Ratgeber Beckenbodenschwäche - Welche medizinischen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Was man selbst für einen starken Beckenboden tun kann. Gegen Harn- uns Stuhlinkontinenz lässt sich etwas tun!

Ratgeber Beckenbodenschwäche - Welche medizinischen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Was man selbst für einen starken Beckenboden tun kann. Gegen Harn- uns Stuhlinkontinenz lässt sich etwas tun!

von: Priv.-Doz. Dr. Stefan Riss, Univ.-Doz. Dr. Barbara Bodner-Adler

Humboldt, 2021

ISBN: 9783842630239

Sprache: Deutsch

176 Seiten, Download: 10599 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Ratgeber Beckenbodenschwäche - Welche medizinischen Behandlungsmöglichkeiten es gibt. Was man selbst für einen starken Beckenboden tun kann. Gegen Harn- uns Stuhlinkontinenz lässt sich etwas tun!



BECKENBODENSCHWÄCHE – SPRECHEN WIR DARÜBER!


Eine Beckenbodenschwäche ist nichts, wofür man sich schämen müsste – viele Menschen sind davon betroffen. In diesem Kapitel erfahren Sie, was der Beckenboden ist und welches seine Aufgaben sind, warum er manchmal nicht mehr funktioniert, wie wir es gern hätten, und welche Beschwerden in diesem Zusammenhang am häufigsten auftreten können. Die gute Nachricht: Sie sind nicht allein, und Sie können etwas dagegen tun.

Der Aufbau des Beckenbodens


Im Grunde ist es nicht ungewöhnlich, wenn der Beckenboden im Lauf des Lebens etwas von seiner Stabilität einbüßt. Es handelt sich schließlich zunächst um ein Muskelgeflecht, dessen Kraft wie die aller anderen Muskeln auch mit der Zeit abnimmt. Weitere Faktoren kommen hinzu, die eine Beckenbodenschwäche, auch Beckenbodendysfunktion genannt, zu einem Problem machen, das in Deutschland viele Millionen Menschen betrifft.

Doch obwohl das Thema Beckenbodenschwäche so viele Menschen beschäftigt, ist es immer noch mit einem Tabu belegt. Niemand spricht gern darüber, viele Menschen fühlen sich durch ungewollten Harn- oder Stuhlverlust belastet und verbergen ihre Probleme, ja trauen sich aus Scham nicht einmal, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen. Dabei stehen heute die verschiedensten Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Viele Menschen wissen jedoch nicht einmal, was der Beckenboden ist und wo er liegt, ja viele Männer wissen nicht einmal, dass auch sie einen Beckenboden haben. Aufklärung darüber und ein offener Umgang mit dem Thema Beckenbodenschwäche sind der erste Schritt zu einer gelingenden Therapie, denn Beckenbodenschwäche lässt sich in sehr vielen Fällen beheben oder zumindest verbessern – Sie selbst können viel dafür tun.

Beckenbodenschwäche lässt sich in sehr vielen Fällen beheben oder zumindest verbessern.

Sie haben vielleicht schon öfter in Ihrem Bekanntenkreis Sätze gehört wie „Mein Beckenboden scheint sehr schwach zu sein“ oder „Mein Beckenboden wurde bei meiner letzten Geburt stark in Mitleidenschaft gezogen.“ Dabei stellen Sie sich sicher die Frage: Was genau ist eigentlich der Beckenboden, woraus besteht er, welche Organe und Strukturen gehören dazu und wo bestehen die Unterschiede zwischen Männern und Frauen? Damit Sie Ihren Beckenboden besser verstehen können – sei es im Zusammenhang mit Erkrankungen in dem Bereich oder um gezielt Übungen durchführen zu können –, ist es wichtig, Aufbau und Anatomie des Beckenbodens kennenzulernen.

Aufbau und Anatomie


Entwicklungsgeschichtlich haben die Beckenbodenmuskeln zwei unterschiedliche Ursprünge. Ein Teil der Muskeln leitet sich von den Schwanzmuskeln ab, während der andere Teil von der embryonalen Kloake (Kloakenringmuskulatur) abstammt. Aus den Schwanzmuskeln ist die Verschluss- und Haltemuskulatur des Enddarms entstanden, während sich die Verschluss- und Haltemuskulatur des Urogenitalsystems aus der Kloakenverschlussmuskulatur entwickelt hat.

In Ruhe passt sich der Grundtonus des Hauptmuskels des Beckenbodens, des Musculus levator ani („Heber des Afters“), dem Druck im Bauchraum an und wirkt diesem entgegen, wodurch er nicht nur das Absinken der Beckenorgane verhindert, sondern auch den unwillkürlichen Harn- und Stuhlverlust.

Bei einer angespannten, also intakten Beckenbodenmuskulatur, wobei hier der Levator ani die größte Rolle spielt, hat der Bänderapparat im kleinen Becken eine rein stabilisierende Funktion. Bei einer willkürlichen Erschlaffung oder (verletzungsbedingten) Schwächung der Beckenbodenmuskulatur ist die Halterung der Beckenorgane jedoch von diesen Bändern abhängig. Das heißt, wenn die Muskelkraft ab- oder ausfällt, sind die Beckenorgane einem größerem Druck der Organe ausgesetzt. Ohne die Unterstützung der Beckenbodenmuskulatur führt dieser Zustand nach einiger Zeit zu einer Überdehnung der Bänder, was letztendlich einen Verlust ihrer Zugkraft zur Folge hat.

