Auf Frachtschiffen unterwegs - 'Sag dem kleinen Abenteuer, dass Du kommst'

Auf Frachtschiffen unterwegs - 'Sag dem kleinen Abenteuer, dass Du kommst'

von: Bernd Ellerbrock

Bernd Ellerbrock, 2012

ISBN: 9783943797442

Sprache: Deutsch

107 Seiten, Download: 4107 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Auf Frachtschiffen unterwegs - 'Sag dem kleinen Abenteuer, dass Du kommst'



 

Eine Sommerreise: „Alles klaa!“ auf der Container- „Carla“ (S. 8-9)
„Willkommen an Bord“, begrüßt uns der erste Offizier Amamyan Samvel. „Unsere Crew besteht aus elf Mann“, grinst der Ukrainer, „aber jetzt sind wir dreizehn!“. Zwar haben wir keine Heuer auf der „MV Carla“, müssen auch nicht Laschen, Festmachertaue fieren, Decks schrubben oder die Gangway rauf und runter holen. Aber schon nach kurzer Zeit fühlen wir uns irgendwie doch dazu gehörig. Elf Crewmitglieder also und wir zwei Passagiere. Ein kleines Abenteuer kann beginnen.

Wer eine Reise auf einem Frachtschiff bucht, sollte sich im Klaren darüber sein, dass die wohl einzige Gemeinsamkeit mit einer Kreuzfahrt darin besteht, dass man sich auf einem Schiff befindet. Ansonsten ist hier alles anders. Sehr viel anders. Befinden wir uns doch auf einem Arbeitsschiff, das 700 Container geladen hat und im Verlauf der neuntägigen Schnupperreise durch Nord- und Ostsee sechs Terminals anlaufen wird. Rund 5.000 Containerschiffe befahren aktuell die Weltmeere und transportieren 25 Millionen dieser genormten Stahlboxen Tag und Nacht nonstop hin und her. Nichts manifestiert die Globalisierung der modernen Wirtschaft so augenfällig wie der Container. Mit Seefahrtsromantik hat die genormte Containerwelt wahrlich nichts mehr zu tun. Aber wer gern auch mal der Faszination Technik erliegt, Seefahrt im 21. Jahrhundert hautnah erleben möchte, sollte solch eine Reise einfach mal ausprobieren.

Kaum an Bord, werden wir über die Sicherheitsbestimmungen informiert, wird uns gezeigt, wo wir uns einzufinden haben, wenn sieben Mal kurz und ein Mal lang Alarmsignal gegeben wird. „And then we’ll discuss, what to do“, lautet die kryptische Ansage. Wir müssen unsere Pässe abgeben, man zeigt uns unsere Kammern und die „Offiziersmesse“, in der gegessen wird. Das war’s auch schon. Im Hafen hat die Crew alle Hände voll zu tun, keiner kann sich weiter um uns kümmern. Container werden abgeladen, andere kommen herangeschwebt - beim Aufsetzen am Rand neigt „Carla“ sich dabei etwas in die Seitenlage, um sich anschließend wieder aufzurichten. Die Verladebrücke fährt mit laut warnendem Fiepen vor und zurück, ein Kleintransporter liefert Proviant aller Art, der an Bord gehievt wird. Das Terminal Hamburg-Tollerort ist inzwischen grell erleuchtet, ebenso die gegenüberliegenden Docks von Blohm & Voss: großes Kino, wohl wahr. Um 3 Uhr morgens legt das Schiff endlich ab. Es wird ruhig an Bord. Das ewige Brummen der Dieselmotoren wiegt uns Elbe abwärts in den Schlaf.

„Carla“: deutsch ist nur noch der Name, weil das Schiff vor fünfzehn Jahren auf der Hamburger Sietas-Werft gebaut wurde (121 Meter lang, 18 Meter breit). Und sonst? Die Reederei gehört einem Iraner, der Kapitän Buzanov Valeriy und seine Offiziere sind Russen und Ukrainer, die Matrosen samt „Cook“ Carlos stammen von den Philippinen. Ihre Personalvermittlungsagentur wiederum sitzt in Limassol (Zypern). Das Schiff selbst wurde ausgeflaggt nach Antigua-Barbuda und die Bordsprache ist Englisch. Mehr Internationalität geht kaum. Wir beiden Deutschen werden freundlich aufgenommen, dürfen fast jederzeit auf die Brücke, besuchen den Maschinenraum, werden herumgeführt - bereitwillig wird erklärt, was wir erfragen. Denn wir Passagiere sind willkommene Abwechslung für eine Crew, die außer ihrem Schiff, Meer und Containerterminals monatelang nichts anderes zu sehen bekommt.

Mit solch einem Mikrokosmos muss man freilich klarkommen. Hier findet alles auf engstem Raum zwischen A-Deck und F-Deck statt, in den Kabinen kann man sich so eben einmal um die eigene Achse drehen, und wenn zu sechst gegessen wird, ist die Messe voll. Weite bietet nur das offene Meer, dafür aber reichlich.

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