Reise Know-How KulturSchock Laos

Reise Know-How KulturSchock Laos

von: Michael Schultze

Reise Know-How Verlag Peter Rump GmbH , 2012

ISBN: 9783956905292

Sprache: Deutsch

242 Seiten, Download: 13642 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

eBook anfordern

Mehr zum Inhalt

Reise Know-How KulturSchock Laos



FAMILIE UND GESCHLECHTERROLLEN (S. 115-117)

Die Großfamilie

Die meisten Menschen in Laos leben in Großfamilien, oft drei bis vier Generationen in einem Haushalt. Die Familie ist der Kristallisationspunkt der Gesellschaft, der Lebensmittelpunkt der Menschen und meist – speziell auf dem Lande – auch eine in sich geschlossene Wirtschaftseinheit. Den Bestand der Familie gilt es zu sichern und gegen negative Einflüsse von außen zu schützen, wobei in vielen armen Gegenden der tägliche Kampf ums Überleben im Vordergrund steht. Wo die Bedingungen besser sind, geht es darum, den Wohlstand der Familie zu mehren. Innerhalb der Familie sind fester Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung geradezu Verpflichtung. Nicht selten reden sich die Gemüter heiß über diesen oder jenen Verwandten und seine Unvollkommenheiten und Fehler. Doch kommt es zur Nagelprobe, beweist sich allzu oft, dass Blut dicker ist als Wasser und dem eben noch gescholtenen Familienmitglied gegen Einwirkungen von außen bedingungslos beigestanden wird.

Aber wie überall sind die Menschen unterschiedlich. Es gibt aktive und weniger aktive, initiativreiche und weniger initiativreiche, erfinderische und weniger erfinderische Zeitgenossen. Und für viele der sich Abrackernden und bescheiden Erfolgreichen kann die Familie auch schnell zur Bürde werden, wenn sich nämlich die weniger Arbeitsamen in der familiären sozialen Hängematte rekeln und die traditionelle innerfamiliäre Solidarität weidlich ausnutzen. Familiendramen sind keine Seltenheit und keineswegs auf die ärmeren Schichten begrenzt, denn auch hier gilt ein wohl allgemein menschlicher Grundsatz: Je mehr zu verteilen ist, desto höher das Konfliktpotenzial und desto größer die Kampfbereitschaft.

Ungefähr 900.000 Haushalte werden im Land gezählt. Wesentlichen Einfluss auf die Größe der Familie hat natürlich die Zahl der Kinder und die ist in Laos üppig. Im Schnitt kommen fünf Kinder auf eine Familie, aber auch die doppelte Kinderzahl ist keine Seltenheit. Keine Ein-Kind-Politik, keine rasche Senkung des enormen Bevölkerungswachstums von 2,8 Prozent ist von der Regierung verordnet. Dennoch beginnen auch in Laos Geburtenkontrolle und Familienplanung Einzug zu halten. Zum einen sind natürlich die gesundheitlichen Belastungen für die Frauen immens. Zum anderen sorgt eine verbesserte Gesundheitsversorgung, inklusive flächendeckender Impfprogramme gegen die wichtigsten Kinderkrankheiten,für höhere Überlebenschancen der Kinder, was ohne Geburtenrückgang das Bevölkerungswachstum weiter beschleunigen würde.

Generell ist die laotische Führung zwar angesichts der um vieles zahlreicheren Nachbarn – 1,2 Milliarden Chinesen, 41 Millionen davon in der Grenzprovinz Yunnan, 80 Millionen Vietnamesen, 60 Millionen Thailänder – nicht böse wegen der Zunahme der Einwohner im dünn besiedelten Laos, doch werden auch die damit verbundenen Probleme und Belastungen deutlich: Guter Ackerboden wird in einigen Gegenden knapp, Bildung und Gesundheit haben Mühe, mit den wachsenden Menschenmassen fertig zu werden und die Wirtschaft wächst bei weitem nicht rasch genug, um ausreichend Arbeitsplätze zu bieten. Dennoch ist für die meisten Familien eine große Kinderzahl durchaus wünschenswert. Sie sind willkommene Arbeitskräfte in der Familienwirtschaft und für die Alten die weitgehend einzige Form der Altersversorgung.

Wer kinderlos bleibt, gilt als bemitleidenswert. Nicht selten kommt es deshalb vor, dass kinderlose Paare von den mit reichlich Kindersegen bescherten Verwandten einige Kinder „abbekommen", die sie anstelle eigener Kinder aufziehen. Auch Adoptionen von Kindern sehr armer Familien sind keine Seltenheit.

Lediglich in den großen Städten beginnen sich allmählich und meist notgedrungen auch Zwei-Generationen-Familien zu bilden, was von den Betreffenden selbst allerdings meist als unpraktisch angesehen wird. Schließlich sind es in der Regel die Großeltern, die auf die Kleinkinder aufpassen, wenn die Eltern ihrem Broterwerb nachgehen. Auch ist in der Großfamilie stets jemand zu Hause, was nicht nur für Besucher angenehm ist, sondern auch ungebetene Gäste wie Diebe und Einbrecher fern hält.

Kategorien

Service

Info/Kontakt