Die folgende Abbildung zeigt Ihnen schematisch die Knochen und Bänder des Beckenbodens sowie die entsprechenden Öffnungen. Anhand dieses Bildes lässt sich die Komplexität des Beckenbodens leicht erkennen.

Die Knochen und Bänder des Beckenbodens – Vorder- und Rückansicht

Bei Störungen dieses komplexen Zusammenspiels innerhalb des Beckenbodens kann es zu Problemen kommen, die sich in unterschiedlichen Symptomen äußern können. Funktioniert beispielsweise der Verschluss nicht, so kommt es zur Inkontinenz, die sich in Form eines Harn- oder auch Stuhlverlusts äußern kann. Ist die Haltefunktion betroffen, so werden Beschwerden im Sinne eines Senkungsgefühls oder Vorfalles auftreten.

Der weibliche Beckenboden


Der weibliche Beckenboden besteht im Wesentlichen aus der Beckenbodenmuskultur. Diese wiederum fungiert als untere Begrenzung der Beckenhöhle. Die Hauptaufgaben der Beckenbodenmuskulatur bestehen zum einen in einer Haltefunktion, das heißt dem Halten der Beckenorgane im sogenannten kleinen Becken, dem unteren Teil des Beckens. Anders ausgedrückt: Sie stabilisiert die Organe und verhindert, dass sie sich nicht absenken bzw. „aus der Scheide fallen“. Des Weiteren hat die Beckenbodenmuskulatur auch die Aufgabe einer Schließfunktion, wodurch ein unwillkürlicher Harn- oder Stuhlverlust vermieden wird. Der Beckenboden mit all seinen Strukturen und Organen hat also zwei wichtige Funktionen:

das „Halten“ der Organe

das willkürliche Verschließen von Enddarm, Harnröhre und Scheide

Der Beckenboden hat zwei wichtige Funktionen: das „Halten“ der Organe und das willkürliche Verschließen von Enddarm, Harnröhre und Scheide.

Damit dies alles gut funktionieren kann, ist ein Zusammenspiel von Muskulatur, Bindegewebe, Faszien, Bändern und der knöchernen Anteile des Beckens erforderlich. Neben den muskulären Anteilen des Beckenbodens werden die Beckenorgane nämlich auch durch Bindegewebsstrukturen an ihrem Platz gehalten. Dabei wird der Beckenboden in drei Kompartimente unterschieden:

vorderes Kompartiment: Blase und Harnröhre

mittleres Kompartiment: Scheide und Gebärmutter

hinteres Kompartiment: Enddarm

Zu den Organen im kleinen Becken der Frau zählen:

Harnblase, Harnröhre

Scheide, Gebärmutter

Enddarm

Schematische Darstellung des weiblichen Beckenbodens

Sie können Ihre Beckenbodenmuskulatur steuern, nicht aber die Harnblase selbst.

Die Harnblase befindet sich vor der Gebärmutter und dem Darm und unmittelbar hinter dem Schambein. Ihre Funktion besteht darin, den aus den Nieren über die beiden Harnleiter kommenden Harn zu sammeln, zu speichern und bei Bedarf, spätestens aber bei voller Fülle, über die Harnröhre auszuscheiden. Wichtig zu wissen: Sie können Ihre Beckenbodenmuskulatur steuern, nicht aber die Harnblase selbst.

Die Organe des weiblichen Harnsystems

Die Harnblase ist ein Hohlorgan und besteht aus drei Schichten:

einer inneren Schleimhautschicht (Urothel)

einer Muskelschicht (Detrusormuskel), die es der Blase ermöglicht, sich unwillkürlich beim Füllen zu dehnen und beim Harnlassen zusammenzuziehen (kontrahieren), sowie

einem sogenannten serösen Überzug, der die Grenze zum Bauchraum darstellt

Die links stehende Abbildung zeigt Ihnen die Harnblase sowie die Beziehung zu ihren Nachbarorganen.

Der männliche Beckenboden


Der männliche Beckenboden ist muskulär im Wesentlichen vergleichbar aufgebaut wie bei der Frau. Die Schließmuskulatur ist allerdings in der Regel stärker ausgeprägt. Was sich natürlich unterscheidet, sind die Beckenorgane und die äußeren Geschlechtsteile.

Die Harnblase beim Mann mündet in die Harnröhre, die nachvollziehbarerweise einen längeren Verlauf hat als die weibliche. Die Harnröhre wiederum steht in Verbindung mit der Samenröhre, die die Flüssigkeit der Bläschendrüse transportiert. Auch die Samenfäden aus dem Hoden gelangen über den Samenleiter dorthin.

Die kastaniengroße Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, umfasst ringförmig die Harnröhre und gibt ebenso ein Sekret in die Röhre ab.

Schematische Darstellung des männlichen Beckenbodens

Die Organe des männlichen Harnsystems

Unterschiede zwischen Mann und Frau


Interessanterweise finden wir nicht nur innerhalb des Beckenbodens, sondern auch im Bereich des knöchernen Beckens Unterschiede zwischen Mann und Frau. Das Becken der Frau ist niedriger, breiter und weiter, während beim Mann das Becken höher, schmaler und enger ist....

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