Erfolgreich Lernen

Erfolgreich Lernen

von: Eberhardt Hofmann, Monika Löhle

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2004

ISBN: 9783840918254

Sprache: Deutsch

232 Seiten, Download: 1355 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Erfolgreich Lernen



12 Zentrale Lernfelder: Sprachen und Mathematik (S. 154-155)

Kapitel 12 befasst sich mit zwei grundlegend verschiedenen Fächern, deren zentrale Bedeutung für die verschiedensten Bildungsbereiche unbestritten ist. Lernen heißt Informationen in das Gedächtnis, speziell in das Langzeitgedächtnis, aufnehmen. Die moderne Gehirnforschung konnte zeigen, dass verschiedene Areale auf dem Neokortex verschiedenen Lerngegenständen zugeordnet werden können. Da die Informationen für das Sprachenlernen gänzlich anders geartet sind als jene für das Mathematiklernen, benötigen wir unterschiedliche und spezifische Methoden beim Lernen dieser Objekte.

12.1 Wortschatz erwerben

Obwohl die hochentwickelten Sprachen aus mehreren hunderttausend verschiedenen Wörtern aufgebaut sind, enthält ein gutes Wörterbuch nur etwa 50 000. Mit 2 500 Wörtern versteht man schon 85 % einer Tageszeitung oder eines Alltagsgesprächs. Ein solider Grundwortschatz besteht aus dieser Anzahl von Wörtern. Zahlreiche Sprachwissenschaftler aller wichtigen Sprachen haben sich intensiv damit beschäftigt, um genau diese 85 % der meistgebrauchten Wörter herauszufiltern. Der sogenannte Aufbauwortschatz besteht aus weiteren 2 000 Wörtern. Mit Grund- und Aufbauwortschatz zusammen beherrscht man 95 % der Vokabeln aus der Alltagssprache. Die noch fehlenden 5% Wörter kommen in speziellen wissenschaftlichen oder literarisch anspruchsvollen Texten vor. Nun bedarf es aber überproportional vieler Mühe, um immer näher an die Perfektion zu kommen. Für einen Ausländer wird es sehr schwierig, diese Perfektion zu erreichen. Zum Trost: Wahrscheinlich gibt es keinen Muttersprachler, der alle Wörter beherrscht. Er müsste nämlich in allen Spezialgebieten zu Hause sein.

Im Gymnasium brauchen Schüler mindestens fünf bis sechs Jahre zum Erlernen des Grund- und Aufbauwortschatzes, d. h. sie lernen ca. drei Wörter pro Tag. Aber das Sprachenlernen besteht nicht nur aus Wörterlernen. Es kommt die Grammatik hinzu, die Literatur und die Landeskunde. Erwachsene können in Intensivkursen in einem Drittel der Zeit auf denselben Stand kommen, und wenn Sie sehr motiviert sind, sogar in einem einzigen Jahr. Voraussetzung dafür sind die richtigen Lerntechniken. Die Vergessenskurve von Ebbinghaus)1 veranschaulicht die Geschwindigkeit des Vergessens. Am meisten vergisst man demnach in den ersten Stunden nach der Einprägung. Daran anschließend nimmt der Vergessensprozess nur noch sehr langsam ab. Der Grund für dieses Vergessen liegt dann in der mangelnden Übung oder Wiederholung. Leider werden Einzelwörter beinahe so schnell vergessen wie sinnlose Silben. Ein Grund dafür ist die vielfache Bedeutung von Wörtern. Ein Beispiel: Eine Seite in diesem Buch ist etwas anderes als eine Seite einer Strasse oder eine Seite eines Menschen. Auch Verben können verschiedene Bedeutungen haben. Zum Beispiel bedeutet „auf der Straße gehen" etwas anderes als „in die Politik gehen" oder „mit der Mode gehen". Das heißt, Einzelwörter zu lernen, ist fast so sinnlos wie die ebbinghausschen Silben. Sie bleiben nicht im Langzeitgedächtnis haften. Erst im richtigen Kontext bekommen sie ihre korrekte Bedeutung. Eignen Sie sich also von Anfang an einen Wortschatz an und nicht einzelne Wörter. Zum Beispiel: An apple a day keeps the doctor away. Ein Apfel pro Tag hält den Arzt fern. Wenn Sie solch einen Ausdruck einmal gelernt haben, müssen Sie ihn nicht mehr mühsam aus Einzelvokabeln zusammen setzen. Sie holen ihn einfach als Ganzes aus Ihrem Gedächtnis.

12.2 Mehrkanaliges Lernen

Je mehr Lernkanäle Sie für das Lernen einsetzen, umso schneller und besser haften die Ausdrücke in ihrem Gedächtnis. Gesprächssituationen unterstützen das Sprachenlernen sehr. Hören Sie den fremdsprachlichen Radio- und Fernsehsender so oft Sie können. Mit dem Hören und Sehen wird der Lernstoff über die Sinneskanäle Auge und Ohr aufgenommen und verarbeitet. Sprechen Sie einzelne Sätze nach. Versuchen Sie so viel wie möglich selbst zu sprechen. Lesen Sie sich Texte laut vor. Auch das private Lernen mit dem Recorder unterstützt das Sprachengedächtnis. Ein guter moderner Sprachkurs setzt heute möglichst viele Medien und Methoden ein: Videoclips, Beamer und Tonkassetten, genauso wie Grammatikbuch, Lehrtexte, vorbereitete und improvisierte Rollenspiele, Lieder und Rätsel, Entspannungs- und Konzentrationsübungen, Musik, Zeitungslektüre, Theaterstücke und Gespräche darüber, ein Roman, ein aktuelles Problem und immer häufiger gute Lernsoftware. Des Weiteren wird die Lernmotivation gesteigert durch gemeinsames Anschauen von Filmen in der Originalsprache, Einüben von landestypischen Tänzen und durch gemeinsames Kochen und Essen von Landesspezialitäten. Der Lernende soll sich über alle seine Sinne angesprochen fühlen, er soll die Sprache ganzheitlich erfassen.

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