Grundzüge der Unternehmensfinanzierung. (Lernbücher für Wirtschaft und Recht)

Grundzüge der Unternehmensfinanzierung. (Lernbücher für Wirtschaft und Recht)

von: Günter Wöhe, Jürgen Bilstein, Dietmar Ernst, Joachim Häcker

Verlag Franz Vahlen, 2009

ISBN: 9783800635948

Sprache: Deutsch

495 Seiten, Download: 4938 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Grundzüge der Unternehmensfinanzierung. (Lernbücher für Wirtschaft und Recht)



I. Der Betriebsprozess als güterwirtschaftlicher und finanzwirtschaftlicher Prozess (S. 3)

Lernziele
Sie verstehen die Abhängigkeit von güter- und finanzwirtschaftlichen Kom- ponenten im Betriebsprozess. Sie sind mit dem Begriff der Finanzierung im weiteren und im engeren Sinne vertraut. Sie kennen den Kreislauf finanzieller Mittel im Betriebsprozess und dessen vier Phasen.

Sie wissen, was ein Aktivtausch und eine Bilanzverlängerung im Rahmen der Kapitalbeschaffung bedeuten. Sie können den Kapitalrückfluss durch den Absatzmarkt sowie den Kapitalab- fluss erläutern und kennen die bilanziellen Auswirkungen.

1. Interdependenzen zwischen güterwirtschaftlichem und finanzwirtschaftlichem Prozess

Ein Betrieb lässt sich als eine planvoll organisierte Wirtschaftseinheit definieren, deren Ziel es ist, durch die Kombination von Produktionsfaktoren Sachgüter und Dienstleistungen zu produzieren bzw. bereitzustellen und abzusetzen. Der betriebliche Prozessablauf besteht somit aus drei Teilbereichen: der Beschaffung, der Leistungserstellung und der Leistungsverwertung.

Der Betriebsprozess kann nur ablaufen, wenn finanzielle Mittel zur Beschaffung der Produktionsfaktoren zur Verfügung stehen und durch den Absatz der Betriebsleistungen über den Markt wieder zurück gewonnen werden können, mit anderen Worten: die Durchführung des güterwirtschaftlichen Prozessablaufs muss finanziert werden. Der güterwirtschaftliche und der finanzwirtschaftliche Bereich des Betriebs sind somit aufeinander abzustimmen.

Der güterwirtschaftliche (leistungswirtschaftliche) Prozess findet seinen Niederschlag in Güterströmen , der finanzwirtschaftliche in Zahlungsströmen , die in entgegengesetzter Richtung fließen. Die Beschaffung von Produktionsfaktoren löst Auszahlungen aus, der Absatz der produzierten Leistungen hat Einzahlungen zur Folge.

Neben den durch den Leistungsprozess verursachten gibt es aber auch solche Zahlungsströme, die ihrerseits einen Einfluss auf den Leistungsprozess ausüben. So wird z.B. eine Gewinnausschüttungspolitik , die sich nicht an den produktionswirt- schaftlichen Notwendigkeiten orientiert, langfristig negative Folgen für die Aufrechterhaltung des bisherigen Leistungsprozesses haben.

Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Gewinnausschüttungspolitik dem Betrieb in Zeiten steigender Preise nicht genügend Mittel zur Substanzerhaltung oder zur Durchführung von Rationalisierungs- oder Erweiterungsinvestitionen belässt.

Die Beziehungen zwischen güterwirtschaftlichem und finanzwirtschaftlichem Prozess werden ferner durch Verbindungen zwischen dem finanzwirtschaftlichen Bereich und den Aufbauelementen des Betriebs überlagert, insbesondere hat die Wahl der Rechtsform erheblichen Einfluss auf die Formen und Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. Auch die Bildung von Unternehmenszusammenschlüssen (Konzerne, Kartelle) wirft besondere finanzwirtschaftliche Probleme auf.

Die Ermittlung des Kapitalbedarfs und die Beschaffung der erforderlichen finanziellen Mittel müssen dem Prozess der Leistungserstellung und -verwertung in einem solchen Umfang vorausgehen, bis der durch die Leistungsverwertung einsetzende Rückfluss finanzieller Mittel die störungsfreie Fortführung des Leistungserstellungsprozesses ermöglicht. Güterwirtschaftlicher und finanzwirtschaftlicher Bereich stehen somit in einer laufenden Wechselbeziehung und können sich gegenseitig begrenzen.

2. Der Finanzierungsbegriff

Für die sich in einem Betrieb abspielenden finanziellen Vorgänge im weitesten Sinne des Wortes werden in der Betriebswirtschaftslehre zwar unterschiedliche Begriffe wie z.B. Finanzierung, Finanzwirtschaft, Kapitalwirtschaft, finanzieller Sektor, finanzielle Sphäre verwendet, dieser Begriffsbildung liegt aber keine eindeutige Abgrenzung zugrunde, welche finanzwirtschaftlichen Vorgänge unter den jeweiligen Begriff subsumiert werden.

Geht man von dem in der Regel gebrauchten Begriff „Finanzierung" aus, so genügt bereits ein kurzer Blick in die umfangreiche Literatur, um festzustellen, dass sich auch hinter diesem Wort unterschiedliche Finanzierungsbegriffe verbergen. Sie können hier nicht bis ins letzte Detail verfolgt werden, sondern sollen nur insoweit erörtert werden, wie sie zur Abgrenzung des in diesem Buche verwendeten Finanzierungsbegriffs erforderlich sind.

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