Selbstmord@Internet - Beiträge und Hintergründe

Selbstmord@Internet - Beiträge und Hintergründe

von: Martina Born

Verlag Dietmar Klotz, 2005

ISBN: 9783880744752

Sprache: Deutsch

253 Seiten, Download: 1557 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Selbstmord@Internet - Beiträge und Hintergründe



3. Suizidalität bei Jugendlichen (S. 34-35)

Epidemiologie

Bei den Nutzern von Selbstmordforen handelt es sich überwiegend um Jugendliche ab ca. 14 Jahren und junge Erwachsene bis Mitte 20. Es wäre aber falsch, von diesen Zahlen auf eine besonders hohe Suizidgefährdung dieser Altergruppe zu schließen. Die höchste Suizidrate findet sich bei Menschen über 60 Jahren. Diese werden leider auch am seltensten durch Beratungsangebote und psychotherapeutische Hilfe versorgt und stellen damit eine besonders stark vernachlässigte Gruppe in der Suizidprävention dar.

Dagegen liegt die Suizidrate bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen relativ niedrig: Lediglich etwa ein Zehntel der Selbsttötungen in der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1999 fielen in die Altersgruppe zwischen 5 und 30 Jahren. Der prozentuale Anteil der Suizide an der Gesamtheit der Todesursachen ist aber höher als bei älteren Bevölkerungsgruppen. So ist der Suizid hier die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen. Dabei töten sich Mädchen meist durch eine Überdosis von Medikamenten oder Sturz aus großer Höhe, Jungen nehmen sich dagegen eher durch Erhängen das Leben. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes starben im Jahre 2002 in der Altersgruppe von 0-25 Jahren 774 Menschen durch Suizid, davon waren 625 männlich und 149 weiblich. Zusätzlich muss man aber nach Schätzungen des Bundeskriminalamtes mindestens 18% der Drogentoten als Suizide einstufen, was die Suizidrate der jüngeren Altersgruppe erhöht. Auch kann man davon ausgehen, dass einige Unfälle bei Kindern und Jugendlichen verschleierte Suizide sind (HOLTKAMP, HERPERTZ-DAHLMANN 2001).

Suizidversuche werden insgesamt häufiger von jungen als von alten Menschen und häufiger von Männern als von Frauen unternommen. Während insgesamt gesehen schätzungsweise ca. zehnmal mehr Suizidversuche als Suizide durchgeführt werden, sind in jüngeren Altersgruppen Versuche ungefähr 20-50mal so häufig wie vollendete Suizide (HOLTKAMP, HERPERTZDAHLMANN 2001). Rund 40% der Jugendlichen mit einem Suizidversuch unternehmen mindestens noch einen weiteren, meist ein bis zwei Jahre nach dem ersten Versuch. Bei einem geringen Prozentsatz kommt es zu ständigen Wiederholungen (ENGELAND 2001). Wichtig ist, dass die Tatsache, ob ein Suizidversuch tödlich endet oder nicht, noch keine Aussage über die Ernsthaftigkeit der Absicht zulässt (vgl. BECKER 2004). Gedanken an Tod und Suizid kommen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen relativ häufig vor. Sie treten in passagerer Form bei ca. 8% der Kinder und mindestens 20% der Jugendlichen auf (BECKER 2004). Gerade in der Pubertät setzen sich ca. 15-30% aller Jugendlichen mit den Fragen um Leben und Tod und besonders mit Suizid auseinander. Dies muss aber an sich noch kein Zeichen für eine konkrete Gefährdung sein (vgl. NEUHLAND 2004).

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