir nur ganz schwer bewusst und rational bleiben: Dann werden Mücken zu Elefanten. Wir müssen also schlafen oder etwas essen. So simpel das klingt, birgt es doch einen essenziellen Grundpfeiler jeder bewussten Elternschaft in sich: Wir sind für unsere Bedürfnisbefriedigung als erwachsene Menschen selbst verantwortlich. Und: Du bist wichtig! Achte auf dich und dein Wohlbefinden. Prüf deine Prioritäten: Steht das Wohlergehen aller anderen womöglich über deinem eigenen? Im Kapitel zu den Verpflichtungen liest du dazu mehr.

Übung: Erwartungen prüfen – machen mich andere auch so wütend?

Du kannst anhand deiner »Wutliste« für dich auch prüfen, ob du gegenüber deinem Kind womöglich andere Wünsche, Erwartungen oder Befürchtungen hast als gegenüber anderen nahestehenden Menschen: Würdest du auch wütend werden, wenn du in den Sätzen dein Kind durch deinen Partner oder deine Eltern ersetzt? Oder die beste Freundin? Ändert das etwas? Zum Beispiel:

–Ich werde wütend, wenn mein Partner sich etwas zu essen wünscht und es dann nicht isst.

–Ich werde wütend, wenn meine Mutter sich zu sehr in eine Sache reinsteigert.

–Ich werde wütend, wenn …

Formuliere gegebenenfalls weitere solche Sätze, und lass die Gedanken einige Zeit auf dich wirken.

Eins haben alle Mamas, deren Aussagen in der Beispielliste aufgeführt sind, gemeinsam: Sie »kämpfen« mit ihrer Wut gegen die Realität, also gegen das, was gerade ist, statt sich mit der gegenwärtigen Situation auseinanderzusetzen und nach Lösungen zu suchen. In vielen Antworten zeigt sich auch die Angst vor der Zukunft oder davor, dass sich Vergangenes (aus der eigenen Kindheit) wiederholt.

In wieder anderen Antworten sind es unerfüllte Erwartungen und sehr häufig der Anspruch, die Kinder mögen sich so verhalten, dass es Mama gut geht. Das wiederum ist emotionale Fusion, emotionale Abhängigkeit nach dem Motto »Mir geht es nur dann gut, wenn du …«:

Ich werde wütend, wenn mein Kind nicht aufräumt und es mir zu unordentlich ist.

Ich werde wütend, wenn niemand hört, was ich sage.

Ich werde wütend, wenn ich mich so bemühe, aber nichts davon jemals gut genug ist.

Unsere Kinder müssten sich also ändern, damit es uns besser geht? Für uns ist diese Einsicht etwas, wonach wir unser Leben als Mütter nicht ausrichten wollen. Das kann nicht die Antwort sein. Wir müssen uns also selbst ermächtigen und die Verantwortung für unser Wohlergehen übernehmen. Solange es von anderen abhängt, sind auch wir abhängig. Lastet diese Verantwortung auf den Schultern unserer Kinder, ist das wiederum für ihre emotionale Entwicklung und ihr Wohlergehen fatal.

Wir müssen unsere Aggressionen als ein Anzeichen dafür deuten, dass es uns nicht gut geht. Wie kann es dir besser gehen? Was kannst du als Erwachsene dafür tun? Begib dich auf die Suche nach Lösungen. Wenn du beispielsweise dein Kind nicht schlafen legen kannst, weil du drei kleine Kinder um dich hast, beziehe deinen Partner mit ein oder einen anderen Menschen, der dich unterstützen kann. Das ist eine Lösung für ein Problem. Wie auch immer deine persönlichen Belastungen aussehen mögen, begib dich auf die Suche nach jenen Dingen, die für Veränderung not-wendig sind. Nimm das auch gern wörtlich: Was konkret kann die Not wenden? Im entsprechenden Kapitel werden wir auf deine Stressoren näher eingehen und auch auf die Ressourcen, die du ihnen entgegenstellen kannst.

Du wirst wütend, wenn man dir sagt, du sollst doch nicht so »unentspannt« sein und wenn jemand ungerechtfertigte Erwartungen an dich stellt? Das ist beides auch wirklich unangenehm. Und das Gefühl, das ein solches Verhalten deiner erwachsenen Mitmenschen in dir auslöst, kannst du dir zunutze machen, um dich zu fragen: »Stelle ich derlei Erwartungen an mein Kind?« Und sie dann loslassen. Menschen, die dir so begegnen, treten dir zu nahe und übersteigen deine persönlichen Grenzen. Das kann nicht nur wütend machen, sondern auch zermürben und dich...

Kategorien

Service

Info/Kontakt