Vanoise
von: Iris Kürschner
Bergverlag Rother, 2004
ISBN: 9783763343041
Sprache: Deutsch
160 Seiten, Download: 13431 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
Wandern in der Vanoise (S. 20)
Gebietsumfassung
Eigentlich ist es ganz leicht, das hier vorgestellte Wandergebiet auf der Landkarte im Gewirr der französischen Bergketten zu entdecken, denn das durch die Täler der Isère und Arc umschlossene Gebiet hat die unverkennbare Form einer Henne und sticht sofort ins Auge. Sie liegt im südlichsten Zipfel des Departements Savoie, das zu Frankreichs größter Region Rhône- Alpes gehört und im Südosten an Italien angrenzt. Im Hinterteil der Henne befindet sich der Vanoise Nationalpark, im Bauch liegen die berühmten Trois Vallées, Frankreichs größtes Skigebiet, der Hals wird von der Gebirgskette der Lauzière westlich des Col de la Madeleine durchzogen und an der Schädeldecke klebt Albertville, die ehemalige Olympiastadt. Nicht nur der Inhalt der Henne ist für Bergtouren äußerst interessant, sondern auch der Saum drumherum birgt faszinierende Gebirgslandschaft, mitunter gar noch wilder und einsamer. Henne und Saum teilen sich zur Hälfte die Tarentaise, wie das Tal der Isère genannt wird, im Norden, und die Maurienne, das Tal der Arc, im Süden. Schnabel und Kopf im Nordwesten sind von der Combe de Savoie begrenzt.
Tarentaise
Als Tarentaise bezeichnet man den Oberlauf der Isère und ihre Seitentäler. Savoyens zweitgrößtes Tal, seit Jahrhunderten eine wichtige Verkehrsachse über den Col du Petit St-Bernard nach Italien, teilt sich in drei Abschnitte. Die lang gestreckte Schlucht zwischen Albertville und Moûtiers zählt zur Basse-Tarentaise, zwischen Moûtiers und Bourg-St-Maurice weitet sich das Tal zur Moyenne-Tarentaise, das sich dann wieder schluchtartig verengt, über Val d’Isère zum Col de l’Iseran hinaufzieht und zur Haute-Tarentaise gehört. Basse- und Moyenne-Tarentaise werden im Norden begrenzt durch den Hauptkamm des Beaufortain. Nach Süden schneiden tiefe Täler in das Vanoise Massiv hinein.
Moûtiers ist Ausgangspunkt zu den bekannten Trois Vallées, die sich marketingorientiert so nennen, da die Skigebiete des Vallée de Belleville, des Vallée d’Allues und des Vallée de St-Bon miteinander verbunden sind und mit insgesamt 400 km2 das größte Skigebiet der Alpen bilden. Die Retortenstationen wie Les Ménuires, Val Thorens, Méribel und Courchevel sind in den 30er-Jahren entstanden und dürfen so zum Glück heute nicht mehr gebaut werden. Im Sommer sind das regelrechte Geisterstädte und Fremdkörper angesichts der prächtigen Gebirgslandschaft drumherum. Bescheidener Tourismus findet nur von etwa Mitte Juli bis Mitte August statt. Das wiederum macht die Region für einsames Wandern attraktiv, denn einmal um die richtige Ecke gebogen (welche die richtige ist, zeigen die Wandervorschläge), sind die Wunden des Wintertourismus entschwunden.