Lehrbuch der psychologischen Diagnostik: Mit Hinweisen zur Intervention

Lehrbuch der psychologischen Diagnostik: Mit Hinweisen zur Intervention

von: Hermann-Josef Fisseni

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 1997

ISBN: 9783801709822

Sprache: Deutsch

568 Seiten, Download: 2831 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Lehrbuch der psychologischen Diagnostik: Mit Hinweisen zur Intervention



13. Kapitel

Zwei diagnostische Grundaufgaben: Klassifikation und Selektion (S. 360-361)

Psychodiagnostik ist eine Methodologie, die darauf abzielt, praktische Probleme (in Einzelfallen) zu lösen - aufgrund psychologischen Wissens und psychologischer ,Techniken‘, wie sie in verschiedene Teildisziplinen bereitgestellt werden, beispielsweise in der Allgemeinen oder der Differentiellen Psychologie, in der Sozial- oder der Entwicklungspsychologie.
Die diagnostische Grundaufgabe, ,,praktische Probleme lösen zu helfen", läßt sich aufgliedern in unterschiedliche Teilaufgaben. Zwei davon sind Klassifikation und Selektion (vgl. Cronbach, 1964, 17).
Eine solche Ausgliederung läßt sich verständlich machen aus dem ethisch-sozialen Kontext der Diagnostik. In diesem Rahmen stehen sich Individuum und Gesellschaft gegenüber und sind aufeinander bezogen. Beide ,Partner‘ - der einzelne und die Gesellschaft - können einem Diagnostiker Aufgaben stellen:

1. Ein einzelner kann ihn bitten, ihm zu helfen, in der ,Bildungswelt‘ den ihm angemessenen ,Ort‘ zu erkennen. Beispielsweise kann ein Zehnjähriger Hilfe suchen bei der Wahl der ,richtigen’ weiterführenden Schule. - In Fragestellungen dieser Art sehen wir die Aufgabe angelegt, die als Klassifikation bestimmt wird. Klassifikation bezeichnet einen diagnostischen Prozeß, in dem ,,einer Person bestimmte sozial definierte (sozial konstruierte) Dispositionen zugeschrieben werden. Ziel der Persönlichkeitsdiagnostik ist es dann, die Berechtigung dieser Zuschreibung zu überpriifen" (Westmeyer, 1993, 508).

2. Eine Gruppe der ,Gesellschaft‘ kann einem Diagnostiker vorschlagen, ihr zu helfen, für eine vorgegebene ,Stelle‘, die ,geeignete‘ Person zu finden. Beispielsweise sei in einer Schule die Stelle des Rektors ausgeschrieben. Das verantwortliche Gremium suche Hilfe bei der Aufgabe, unter den zehn Bewerbern den ,am besten geeigneten‘ Lehrer zu entdecken. - In Fragestellungen dieser Art sehen wir die Aufgabe angelegt, die als Selektion beschrieben wird.

Selektion bezeichnet ,,einen gesellschaftlichen Sortiervorgang (Siebung). Die Auswahlkriterien sind kulturell bedingt und bestimmen damit die Art und Weise der sozialen Auslese. Aufgrund gemeinsamer Eigenschaften, Fä- higkeiten oder Merkmale bilden sich Gruppen, die die Auslese bewußt oder unbewußt beeinflussen" (Humboldt-Psychologie-Lexikon, 1990, 44). Wie zwischen einzelnem und Gesellschaft sowohl Spannung als auch Einvernehmen herrschen, so besteht analog zwischen Klassifikation und Selektion ein Verhältnis sowohl des Gegensatzes als auch der Ergänzung: dies sollen zwei Teilkapitel verdeutlichen:

- Klassifikation
- Selektion ...

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