Klettersteige Bayern, Vorarlberg, Tirol, Salzburg

Klettersteige Bayern, Vorarlberg, Tirol, Salzburg

von: Paul Werner

Bergverlag Rother, 2004

ISBN: 9783763330942

Sprache: Deutsch

241 Seiten, Download: 18002 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Klettersteige Bayern, Vorarlberg, Tirol, Salzburg



Sicherheit (S. 13-14)

Selbstsicherheit

In der Praxis erweist sich die eigene, idealerweise aus langjähriger Erfahrung gewonnene Selbstsicherheit als der wichtigste und sicherste Garant für eine glückliche Heimkehr. Trittsicherheit und Freiheit von psychogenem Höhenschwindel sind bis zu einem gewissen Maß trainierbar. Wer jedoch in exponierter Lage – selbst in gesichertem Zustand – unter Angst oder Schwindelgefühl leidet, sollte sich beim Begehen von Klettersteigen unbedingt eine eigene Grenze setzen, die seinen Fähigkeiten und Anlagen entspricht. Falscher Ehrgeiz kann auf schwierigen und langen Klettersteigen böse enden – es ist völlig falsch zu glauben, die technische Selbstsicherung könne mangelnde Eignung, mangelndes Training oder mangelnde Kraft ersetzen! Oberstes Gebot: Wo der »Lusteffekt« endet und die Angst beginnt, sollte man aufhören!

Wetter

Immer daran denken: Bei Regen oder gar Schneefall oder Vereisung kann ein bei Sonne gerade noch bewältigbarer Klettersteig zur tödlichen Falle werden, wenn man mittendrin überrascht wird. Dass man bei Gewitterneigung Klettersteige meiden muss, darf als selbstverständlich vorausgesetzt werden – das ansonsten für Gewitter empfohlene Patentrezept »Fort von Eisenleitern und Drahtseilen« ist nämlich für Klettersteiggeher oft gar nicht so einfach umzusetzen oder sogar unmöglich.

Allgemeine Ausrüstung

Pauschale Empfehlungen zum Umfang und zur Qualität der technischen Ausrüstung sowie der Bekleidung sind gerade bei Klettersteigen problematisch, da Klettersteigtouren vielfach einen sehr unterschiedlichen Charakter haben. Sehr kurze, niedrig gelegene, aber technisch sehr anspruchsvolle Klettersteige (z.B. Monte Albano bei Mori) wird man am besten ohne jedes Gepäck, ggf. in Hemd und kurzen Hosen, aber mit kompletter technischer Ausstattung angehen, bei einigen Zielen nahe der 3000-Meter-Grenze wird die Ausrüstung unter Umständen hochalpinen Maßstäben entsprechen müssen und stellenweise Gehen in Seilschaft angeraten sein (Bekleidung auch für extreme Wetterbedingungen, Biwaksack, Seil für Partnersicherung, Steigeisen, Pickel und selbstverständlich steigeisentaugliches Schuhwerk). Für alle Klettersteige sind zunächst ordentliche Berg- bzw. Trekkingschuhe mit Profilgummisohle eine Selbstverständlichkeit.

Je leichter und biegsamer, umso besser ist ihre Haftung am Fels; allzu leichtes Schuhwerk mit zu weichen Sohlen bietet allerdings auf kurzen Trittstiften nicht die nötige Druckverteilung. Von Plastikschuhen mit ihren biegesteifen Sohlen ist hingegen am Klettersteig ebenso wie beim Klettern abzuraten. Auf längeren Steigen wird man geeignete, sehr strapazierfähige Handschuhe zu schät- zen lernen – auf extrem steilen, trittarmen Stellen und erst recht bei Nässe zeigt sich, welcher Handschuh am senkrechten Stahlseil »greift«. Auf jeden Fall sollte stets ausreichend Leukoplast o.ä. im Gepäck sein, man kann damit im Notfall sehr wirksam die empfindlichsten und meistbeanspruchten Stellen der Hand vorbeugend (und griffig) zupflastern. Handschuhe schützen natürlich auch vor aufgerissenen, rostigen Stahllitzen an alten Seilen, die ansonsten böse Verletzungen verursachen können. Wer gerne mit Stöcken steigt, schaffe sich Teleskopstöcke an, die man so verkürzen kann, dass man sie am Rucksack befestigen kann, während man am Klettersteig unterwegs ist.

Spezielle Klettersteigausrüstung

Die komplette Selbstsicherung Die spezielle Ausrüstung des Klettersteiggehers ist insbesondere die auf den Alleingang abgestellte Selbstsicherung, also ein komplettes Klettersteig-Set. Man muss sich damit auch dann selbst sichern, wenn man in einer Gruppe geht oder von einem Bergführer oder versierten Kameraden zusätzlich klettertechnisch gesichert wird.

Die wichtigsten Sicherheitstipps von Pit Schubert

Viele Jahre hat man geglaubt, für Klettersteige würde gerade mal ein Stück Reepschnur oder eine Bandschlinge plus irgendein Karabiner reichen. Erst einige Unfälle haben gezeigt, dass dies ein Trugschluss war. Die Fallgesetze sind auf Klettersteigen die gleichen wie beim seilgesicherten Klettern in der Seilschaft. Bei Sturz muss vom Sicherungssystem Fallenergie aufgenommen werden, und dies ist mit einer Reepschnur nicht möglich, sie reißt. Mit einer Bandschlinge ist dies nur unzureichend möglich, weil die Fangstoßkraft das körperverträgliche Maß überschreitet; innere Verletzungen wären die Folge.

Eine sicherheitstechnisch zeitgemäße Ausrüstung sieht wie folgt aus:

- Eine Klettersteigbremse in Y-Form (nicht V-Form), mit der beide Karabiner gleichzeitig eingehängt sein können; dies erleichtert einerseits das Handling, insbesondere das Umhängen der Karabiner an der Drahtseilverankerung, und bietet andererseits mehr Sicherheit in Form von Redundanz: Bricht bei Sturzbelastung ein Karabiner (Schwachstelle des Systems), ist ein zweiter vorhanden, der die Restfallenergie aufneh- men kann; es ist bisher noch nicht zum Bruch beider Karabiner gekommen, was auch nicht vorstellbar ist.

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