Die Bacardis - Der Kuba-Clan zwischen Rum und Revolution

Die Bacardis - Der Kuba-Clan zwischen Rum und Revolution

von: Ursula L. Voss

Campus Verlag, 2005

ISBN: 9783593400648

Sprache: Deutsch

239 Seiten, Download: 1144 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Die Bacardis - Der Kuba-Clan zwischen Rum und Revolution



1. »Auf nach Kuba!« Ein Spirituosenhändler aus Katalonien (S. 23-24)

Im Bacardí-Museum in Miami hängt ein Porträt vom »alten Facundo«, Facundo Bacardí y Mazó, dem Gründer der Brennerei Bacardí y Bouteiller. Man begegnet diesem Porträt immer wieder: in den Büros der Familienangehörigen, in Werbetexten und Informationsbroschüren. Es zeigt ein strenges Gesicht mit einem schmerzlichen Zug um den Mund. Die Lippen sind schmal, sehr schmal, die Nase lang und gerade. Eine hohe Stirn über sehr feinen Augenbrauen. Auch eine tiefe Falte über der Nasenwurzel. Die Haare glatt und nach hinten gekämmt. Ein aufrechter Mann, denkt der Betrachter, ein Mensch mit Prinzipien, vielleicht ein Dickkopf. Einer, der es sich nicht leicht gemacht hat im Leben, der immer Haltung bewahrte und sich nie duckte. So wollte man ihn offenbar in der Familie sehen, denn Don Facundo hat für dieses Bild nicht Modell gesessen. Es wurde erst zwei Generationen nach seinem Tod angefertigt, in Auftrag gegeben von José Pepín Bosch, dem Schwiegersohn von Facundos Tochter Amalia und Präsident des Unternehmens von 1951 bis 1976.

In der Familie heißt es, Don Facundo sei ein Mann mit Visionen gewesen. Hartnäckig habe er sich in seine Ideen verbissen, unermüdlich an der Umsetzung gearbeitet. Er galt als zuverlässig und sparsam und soll ein Schweiger gewesen sein – ein Katalane eben. Die Menschen aus der Region um Barcelona, die oft als die Schweizer Spaniens beschrieben werden, gelten gemeinhin nicht als extrovertierte Schwadroneure, die Landbevölkerung schon gar nicht. Und Don Facundo Bacardí y Mazó kam vom Land. 1814 wurde er in Sitges, nur wenige Kilometer von Barcelona entfernt, als drittes Kind eines Krämers geboren. Acht Kinder waren es zuletzt, die ernährt werden mussten. Man kann sich vorstellen, wie groß die Sehnsucht der Heranwachsenden nach einem besseren Leben gewesen sein muss.

Die Älteren zog es bald hinaus in die Welt. Die Kolonien, aus denen manch Ausgewanderter reich zurückgekehrt war, lockten noch immer, obwohl sich das spanische Imperium seit Beginn des 19. Jahrhunderts in Auflösung befand. Animiert von den Ideen der Französischen Revolution und dem Sturz der Bourbonen im spanischen Mutterland durch Napoleon im Jahr 1808, hatte in Übersee die kreolische Oberschicht begonnen, an der Herrschaft der Spanier zu rütteln. Unter der Führung von Simón Bolívar hatte 1810 im heutigen Kolumbien der Kampf um die Unabhängigkeit begonnen und sich bald auf die späteren Staaten Peru, Bolivien, Venezuela und Ecuador ausgedehnt. Nach dem Sieg von Bolívars Truppen war 1819 die Republik Großkolumbien ausgerufen worden. In Mexiko hatten die Kämpfe 1822 zur Gründung einer von Spanien unabhängigen Monarchie geführt. Auf Kuba dagegen, wohin Facundo Bacardí y Mazó sich wenden sollte, blieb es ruhig, der Ruf nach Unabhängigkeit wurde vorerst nur hinter verschlossenen Türen laut.

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