Bugatti taucht auf - Roman

Bugatti taucht auf - Roman

von: Dea Loher

Wallstein Verlag, 2012

ISBN: 9783835320673

Sprache: Deutsch

208 Seiten, Download: 661 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Bugatti taucht auf - Roman



Dea Loher
Aus: Bugatti taucht auf
(2. Der Mord)
I
Luca und Angelo nahmen den Bus, der um 19.23 von Gordemo nach Locarno fuhr, unterwegs stieg Gianni zu. Gianni hatte sein Gesicht geschminkt à la Jack la Zucca, seine Haare waren pinkfarben, und er achtete darauf, dass sie unter der schwarz-weiß gestreiften Wollmütze in dicken Büscheln hervorlugten, eine Strähne hatte er so nach vorne gekämmt, dass sie ihm ständig ins Gesicht fallen musste. Auch seine Fingernägel waren pink, die von Luca aber lila; sie hielten sie vergleichend nebeneinander, Gianni schnalzte mit der Zunge, Luca lachte.
Alle drei trugen schwarze Jeans und schwarz-weiß gestreifte T-Shirts, Angelo hatte sich dazu in eine silberne taillierte Jacke gezwängt und einen schwarzen Umhang um die Schultern geworfen, der bis zu den Oberschenkeln reichte und ihm etwas vogelhaftes gab; er hatte halblange schwarze Haare, und sein Gesicht war weiß geschminkt.
Luca hatte sich eine schwarze Perücke über die kurzrasierten Haare gezogen; um sein linkes Auge waren drei breite Kreise gemalt, konzentrisch um das dunkle Rund der Iris und der Pupille; auch seine Lippen waren schwarz, um den Hals hatte er einen schwarzen Schal geschlungen, und außerdem hing da eine Kette mit drei schwarzen Herzen aus matt glänzendem Acrylglas, die aber wegen des Schals nur hin und wieder zu sehen waren, wenn er sich vorbeugte oder eine unerwartete Bewegung machte.
An den Füßen hatte Luca seine schweren Militärstiefel, Angelo schwarze Turnschuhe, und Gianni trug Bergschuhe. Er sagte, bei so einer Gelegenheit wie der Stranociada und bei dem nassen Winterwetter würden seine guten Schuhe zu schnell dreckig, und das konnte er nicht leiden.
Sie waren zu sechst, und sie hatten sich um 20 Uhr herum in Biancas Garage verabredet, in der Nähe des Bahnhofs. Schon am Tag vorher hatten sie zwei Kästen Bier à 15 Flaschen besorgt und dort abgestellt.
Bianca hatte für ihre Winterstiefel karierte Gamaschen aufgetrieben, sie trug leuchtend blaue Netzstrümpfe unter einem kurzen schwarzen Taftrock und Netzhandschuhe, die ihr bis zum Ellbogen reichten, dazu eine Art Bustier aus dunkelblau und schwarz kariertem Polyesterstoff, der Ausschnitt gesäumt von einer schmalen roten Federboa, darüber eine kurze schwarze Lederjacke, die recht dünn aussah. Sie schien sehr lange an ihrer Frisur gearbeitet zu haben, die sich in einer imponierenden schwarzen Welle nach vorne über die Stirn hinaus wölbte und frei über dem Scheitel wippend endete; sie sah steif und beinahe unzerstörbar aus, und vielleicht war es auch eine Perücke.
Dann tauchten Toni und Marina auf und waren angezogen wie sonst auch, mit dunkelblauen Jeans und Wollpullovern, und wegen der Kälte trugen sie darüber ihre Anoraks.
Niemand machte eine Bemerkung darüber, dass Toni und Marina sich nicht verkleidet hatten. Sie waren zu aufgekratzt, um sich auf die von Bianca angebotenen Klappstühle zu setzen; sie stellten ihre Schuhe auf die Sitzkanten, kippten die Stühle in die Schräge und wippten mit ihnen, während sie sich von den Zigarillos nahmen, die Toni und Marina mitgebracht hatten.
Tatsächlich waren es keine Zigarillos, sondern die Zigaretten, die sie sonst auch rauchten; sie nannten sie nur anders und taten so, als ob es Zigarillos wären, sie hielten sie zwischen geradegestreckten Fingern, zogen langsamer und stießen den Rauch affektierter aus; es gehörte zu ihrem Spiel.

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