Burnout-Prävention - Sich selbst helfen - 12-Stufen-Programm zur Selbsthilfe

Burnout-Prävention - Sich selbst helfen - 12-Stufen-Programm zur Selbsthilfe

von: Thomas M.H. Bergner

Schattauer GmbH, Verlag für Medizin und Naturwissenschaften, 2010

ISBN: 9783794566167

Sprache: Deutsch

318 Seiten, Download: 1 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Burnout-Prävention - Sich selbst helfen - 12-Stufen-Programm zur Selbsthilfe



8 Dyadenkompetenz (Stufe 8) (S. 211-212)

Im Anfang ist die Beziehung. Der Mensch wird am Du zum Ich. Manfred Buber [17]

Eine gute, vertrauensvolle Partnerschaft hat hervorragende, vorbeugende Wirkung gegen Burnout. Das liegt wahrscheinlich an der sich in solch einer Partnerschaft entwickelnden und empfundenen Zufriedenheit [100]. Die Beziehung gerade zu einem ausgewählten Menschen ist es, die unser Gesundheitsempfinden und unser Glücksgefühl maßgeblich beeinflusst [33].Wenn sich dennoch Burnout entwickelt, hilft eine sichere Partnerschaft, schneller mit Burnout umgehen zu lernen.

Eine gute Partnerschaft liegt zu 100% an einem selbst – und ebenso zu 100% am Partner. ImFolgenden erfahren Sie einiges, was Sie im Umgang, vorrangig im sprachlichen Umgang, tun können, um einer liebevollen Partnerschaft den Weg zu ebnen.

Dieses Kapitel weist jedoch über ausschließlich private Partnerschaften weit hinaus. Die Hinweise hier dienen ebenso dazu, gute Beziehungen in Ihren beruflichen Kontakten zu ermöglichen.


8.1 Burnout als Dyadenphänomen

Burnout kann verhindert werden, indem die Identifikation mit der Arbeit gefördert wird [85]. Burnout entsteht in den meisten Fällen dann, wenn der intensive, teils auch nur sekundenkurze Kontakt mit anderenMenschen der zentrale Inhalt der Berufstätigkeit ist. Die Dyade ist es, die Burnout denWeg ebnet. Burnout ist also auch eine Beziehungskrankheit [57].

Bereits 1989 wurde folgende erschreckende Zahl veröffentlicht: Deutsche Ärzte hören ihren Patienten im Durchschnitt nur 18 Sekunden zu [12a]. Wenn sie dann auch nur zuhören und nicht hinhören,wird es noch kritischer.DieVielzahl der Kontakte erschwert eine ausreichende Kommunikation in vielen Berufen [21].Damit treten Gefühls- undWissenslücken auf – sowohl bei demjenigen, der das Gespräch führt (wie dem Arzt oder dem Bankangestellten), als auch bei demjenigen, mit dem gesprochen wird. Zum Beispiel sollte bei jedem Gespräch beiden Teilnehmern rasch klar sein, welche vielleicht unterschiedlichen Erwartungen sie an das Gespräch knüpfen [39].

Wenn wir die Berufe anschauen, welche für Burnout prädestiniert sind, fallen zwei grundsätzlich verschiedene Konstellationen auf. Beide haben mit teils sehr intensiven, das Leid, die Nöte oder die Erwartungen des Menschen betreffenden Aneinanderreihungen von Zweierkontakten zu tun. Beispiele hierfür sind Ärzte, Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter, Krankenschwestern, Steuerberater oder auch Altenpfleger. Bei Berufen mit deutlich überdurchschnittlichem Burnout-Risiko jagt sozusagen eine Dyade die nächste.

Beim einen Typus geschieht das in einer mehr oder minder privaten, das heißt intimen Situation. Das trifft für viele Berufe zu, für Krankenschwestern und Ärzte, für Steuerberater (auch Geld ist intim) oder für Architekten. Krankheiten und ihre Behandlung sind nicht öffentlich; das wird bei Anwesenheit von anderen Ärzten, Krankenschwestern oder Studenten teilweise aufgehoben.Dass sich letztgenannte Situationen gleich ganz anders anfühlen, werden die meisten Ausübenden schon gespürt haben. Dennoch, diese Dyaden sind in der Regel nicht öffentliche Dyaden.

Beim anderen Typus wird der Mensch praktisch auf einen Schlag mit einer Vielzahl von Menschen konfrontiert, die für potenzielle oder auch sichere Zweierkontakte in kurzer zeitlicher Abfolge stehen. Das gilt zum Beispiel für Stewardessen oder Lehrer. Diesen Typ von Dyadenkontakten können wir noch untergliedern in solche mit praktisch sicherem Ablauf (wie Stewardessen, die den Fluggästen letztlich nicht entkommen können, schon allein räumlich nicht) und solche mit zum Teil selbst bestimmtem Ablauf wie Lehrer, die manche Schüler zumindest in der aktuellen Stunde nicht drannehmen müssen. Ein Lehrer steht in einem öffentlichen Raum und hat in sehr kurzen Abständen Kontakte zu verschiedenen Schülern. Er kann dabei ununterbrochen von einer Vielzahl potenzieller weiterer Kontaktpersonen beobachtet und eingeschätzt werden. Diese Dyaden sind also öffentliche Dyaden. Immer kommt es zu kurzen Kontakten auf Zweierebenen.
Weitgehend unabhängig von der Dyadenform wird deren Qualität durch die eigene Kommunikation bestimmt.

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