Abenteuer Fotografie. Aus dem Logbuch eines Fotografen

Abenteuer Fotografie. Aus dem Logbuch eines Fotografen

von: Steffen »Stilpirat« Böttcher

Galileo Press, 2011

ISBN: 9783836218214

Sprache: Deutsch

209 Seiten, Download: 75377 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Abenteuer Fotografie. Aus dem Logbuch eines Fotografen



Kameraklassen und das Lächeln der Fotografie (S. 156-157)

Es gibt nach meinem Dafürhalten ebenso »Großformatmotive« oder »Mittelformatmotive « wie es »Knipsmotive« gibt. Es gibt Motive, für die sich eine Lomo anbietet, und solche, bei denen ich mit einer Lochkamera zu Felde ziehen möchte. Doch bevor man derlei Fantasien entwickelt, ist ein Pfad zu beschreiten, der über das technische Verständnis der verschiedenen Kameraklassen hinausgeht.

Zunächst beginnt der eigene fotografische Werdegang mit kleineren Kameras gängiger Formate. An die verschiedenen auf dem Markt befindlichen Kameraklassen verschwendet man in dieser Frühphase zunächst wenig Gedanken. Wozu auch? Man bündelt seine Fantasie und das eigene überschaubare Wissen auf seine eigene Kamera – meist »Bridge« oder »Spiegelreflex« – und marschiert kühn und ohne Zweifel in die fotografische Zukunft. Zumindest so lange, bis die gewählte Kamera mit der eigenen Entwicklung nicht mehr mithalten kann und man mit seinen fotografischen Ideen aus allen Nähten platzt.

»Wo mache ich weiter? Was kann und sollte ich mir überhaupt leisten?«


Doch öffnest du diese Tür auch nur einen Spalt, blinzelt dir aus jeder Ecke eine andere Schönheit zu, und du stehst vor einem reichhaltig gedeckten Buffet an Möglichkeiten. Du hörst Begriffe wie Kompakt-, Bridge-, Crop-, Kleinbild-, Spiegelreflex-, Messsucher-, Sofortbild-, Mittelformat-, Großformat-, Laufboden- oder Fachkamera und versuchst diese für dich zu sortieren. Was ist der nächste Schritt? Wo mache ich weiter? Welche Kameraklasse ist ein Gewinn für mich?

Was kann und sollte ich mir überhaupt leisten? Die rechte Antwort auf all diese Fragen ist ebenso einfach wie dämlich und in einem einzigen Satz formuliert: Der Mensch ist in der Lage, mit einer 20-€-Sofortbildkamera ausstellungsreife Fotos zu machen und mit einer 30.000-€-Mittelformatkamera totalen Mist zu fotografieren, den keiner sehen will. Was ich damit sagen will: Die Art und Intensität der Auseinandersetzung des Fotografen mit seinen Mitteln und dem Ergebnis bestimmt letztlich darüber, wie es weitergeht. Wozu sollte ich eine schwere Fachkamera mit ebenso schwerem Stativ mit mir herumschleppen und einen Riesenaufwand betreiben, bis ich das Foto am Ende zu Gesicht bekomme, wenn ich mit einer kleinen Kompaktkamera das gleiche Motiv total einfach ablichten kann?

Nun, es gibt möglicherweise Gründe dafür, denn sonst würde eine Vielzahl von Fotografen nicht den mühevolleren Weg wählen. Kenntnisgewinn ist eines der möglichen Argumente, doch auch qualitative und künstlerische Unterschiede beim Ergebnis sprechen für die Lust an der Unbequemlichkeit. Nach meiner digitalen Crop- und Kleinbild-Spiegelreflex-Phase begann ich mich für das analoge Mittelformat zu interessieren. Ich hatte in meiner frühen Jugend bereits mit einer russischen Faltenbalg-Mittelformatkamera erste Erfahrungen gesammelt, bin jedoch später aufs bequeme Kleinbild umgestiegen, um danach – mit dem Start des digitalen Zeitalters – sofort ins digitale Lager zu wechseln.

In meiner Welt gab es über 20 Jahre lang keinen vernünftigen Grund, jemals wieder einen Mittelformatfilm zu belichten. Was also veranlasste mich, wieder auf diese Zeitreise zu gehen? Mich faszinierte der morbide Charme alter 6×6-Aufnahmen, hatte mich jedoch gleichzeitig an den hilflosen Versuchen der Digital Natives sattgesehen, diesen Charme mittels Software nachzuäffen. Ich wollte den künstlerisch anspruchsvolleren Weg gehen und dabei verstehen, worauf der Charme dieser alten Aufnahmen gründet. Ich bin definitiv ein Fan des Mittelformats!

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