Wolfgang Amadeus Mozart

Wolfgang Amadeus Mozart

von: Gernot Gruber

C.H.Beck, 2005

ISBN: 9783406508769

Sprache: Deutsch

145 Seiten, Download: 1015 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Wolfgang Amadeus Mozart



3. Italienerlebnis, Karrierewünsche und die Pubertät (S. 36-37)

Noch nicht ganz 14 Jahre alt, brach Mozart mit seinem Vater nach Italien auf. Der Wunsch, eine möglichst strahlende, also höfische Musikerkarriere vorzubereiten, erfüllte beide. Wie sich peu à peu zeigen soll, wird Wolfgang nun ein anderer, eben ein pubertierender Jüngling, der seine amüsanten Verselbständigungsspiele treibt und der sein großes Emanzipationsproblem – bei seiner Vorgeschichte als Kind kaum verwunderlich – im Verhältnis zum Vater erspürt, erkennt, aber kaum je direkt anspricht. All das weckt in uns Assoziationen. Die pubertären Nöte kennt jeder, wenn auch freilich wenige sie in der Art erlebt haben wie Mozart. Sein Wunsch, sich beruflich durchzusetzen, ist allzu menschlich, allerdings erstaunen Intensität und zunehmende Unruhe, die ihn dabei erfüllten. Italienreisen und Italiensehnsucht sind uns aus den Biographien von Künstlern und Gelehrten des 18. und 19. Jahrhunderts her geläufig; wir denken besonders an Maler, aber auch an Literaten und Dichter von Johann Joachim Winckelmann über Goethe bis hin zu Joseph Eichendorff. Seltener werden einem in diesem Zusammenhang Musiker in den Sinn kommen.

Dies aber durchaus zu Unrecht. Erinnert sei daran, daß Italien seit dem späten 16. Jahrhundert das Musikland par excellence war. Oper und Oratorium, der affektuöse melodische Stil und die Generalbaßpraxis und alle nachfolgenden musikalischen Neuerungen des 17. und früheren 18. Jahrhunderts entstanden in Italien. Komponisten wie Palestrina in Rom, Giovanni Gabrieli und Claudio Monteverdi in Venedig waren überaus attraktive Adressen für junge Musiker aus verschiedenen Teilen Europas, so auch aus Deutschland. Bereits Heinrich Schütz studierte in Venedig, doch vor allem für angehende Opernkomponisten war es ein Muß, die italienische Kompositions- und Musiktheater-Praxis vor Ort kennen zu lernen und sich möglichst in Italien selbst einen Namen zu machen. Georg Friedrich Händel etwa wurde nicht als deutscher Komponist, sondern als ein Komponist italienischer Opern nach London berufen. Voraussetzung für seine Karriere waren Erfolge, weniger im nahe gelegenen Hamburg als in Italien. Bei vielen deutschen Musikern neben und nach ihm verhielt es sich ähnlich. Das Drängen Leopold Mozarts, seinen Sohn zur rechten Zeit nach Italien zu führen, ist also sehr gut nachzuvollziehen. Aber die «rechte Zeit» war auch eine sehr schwierige Zeit in der Entwicklung Wolfgangs. Ein Vierzehnjähriger kann nicht wie ein Siebenjähriger als Wunderkind faszinieren. Andererseits wurde die Erwartung an ihn herangetragen, ein Jüngling solle sich erst einmal musikalische Grundlagen erwerben, eventuell sich in solider, traditioneller Satzweise bei Kirchenkompositionen bewähren; um eine Oper zu schreiben, sei er jedoch noch zu unreif und auch nicht imstande, sich im Theaterbetrieb durchsetzen zu können. Gegen solche selbstverständlichen Vorurteile galt es anzukämpfen. Einiges Selbstbewußtsein durften Vater und Sohn angesichts der bisherigen Entfaltung von Wolfgangs Kompositionskunst schon besitzen, hatte er doch bereits Opern, Oratorien, Sinfonien und große kirchenmusikalische Werke vorzuweisen. Davon wußte allerdings kein Italiener.

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