Stottern bei Kindern und Jugendlichen - Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie

Stottern bei Kindern und Jugendlichen - Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie

von: Claudia Ochsenkühn, Monika Maria Thiel

Springer-Verlag, 2006

ISBN: 9783540264149

Sprache: Deutsch

264 Seiten, Download: 12604 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Stottern bei Kindern und Jugendlichen - Bausteine einer mehrdimensionalen Therapie



Kapitel 4 · Befunderhebung (S. 58-59)

Die Diagnostik des kindlichen Stotterns ist im Wesentlichen ein beschreibendes Verfahren, das die Aufgabe hat, die Störung durch qualitative und quantitative Kriterien zu erfassen. Neben der genauen Beschreibung der hör- und sichtbaren Symptomatik geht es vor allem darum zu erfassen, was das Kind beschäftigt und belastet und welche Faktoren den Rede. uss positiv wie negativ beein. ussen. Es gibt keine standardisierten Tests, die eine umfassende Aussage über das Stotter-Syndrom treffen könnten, da das Störungsbild zu komplex ist und zu vielen beeinflussenden Faktoren unterliegt. Für ein individuell zugeschnittenes Therapieprogramm müssen daher alle möglicherweise auf das Stottern einwirkenden Parameter überprüft und auf ihre Relevanz für das Kind untersucht werden. Im folgenden Kapitel werden der Befundbogen sowie die einzelnen Untersuchungsparameter dargestellt und ihre Beziehung zur Therapie verdeutlicht. Die Beschreibung der z. T. unterschiedlichen Vorgehensweisen bei Vorschul- und Schulkindern und evtl. auftretender Schwierigkeiten bei der Durchführung unterstützen die am Einzelfall orientierte Diagnostik. Eine Aufstellung differenzialdiagnostischer Hinweise auf Poltern erleichtert die Auswertung der Befunderhebung sowie die Therapieplanung.

4.1 Erstdiagnostik als Grundlage der Therapieplanung

Stottern ist stets eine die gesamte Kommunikation betreffende Störung. Sie steht immer mit anderen, sich gegenseitig beeinfl ussenden Bereichen in enger Verbindung.

> Beachte
Auffälligkeiten des Rede. usses müssen mit der Sprachentwicklung , der psychosozialen und der kognitiven Entwicklung sowie mit situativen Besonderheiten in Beziehung gesetzt werden.

Erstellen eines Störungsprofils. Die Analyse der Stottersymptomatik und ihrer Begleitstörungen dient weiterhin der Differenzialdiagnose innerhalb des Syndroms sowie der Abgrenzung zu anderen Störungsgebieten. Aus der Kombination eigener Beobachtungen und anamnestischer Daten entsteht ein Pro. l der Störung und begleitender Auffälligkeiten. Die Therapeutin entwickelt auf der Basis des erstellten Pro. ls zunächst Hypothesen über beein. ussende Faktoren (vgl. Kap. 2.2.2 »Modelle zum Zusammenwirken der verschiedenen Faktoren «). Diese müssen im Rahmen der Arbeit mit dem Kind und den Eltern kritisch mit den Methoden der Verlaufsdiagnostik überprüft und ggf. korrigiert werden.

4.2 Arbeitsprinzipien

Die Untersuchung wird von verschiedenen therapeutischen Überlegungen maßgeblich beein. usst. Sie werden im Folgenden kurz erläutert, und ihre Auswirkungen auf die Durchführung der Untersuchung und auf die Gestaltung der therapeutischen Beziehung wird diskutiert.

4.2.1 Ressourcenorientierte Diagnostik und Therapie

Der Untersucher nimmt sich normalerweise viel Zeit, um herauszu. nden, was das Kind nicht kann, und warum dies so ist. Die Stärken des Kindes bleiben dabei oft unbeachtet. Dadurch wird dem Kind häufig ungewollt vermittelt, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Auch die Eltern nehmen die De. zite ihres Kindes nach der Diagnostik oft verstärkt wahr.

Der Blick auf die Stärken. Die ressourcenorientierte Vorgehensweise ist zunächst vor allem eine Frage der therapeutischen Einstel lung. Ist der Untersucher bereit, sich die Zeit zu nehmen, seinen Patienten außerhalb seiner Störung wahrzunehmen, eröffnet sich ihm ein großer Spielraum bezüglich des Kontaktes, der Therapieplanung und der Durchführung. Der Kontakt wird durch die Begegnung zweier Menschen belebt, die beide Fähigkeiten und De. zite mit sich bringen. Den Eltern wird es dadurch oft ermöglicht, ihr Kind zunehmend wieder als Ganzes wahrzunehmen. Nicht als »Stotterer «, sondern als ihr Kind, das zwar stottert, daneben aber noch viele andere Eigenschaften besitzt. Die Eltern-Kind-Beziehung erfährt dadurch meist eine große Entlastung, Stressoren können reduziert werden (vgl. Thiel 2000, S. 127).

Stärken im Erstkontakt herausfinden. Schwierige Therapieinhalte werden, ausgehend von den Stärken des Kindes, erarbeitet. Daher wird bereits im Erstkontakt gezielt nach den Stärken des Kindes, der Eltern und den positiven Elementen der Eltern-Kind-Beziehung gesucht. Sowohl eigene Eindrücke (vgl. Kap. 10.2, Abschnitt »Psychische Ebene«) als auch die Sichtweise der Eltern und ggf. die Eigenwahrnehmung des Kindes spielen dabei eine Rolle. Bei der Besprechung des Befundes und der anschließenden Therapieplanung . nden Fähigkeiten und De. zite des Kindes gleichermaßen Beachtung (vgl. Kap. 4.7 »Beratungsgespräch nach Anamnese und Diagnostik«).

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