Der Weg zum Wesentlichen - Zeitmanagement der vierten Generation

Der Weg zum Wesentlichen - Zeitmanagement der vierten Generation

von: Stephen R. Covey, A. R. Merrill, Rebecca R. Merrill

Campus Verlag, 2003

ISBN: 9783593372051

Sprache: Deutsch

303 Seiten, Download: 3876 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Der Weg zum Wesentlichen - Zeitmanagement der vierten Generation



6. Das Gleichgewicht der Rollen (S. 109-110)

Gleichgewicht ist nicht Entweder – Oder; es ist Und.

Der nach unseren Erfahrungen wohl tiefste und am häufigsten beklagte Schmerz im Bereich des Zeitmanagements hat seine Ursache im Ungleichgewicht. Oft hören wir Äußerungen wie die folgende: Ich möchte meine Familie versorgen und in meinem Beruf Karriere machen. Aber mein Unternehmen nimmt meinen Aufstiegswunsch nicht ernst, wenn ich nicht schon früh im Büro bin und auch am Abend und am Wochenende arbeite. Wenn ich dann nach Hause komme, fühle ich mich erschöpft. Ich habe noch mehr Arbeit, und für meine Familie bleibt weder Zeit noch Kraft.

Dabei braucht sie mich doch. Ich soll Fahrräder reparieren, Geschichten vorlesen, bei den Hausaufgaben helfen, Dinge besprechen. Und ich brauche sie. Welche Qualität hat mein Leben, wenn ich keine Zeit für die Menschen habe, die ich am meisten liebe? Von meinen anderen Rollen ganz zu schweigen. Ich möchte ein guter Nachbar sein. Ich möchte in der Gemeinde helfen. Und ich brauche Zeit für mich, um mich körperlich zu betätigen, um zu lesen – einfach um ab und zu einmal nachzudenken.

Ich fühle mich zwischen so vielen Richtungen hin und hergerissen – und sie sind alle wichtig! Wie soll ich das alles nur schaffen? Am häufigsten wird in diesem Zusammenhang ein Konflikt zwischen Arbeit und Familie erwähnt. Die Menschen klagen über Beziehungsprobleme und einen Mangel an persönlicher Entwicklung. Sie sagen: »Ich kann nicht überall gleichzeitig sein. Manche wichtigen Dinge in meinem Leben bleiben einfach liegen. Und je mehr ich mich zerreiße, desto mehr gerate ich aus dem Gleichgewicht.«

Was ist Gleichgewicht?

Offensichtlich ist Gleichgewicht ein Nordpol-Prinzip. Es manifestiert sich überall um uns herum: das Gleichgewicht in der Natur, das Gleichgewicht der Kräfte, das Gleichgewicht der Machtverhältnisse. Wie bei jedem Prinzip ist einer der eindrucksvollsten Belege für seine Existenz in seinem Gegenteil zu finden, dem Ungleichgewicht, und dem Leben mit den Folgen dieses Ungleichgewichts. Blicken Sie einen Moment zurück auf die Rollen, die Sie im Zuge der Quadrant-II-Organisation aufgelistet haben. Wie sehen Sie diese Rollen?

Viele Menschen der westlichen Welt sind von Kind an darauf programmiert, sie als getrennte »Abteilungen« des Lebens zu begreifen. Wir sehen unsere Rolle in der Arbeit als etwas völlig anderes als unsere Rolle zu Hause, und bei beiden besteht scheinbar kein nennenswerter Zusammenhang zu anderen Rollen wie persönliche Entwicklung oder Dienst fürs Allgemeinwohl. Wir denken in den Kategorien »Entweder – Oder« – wir können uns entweder auf eine Rolle oder auf eine andere konzentrieren.

Die Sicht des Problems ist das Problem. Die Aufsplitterung in Abteilungen beruht auf einer Illusion, und der Versuch, diese Illusion zu leben, kostet unglaublich viel Mühe. In Wirklichkeit sind diese Rollen Teile eines stark verwobenen Ganzen, eines lebendigen Ökosystems, in dem jeder Teil den anderen beeinflusst. Gandhi bemerkt dazu: »Ein Mensch kann nicht in einer Abteilung seines Lebens Gutes tun, während er gleichzeitig in einer anderen Schlechtes tut. Das Leben ist ein unteilbares Ganzes.«

Dieses holistische Paradigma ist prägend für die östliche Weisheit, die das Gleichgewicht als Grundvoraussetzung für Leben und Tod betrachtet. Das Paradigma des Gleichgewichts kommt auch in den Worten der alten Sufi-Lehre zum Ausdruck: »Du glaubst, wenn du eins verstehst, verstehst du auch zwei, weil eins und eins zwei ergibt. Aber du musst auch das Und verstehen.«

Wenn wir dieses Paradigma auf der persönlichen Ebene anwenden, erkennen wir, dass Gleichgewicht im Leben nicht ein Hinundherrennen zwischen Abteilungen ist. Es ist eine dynamische Balance, bei der alle Teile synergetisch zusammenwirken. Gleichgewicht ist nicht »Entweder – Oder«; es ist »Und«.

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