Als das Handy eine Buschtrommel war - Menschliche Kommunikation als Wunder der Evolution

Als das Handy eine Buschtrommel war - Menschliche Kommunikation als Wunder der Evolution

von: wissen.de

wissenmedia, 2011

ISBN: 9783577098649

Sprache: Deutsch

90 Seiten, Download: 1660 KB

 
Format:  EPUB

geeignet für: geeignet für alle DRM-fähigen eReader geeignet für alle DRM-fähigen eReader Apple iPad, Android Tablet PC's Apple iPod touch, iPhone und Android Smartphones


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Als das Handy eine Buschtrommel war - Menschliche Kommunikation als Wunder der Evolution



In Zukunft digital und interaktiv (S. 79-80)

Das Fernsehen bestimmt den modernen Alltag


Die Doktorarbeit von Johannes Feitzinger verliert im Sommer 1969 vorübergehend an Wichtigkeit. Immer wieder läuft der Doktorand des Instituts für Astronomie der Universität Tübingen zum Fernseher – Tag und Nacht. Noch knapp vier Jahrzehnte später erinnert sich der Leiter des Planetariums in Bochum an das Ereignis, das er und seine Kommilitonen hautnah am Fernseher verfolgten. »Ich habe die Mondlandung damals mit eigenen Augen gesehen, so wie viele Millionen andere Menschen weltweit«, sagt Feitzinger.

Einer der bedeutendsten Momente in der Geschichte der Menschheit fand für sie alle in einem kleinen Kasten statt: dem Fernseher. Feitzinger weiß sogar noch, was er und andere in diesem Moment gefühlt haben: »Wir als Astronomen machten uns Sorgen. Versinkt das LM, das Lunar Module, bei der Landung im Staub, kippt es vielleicht um?« Auch die Tage nach der Landung hat der Astronom genau verfolgt. »Wir haben beobachtet, wie die Astronauten erste Bodenproben genommen und mit einem Sonnensegel gearbeitet haben. Die machten da oben Dinge, die wir in der Theorie auch schon durchgespielt hatten. Wir hier unten haben also quasi Mondforschung mit eigenen Augen betrieben.«

Mit Nipkow fing alles an


Seit den ersten Versuchen, Objekte, die sich an einem Ort A befinden, mittels bewegter Bilder an einem Ort B abzubilden, waren zu diesem Zeitpunkt knappe 100 Jahre vergangen. Der Techniker Paul Nipkow war 1884 der erste, der einen Versuch hierzu startete und damit den Grundstein für die Fernsehtechnik legte. Bis allerdings Geräte entwickelt wurden, die nach dem Prinzip der heutigen Bildröhre arbeiteten, sollten noch einige Jahrzehnte vergehen. Der ungarische Wissenschaftler Dénes von Mihály forschte ab 1925 verstärkt an der neuen Technologie. Nachdem er in Berlin auf der 5. Großen Funkausstellung 1928 ein von ihm entwickeltes, sogenanntes Telehor-Gerät präsentiert hatte, setzte in Deutschland die Forschung in dieser Materie verstärkt ein.

1932 wurde auf der Berliner Funkausstellung das erste Bildröhren-Gerät vorgestellt. Der Beginn des Fernsehens in Deutschland fiel damit in eine Zeit, in der jedes denkbare Medium schnell für die Propaganda instrumentalisiert wurde. Die Nationalsozialisten spiegelten der Welt im Rahmen der Olympischen Spiele 1936 ein friedvolles Bild der Diktatur wider, inszenierten Partei und Staatsführung genauso wie das Publikum. Zur Eröffnungsfeier stiegen weiße Tauben, das Symbol des Friedens, in den Himmel – bereits drei Jahre später marschierte die Wehrmacht in Polen ein. Technisch gesehen allerdings boten die Olympischen Sommerspiele in Berlin Herausragendes: Mit einer Live-Übertragung des Military-Reitens schrieben sie Fernsehgeschichte.

Alliierte begründen Nachkriegsfernsehen

Den Grundstein für die moderne Fernsehlandschaft in Deutschland legten nach dem Zweiten Weltkrieg die alliierten Siegermächte. Ihnen war ein unabhängiges Rundfunkwesen wichtig und so gründete sich 1950 die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten Deutschlands – die ARD. Die damals beteiligten Sender – der Bayerische Rundfunk, der Hessische Rundfunk, Radio Bremen, der Süddeutsche Rundfunk, der Südwestfunk und der Nordwestdeutsche Rundfunk – waren allesamt den jeweiligen Ministerpräsidenten der Bundesländer unterstellt. Die erste Tagesschau flimmerte im Dezember 1952 über die Fernsehschirme. Damals war die Zahl der Fernsehanschlüsse in Deutschland noch sehr gering. Bis zum Ende der 1990er-Jahre sollte sie auf knapp 35 Mio. steigen.

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Fernsehlandschaft in Deutschland nachhaltig. Neben den beiden öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ARD und ZDF kamen private Sender auf den Markt. Am 1. Januar 1984 startete Sat.1 als erster Privatsender sein Programm. Seither haben die «Privaten» in Deutschland immer mehr an Einfluss und Marktanteilen gewonnen. In verschiedenen Bereichen des Unterhaltungsfernsehens haben sie die Marktführerschaft übernommen, die höchste Nachrichtenkompetenz haben aber in den Augen der Zuschauer offenbar immer noch die Öffentlich-rechtlichen mit den bewährten Hauptnachrichtensendungen »heute« und »Tagesschau«. Mittlerweile ist das Programmangebot in Deutschland dank unzähliger Spartenkanäle und per Satellit zu empfangender Auslandssender nahezu unübersichtlich geworden."

Kategorien

Service

Info/Kontakt