Die Welt der Kelten

Die Welt der Kelten

von: Arnulf Krause

Campus Verlag, 2004

ISBN: 9783593373119

Sprache: Deutsch

288 Seiten, Download: 6396 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Welt der Kelten



7. Druiden, Kopfjäger und Grauen erregende Opferplätze – Besonderheiten der keltischen Kultur (S. 165-166)

Die Druiden – Priester, Richter und Universalgelehrte Seit der Antike galt die Priesterkaste der Druiden als typisches Kennzeichen der keltischen Religion und Kultur. Caesar behauptete sogar, der Unterschied zwischen Kelten und Germanen zeige sich vor allem darin, dass die Ersteren das Druidenamt kannten, während es den Letzteren überhaupt nichts bedeutete. Deshalb sind die Kelten bis heute ohne ihre geheimnisvollen Priester nicht denkbar. Wenn auch – wie erwähnt – der Zauberer Merlin von König Arthurs Hof weit und breit als ihr berühmtester Vertreter angesehen wird, hat er doch außer einigen blassen Spuren wenig mit den historischen Druiden gemein.

Weit mehr als ein Jahrtausend vor den Erzählungen um König Arthur berichtet der sizilianische Gelehrte Diodor, ein Zeitgenosse Caesars, eine Fülle über die keltischen Priester und die Bräuche und Sitten der Barbaren im Norden. Ihmzufolge galten die in der Gesellschaft hoch Geehrten als Philosophen, also Männer der Weisheit, und Theologen, also Gotteskundige. Sie wussten um die Geheimnisse der Gottheiten und verstanden gleichsam deren Sprache. Darum stellten sie die Verbindung her zwischen den Menschen und den jenseitigen Mächten, denen man aus Dank opferte und von denen man sich Wohlergehen erbat. Für das eigentliche Ritual waren allerdings die Wahrsager zuständig, die aus dem Flug der Vögel und der Opferhandlung an den geweihten Tieren die Zukunft voraussehen konnten. Bei besonders wichtigen Fragen, von denen das Schicksal des ganzen Stammes abhing, pflegten sie einen weiteren Brauch, den Diodor »merkwürdig und unglaublich« nennt: »Sie weihen nämlich einen Menschen als Opfer und stoßen ihm ein Messer über dem Zwerchfell in den Körper; wenn das Opfer getroffen niedersinkt, erkennen sie aus der Art des Fallens, den Zuckungen der Glieder sowie dem Ausströmen des Blutes die Zukunft; in diesen Dingen verlassen sie sich fest auf eine alte und langjährige Beobachtungspraxis.

« Aber über all dem wachten die Druiden, die entschieden, wie das Opfer von den Göttern aufgenommen worden war. Laut Caesar, der die umfangreichsten Informationen zu diesem Thema gibt, reichten die druidische Macht und ihre Befugnisse erheblich über das von Diodor Gesagte hinaus. Zwar gehörte es zu ihren Aufgaben, über die religiösen Zeremonien zu wachen, die Opfer des Stammes wie des Einzelnen auszurichten und die entsprechenden Vorschriften richtig zu interpretieren. Aber weiterhin versammelten die Druiden um sich eine große Zahl von jungen Männern zum Unterricht, und standen überhaupt bei den Galliern in großen Ehren. Denn sie entschieden in der Regel in allen staatlichen und privaten Streitfällen. Wenn ein Verbrechen begangen worden oder ein Mord geschehen war, wenn der Streit um Erbschaften oder um den Verlauf einer Grenze ging, fällten sie das Urteil, setzten Belohnungen und Strafen fest. Hielt sich ein Privatmann oder das Volk nicht an ihre Entscheidung, untersagten sie die Teilnahme an den Opfern. Diese Strafe galt als die schwerste, denn die, denen die Teilnahme untersagt war, galten als Frevler und Verbrecher, alle gingen ihnen aus dem Weg und mieden den Umgang und das Gespräch mit ihnen, damit sie nicht durch ihre Berührung Schaden erlitten.

Wenn sie etwas beanspruchten, wurde ihnen kein Recht zuteil, und alle Ehrenstellen waren ihnen verschlossen – zumindest gemäß Caesars Schilderung im Bellum Gallicum. Als oberste Priester und Rechtsgelehrte verfügten die Druiden in den keltischen Stämmen über außerordentliche Macht. Zudem erwiesen sie der Bedeutung ihres Namens – »sehr Weiser« oder »Eichenweiser« – alle Ehre. Als Lehrer der jungen Adligen umfasste ihr Wissen wahrscheinlich fast alle Kenntnisse ihrer Welt. So kannten sie nicht nur die vielzähligen Götter und die Bräuche, wie ihnen zu opfern sei und wie man sich ihnen zu nähern habe. Sie lehrten ihre Schüler die Grundlagen des Kosmos, sein Werden und Vergehen, die Bewegungen der Gestirne und die Wirkungen von Pflanzen. Als »Naturwissenschaftler« wussten sie von den Krankheiten der Menschen und deren Heilung. Ebenso führten sie ihre Zöglinge in die Geheimnisse der menschlichen Seele ein, was sie nach dem Tod erwartete und wie man sein Leben moralisch zu führen hatte. Außerdem musste ein führender Mann der Oberschicht die von den Druiden tradierten Heldensagen seines Stammes kennen, dessen Mythen und die Herkunft der Ahnen. Darüber hinaus waren den Druiden die praktischen Hilfsmittel der Magie nicht fremd, sodass sie sich und anderen mit den passenden Zaubersprüchen zu helfen wussten.

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