Prävention von Mangelernährung in der Pflege - Forschungsergebnisse, Instrumente und Maßnahmen

Prävention von Mangelernährung in der Pflege - Forschungsergebnisse, Instrumente und Maßnahmen

von: Sabine Bartholomeyczik, Daniela Hardenacke

Schlütersche, 2010

ISBN: 9783842682726

Sprache: Deutsch

152 Seiten, Download: 1184 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Prävention von Mangelernährung in der Pflege - Forschungsergebnisse, Instrumente und Maßnahmen



8 Entscheidungsprozesse zur Anlage einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) in Einrichtungen der stationären Altenhilfe (S. 117-118)


Tina Quasdorf, Claudia Dinand


8.1 Einleitung


In Deutschland werden jährlich schätzungsweise 140 000 PEG-Sonden angelegt, etwa 65 % davon bei älteren Menschen. Grundlage für eine Indikations stellung ist eine unzureichende orale Nahrungsaufnahme und drohende oder manifeste Mangelernährung als Folge vielfältiger Krankheitsbilder (Schneider et al. 2007). Diese umfassen z. B. Tumoren des oberen Gastrointestinaltraktes, neurologische Krankheitsbilder wie amyotrophe Lateralsklerose, Apoplex und andere cerebrovaskuläre Erkrankungen so wie Krankheitsbilder der Geriatrie, hier insbesondere die Demenz (Hauser et al. 2004).

Die Methode der Gastrostomie ist seit ihrem ersten Einsatz in den 1980er Jahren durch Gauderer, Ponsky und Izant (1980) beständig weiterentwickelt worden und etablierte sich in den folgenden Jahren als Methode der Wahl zur Sicherstellung von enteraler Ernährung über lange Zeiträume. Gründe hierfür sind unter anderem die im Vergleich einfache Durchführung sowie die vergleichsweise niedrige Komplikationsrate im Zusammenhang mit der Prozedur (Gauderer 1999, Rabeneck et al. 1996).

Während Risiken und Komplikationen, die in direktem Zusammenhang mit der Anlage einer PEG-Sonde stehen, umfassend untersucht und beschrieben wurden, sind Langzeitfolgen ebenso wie der Nachweis des erwarteten Nutzens zum Teil nur unzureichend beschrieben (Rabeneck et al. 1996).

Insbesondere für die Patientengruppe mit demenziellen Erkrankungen erscheint der Nutzen einer enteralen Ernährung durch eine Ernährungssonde fraglich. Zahlreiche Studien widerlegen den Nutzen oder aber können einen solchen in Bezug auf Parameter wie die Überlebenszeit, den funktionalen Status, den Ernährungszustand sowie für die Vermeidung von Aspirationspneumonien und Dekubitalgeschwüren oder eine Verbesserung der Lebensqualität zumindest nicht nachweisen (Gillick 2000, Li 2002, Meier et al. 2001, Murphy & Lipman 2003).

Des Weiteren werden negative Auswirkungen auf psychologische und soziale Aspekte, wie die Veränderung von Lebensgewohnheiten, von sozialen Kontakten, des Körperbilds sowie der Verlust des Genusses von Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme oder die Notwendigkeit freiheitseinschränkender Maßnahmen als Folge der Anlage diskutiert (Brotherton & Lyons 2006, Gillick 2000; Liley & Manthorpe 2003, Rickman 1998).

Infolgedessen wird gefordert, dass der Entscheidung für oder gegen das Anlegen einer PEG-Sonde ein Prozess des sorgfältigen Abwägens von Nutzen und Risiken im Einzelfall vorangeht. Über den praktischen Verlauf des Entscheidungsprozesses zur Einleitung einer künstlichen enteralen Ernährungsbehandlung mithilfe einer PEG liegen bisher sowohl für den akutstationären Bereich als auch für stationäre Pflegeeinrichtungen in Deutschland kaum systematische Erkenntnisse vor.
Nach Sichtung internationaler Literatur lassen sich ethisch-rechtliche und kommunikationsbezogene Problemfelder solcher Entscheidungsprozesse identifizieren.

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