Aufmerksamkeitsstörungen

Aufmerksamkeitsstörungen

von: Walter Sturm

Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG, 2005

ISBN: 9783840917493

Sprache: Deutsch

120 Seiten, Download: 6019 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Aufmerksamkeitsstörungen



5 Therapiemethoden und Evaluation (S. 67-68)

5.1 Metaanalysen zur Effizienz von Aufmerksamkeitstherapie

In Kap. 5.2 und 5.3 werden ausschließlich solche Therapieverfahren und -methoden dargestellt, deren Effizienz in kontrollierten Studien überprüft wurde. Eine erste kritische Übersicht über die Wirksamkeit computergestützter Therapieprogramme („Does computerized cognitive rehabilitation work? A review") wurde 1990 von Robertson veröffentlicht. Er kam zu dem Ergebnis, dass computergestütztes Training im Bereich visuoperzeptiver Störungen und bei Gedächtnisbeeinträchtigungen keine Wirksamkeit zeigt. Auch die Effizienz von Computerprogrammen bei der Sprachtherapie wurde pessimistisch eingeschätzt, obwohl die Wirksamkeit für einige wenige hochspezifische Sprachprobleme nachgewiesen werden konnte. Eine positive Einschätzung erhielt jedoch computergestütztes Training von Aufmerksamkeitsfunktionen, obwohl auch hier einige Studien negative Ergebnisse erzielten.

Eine erste Metananalyse nach den Kriterien evidenzbasierter kognitiver Rehabilitation wurde von Cicerone und Mitarbeitern (2000) veröffentlicht. Im Bereich „Aufmerksamkeitstherapie" wurden 13 kontrollierte Studien analysiert. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Studien die Effektivität von spezifischem Aufmerksamkeitstraining über Effekte nichtspezifischer kognitiver Stimulation hinaus sowohl für Patien ten nach Schädel-Hirntrauma als auch für Schlaganfallpatienten belegen. Die Therapie sollte ein Training in verschiedenen sensorischen Modalitäten und verschiedenen Komplexitätsstufen umfassen. Eine Einbeziehung des Therapeuten zur Überwachung des Trainingsfortschritts mit Rückmeldung an den Patienten und zum Einüben bestimmter Strategien wird empfohlen.

Diese positive Einschätzung der Effizienz gilt aber nur für die postakute, chronische Phase der Erkrankung. Es besteht demgegenüber nur eine ungenügende Evidenz für die Wirksamkeit von Aufmerksamkeitstherapie in der frühen Phase der Rehabilitation, da diese kaum von Effekten der Spontanremission zu trennen ist. Eine Beurteilung wurde durch den Umstand erschwert, dass es keine Studien für diesen Abschnitt der Rehabilitation gibt, welche einen direkten Vergleich zwischen behandelten und unbehandelten Patienten erlauben.

Park und Ingles führten 2001 eine weitere Metaanalyse über 30 Aufmerksamkeits- Therapiestudien mit insgesamt 359 Patienten durch. Die Ergebnisse zeigten, dass die Aufmerksamkeitsleistungen bei Studien mit einfachem prä-post-Design nach der Therapie signifikant besser wurden, dass bei Studien mit Einschluss einer Kontrollbedingung jedoch oft kein Unterschied zwischen Kontroll- und Therapiebedingung nachzuweisen war. Die Autoren stellen die Hypothese auf, dass der beste Therapieerfolg dann erzielt wird, wenn Training und Testmethode sich zumindest in einigen Aspekten ähnlich sind (z. B. dem gleichen Paradigma folgen), was aber weniger auf einen Trainingserfolg, sondern eher auf „triviale" Übungseffekte hinweist. Sie unterscheiden auch bei Therapieprogrammen zwischen automatisierten (bei Patienten meist gut erhaltenen) und oft deutlich beeinträchtigten kontrollierten Prozessen bei der erneuten Einübung kognitiver Fähigkeiten. Die Aufgabe des Therapeuten sollte es sein, solche Trainingsprogramme zu entwickeln und anzuwenden, die zumindest in der Anfangsphase der Therapie kontrollierte Prozesse möglichst reduzieren und auf automatisierte Prozesse zurückgreifen.

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