Rom, Latium

Rom, Latium

von: Claus-Günter Frank, Ursula Frank

Bergverlag Rother, 2003

ISBN: 9783763342440

Sprache: Deutsch

157 Seiten, Download: 11948 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Rom, Latium



Wandern um den Bolsena-See (S. 20-21)

Von Rom aus führt die SS 2 (»Via Cassia«) in den Nordwesten Latiums, vorbei am Braccianer See, dem kleinen Lago di Martignano und dem Lago di Vico, zum größten der vulkanischen Seen Latiums, dem Bolsena-See. Rechts und links von dieser Straße weisen immer wieder Tafeln auf die Via Francigena, die »Frankenstraße«, hin. Ab dem 9. Jh. führte der Pilgerweg, der Canterbury mit Rom verband, diesen Namen. Den genauen Verlauf entnimmt man dem Tagebuch des Erzbischofs Sigenco von Canterbury aus dem Jahre 994. Von Proceno, der ersten Station im heutigen Latium, zogen die Pilger nach Acquapendente, einer wichtigen Etappe auf der Reise, weil dort eine Reliquie aus dem Heiligen Land aufbewahrt wurde. Anschließend ging es über Bolsena und Montefiascone nach Viterbo.

Den Lago di Vico konnte man sowohl östlich passieren und von der Zisterzenser-Abtei in San Martino al Cimino über Ronciglione nach Sutri reisen als auch westlich über Vetralla dahin gelangen. Etwa dort, wo heute die Ringautobahn um Rom verläuft, verließen die frommen Wanderer die Via Cassia und zogen auf der Via Trionfale in die Ewige Stadt ein.

Doch nicht nur auf die Spuren der Pilger trifft der Reisende um den Bolsena- See, sondern auch auf die der Familie Farnese. Hier begann der Aufstieg einer unbedeutenden Landbesitzerfamilie in den europäischen Hochadel, hier versuchten sie ein vom Kirchenstaat unabhängiges Herzogtum zu gründen. Städte, Kirchen und Schlösser zeugen noch heute von der regen Bautätigkeit, die das eng mit der Kurie verbundene Geschlecht im 16. Jh. hier entfaltete. Höhepunkt ist zweifelsohne der fünfeckige Palast in Caprarola, den Kardinal Alessandro Farnese, Enkel des Papstes Paul III., erbauen ließ. In wunderbaren Fresken werden Ruhmestaten der Familie gepriesen und ihre Besitzungen dargestellt.

Eine streng barocke Gartenanlage lädt zum Lustwandeln ein. Beeindruckend ist aber auch das Schlösschen Villa Lante im mittelalterlichen Städtchen Bagnaia, das der Kardinal Gambara, ein Verwandter der Farnese, in Auftrag gab. Um die bedeutende Kirche Santi Giacomo e Cristoforo zu besichtigen, muss man sich von Bolsena aus auf die Insel Bisentina übersetzen lassen. Immer wieder stößt man während dieser ausgeschilderten Rundfahrt auf Thermen. In Wiesen und Feldern sprudeln warme Quellen, in denen nicht nur Touristen, sondern vor allem Einheimische sehr rustikal, aber ganz umsonst die heilende Kraft des Wassers genießen. Komfortabel dagegen ist der Komplex »Terme dei Papi« in Viterbo.

»Thermen der Päpste« heißen diese Quellen, da bereits die Päpste Gregor IX. und Nikolaus V. hier Linderung ihrer Leiden suchten. Viterbo, Mittelpunkt der Provinz und größte Stadt im Land um Rom, wurde jedoch nicht nur im Krankheitsfalle zur Papstresidenz, sondern oft auch dann, wenn die Ewige Stadt von Feinden besetzt war oder die Römer gegen die Herrschaft der Kirchenfürsten rebellierten. Westlich des Bolsena-Sees liegen das Städtchen Farnese, aus dem das gleichnamige Geschlecht stammen soll, und das Naturschutzgebiet Selva di Lamone. Anemonen, Alpenveilchen und Ranunkeln gedeihen hier unter dem Schutz von Eichen und Buchen, die auf einem Untergrund wachsen, der vom nahen Krater des Bolsena-Sees ausgespuckt wurde.

In diesem Wald ist das Wildschwein heimisch, das Reh soll es erst wieder werden. Ein anderes wichtiges Naturschutzgebiet erstreckt sich um den Monte Rufeno im nordöstlichsten Zipfel von Latium. Neben Wildschweinen gibt es hier auch Stachelschweine, die jedoch so scheu sind, dass wir ihnen auf unseren Wanderungen kaum begegnen werden. Ihre Präsenz können wir jedoch an den langen, schwarz-weiß gemusterten Stacheln ausmachen, die sie allerorten in dem dichten Wald verlieren.

Übrigens kann man auch hier, wie in vielen anderen Naturschutzzonen in Latium, ein Pferd mieten und auf bequemen Pfaden das Gebiet hoch zu Ross erkunden. Vogelliebhaber sollten nicht versäumen, bei Nazzano das Schutzgebiet Tévere Farfa in den Tiberauen zu besuchen. Als der Fluss gestaut wurde, entstand ein Paradies für Zugvögel, die hier im Frühjahr und Herbst Station machen. Einen weiteren landschaftlichen Reiz bietet unweit davon der Monte Soratte, der isoliert in einem recht flachen Landstrich emporragt. Dank seiner exponierten Lage lässt sich vom Gipfel dieses Kalkberges aus ein großer Teil des nördlichen Latiums überblicken.

Kategorien

Service

Info/Kontakt