Lehmbau - Mit Lehm ökologisch planen und bauen

Lehmbau - Mit Lehm ökologisch planen und bauen

von: Horst Schroeder

Vieweg+Teubner (GWV), 2010

ISBN: 9783834893666

Sprache: Deutsch

414 Seiten, Download: 14788 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Lehmbau - Mit Lehm ökologisch planen und bauen



1.1 Historische Wurzeln des Bauens mit Lehm (S. 2)

Um 10.000 v. d. Z. setzte in der Geschichte der Menschheit ein entscheidender Wandel ein: die bis dahin vorherrschende Form der Nahrungsbeschaffung durch Jagen und Sammeln wurde allmählich ersetzt durch Ackerbau und Viehzucht.

Diese neue Lebensweise war begleitet von der Notwendigkeit, feste Behausungen für die Menschen und ggf. die Tiere sowie Bauten für eine Vorratswirtschaft zu errichten. Zu den dafür verwendeten Baustoffen gehörte neben Naturstein und Holz vor allem der Lehm.

Je nach vorherrschendem Klima und Vegetation sowie den jeweiligen geologischen Gegebenheiten haben sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte verschiedenartige Bauweisen und Konstruktionsformen herausgebildet: In trocken-heißen Klimaten ohne bedeutende Holzvorkommen dominieren massive Konstruktionen, d. h. der Lehm in der Wand hat lastabtragende Funktion. Hinzu kommt die Aufgabe eines »Hitzepuffers« gegen die intensive Sonneneinstrahlung.

In Übergangsklimaten oder Bergregionen mit reichen Holzvorkommen sind Skelettkonstruktionen vorherrschend: Die Lastabtragung im Gebäude übernimmt ein gesondertes Skelett aus Holz. Der Lehm, oft in Kombination mit Stein, dient zur Ausfachung und hat raumumschließende Funktion.

Hier gibt es auch Übergangsformen aus beiden Systemen. Beide Bauweisen lassen sich in den verschiedenen Regionen der Welt Jahrtausende weit in die Geschichte zurückverfolgen. In SW-Asien, das die Gebiete der heutigen Türkei, des Irans, Iraks, Libanons, Syriens, Jordaniens und Israels umfasst, setzte nach heutigen Erkenntnissen der Übergang zur Sesshaftwerdung des Menschen zuerst ein.

Dementsprechend lassen sich die ersten festen Hauskonstruktionen aus der Zeit um 10. 000 v. d. Z. auch in dieser Region archäologisch nachweisen. Zu den ältesten, festen Hauskonstruktionen aus Lehmbaustoffen gehören jene im Gebiet des heutigen Anatolien in der Türkei und in Palästina (Bilder 1-1, 1-2 und 1-3).

Die ca. 8.000 Jahre alten Hauskonstruktionen von Çatal Höyük, Anatolien wiesen schon einen erstaunlich hohen Standard auf. Die tragenden Außenwände bestanden aus Lehmsteinen mit innen liegenden Holzstützen zur Aufnahme der Dachkonstruktion. Diese war als Flachdach aus Knüppelholz mit Gräsern bzw. Schilf und einem Lehmschlag als Abdichtung gegen Regenwasser ausgebildet.

Der Zugang in die Häuser erfolgte über das Dach. Die einzelnen Häuser selbst waren wie Bienenwaben aneinanderstoßend angeordnet [ 1. 1 ]. China ist in weiten Gebieten seines Territoriums mit Lehm, vor allem Lösslehm, bedeckt.

Tragende Konstruktionen aus Lehm wie auch Skelettkonstruktionen mit Lehmbaustoffen sind hier über einen Zeitraum von mehreren tausend Jahren nachweisbar. Bild 1- 4 gibt eine historische Darstellung der Stampflehm-Bauweise wieder, die mit folgender Geschichte verbunden ist: Fu Yueh, Minister eines Herrschers der Shang-Dynastie (um 1.320 v. d. Z.), soll der Er nder dieser Technologie und der erste »Stamp ehm-Baumeister « sein.

Nach der Legende kam Fu Yueh auf merkwürdige Weise in sein Amt: Der Kaiser träumte eines Tages so lebhaft von einem weisen und tüchtigen Manne, dass er darüber erwachte und ein Bild von der Traumgestalt anfertigen ließ. Er schickte Boten mit dem Bild des Mannes durch das Land und ließ nach ihm suchen. Die Boten trafen auf Fu Yueh, der der Figur auf dem Bilde glich und gerade mit dem Errichten eines Stamp ehm- Hauses beschäftigt war.

Diese Szene ist auf dem Bild dargestellt. Er wurde an den Hof berufen und zum Minister ernannt [1.2]. Aber auch die Herstellung und die Verarbeitung von Lehmsteinen ist in China seit Jahrtausenden bekannt. Bild 1-5 zeigt die Herstellung von Lehmsteinen zur Zeit der Ming-Dynastie [1.33]. Das größte und bekannteste Bauwerk Chinas ist die Große Chinesische Mauer. Es ist zugleich auch das größte Bauwerk, das je von Menschen errichtet wurde, mit einer heute bekannten Gesamtlänge von etwa 50. 000 km.

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