Wohin dein Herz dich schlägt - Geschichten vom Entlieben und Verlieben

Wohin dein Herz dich schlägt - Geschichten vom Entlieben und Verlieben

von: Edith Schreiber-Wicke, Cora Gofferjé, Martina Sahler, Barbara Bollwahn, Michaela Hanauer, Lene März, Sabine Both, Gwyneth Minte, Ilke S. Prick, Sibel Susann Teoman, Chantal Schreiber

Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH, 2010

ISBN: 9783522650175

Sprache: Deutsch

288 Seiten, Download: 222 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Wohin dein Herz dich schlägt - Geschichten vom Entlieben und Verlieben



Ferien ohne ihn (S. 6-7)

Als Edina zum blitzblauen Sommerhimmel aufschaute, formierte sich eine der kleinen weißen Schönwetterwolken eben zu einem ganz eindeutigen Umriss. Vom Kosmos extra für sie ins Blau gestellt, um sie an ihre Schwachstelle zu erinnern. Klare Sache. So ging das dauernd in letzter Zeit. Es gab ihr an symbolisch entsprechender Stelle einen Stich. Sie blieb stehen und starrte zum Himmel. Eine Frau mit einem dicken weißen Hund blieb neben ihr stehen und wollte sehen, was es zu sehen gab. Der Hund schnaufte hörbar. Die unerforschlichen Gesetze der Stratosphäre hatten mittlerweile die klar definierte Herzform in eine fransige Sache ohne emotionale Nebenwirkungen aufgelöst. Die Frau mit dem dicken weißen Hund warf Edina einen irritierten Blick zu.

Dann schaute sie diskret in die Runde, offenbar um festzustellen, ob irgendwo eine versteckte Kamera lauerte, die vorhatte, sie öffentlichem Spott preiszugeben. Noch ein letzter prüfender Blick zum Himmel, dann ging sie rasch weiter. Das Schnaufen des kleinen Hundes wurde ein Keuchen, als er versuchte, mit ihr Schritt zu halten. Herzprobleme, verursacht durch Fettleibigkeit, dachte Edina ganz automatisch. Das nächste Herz kam Edina direkt entgegen.

Es prangte auf einem mikroskopisch kleinen weißen Tanktop, das knapp unter den sich deutlich abzeichnenden Brüsten endete und ein weitläufiges Bauchgebiet mit eingebettetem Nabel freigab. Gegen die bin ich Giselle Bündchen, dachte Edina. Oder wer immer das derzeit angesagteste Model ist. Sie beneidete die Nabelfreie um ihre Unbekümmertheit. Die schwitzte ganz bestimmt nicht. So wie sie selbst mit ihrer klassischen Baumwollbluse, die unter Rockbund und Gürtel an ihrer Haut klebte. Gregors Kritik hatte sich in ihr Selbstbewusstsein dauerhaft eingemeißelt.

Also das kannst du dir nun wirklich nicht leisten. Ich finde deinen Babyspeck ja irgendwie niedlich, aber völlig ungeeignet für nabelfrei. Seine kritischen Blicke hatten ihr sogar Bikinis verleidet. »Du möchtest einen – was?« Fassungslose mütterliche Frage. »Einen einteiligen Badeanzug? Du bist sechzehn und hast eine supersüße Figur!« Gab es eigentlich so etwas wie eine objektive Mutter? »Das ist irgendwie …« Ja, was denn eigentlich? Wie sollte sie ihrer Mutter erklären, dass sie sich dick fühlte? »… viel praktischer beim Sport.« »Ich habe eine praktische Tochter«, hatte ihre Mutter gemurmelt, als handelte es sich dabei um eine Behinderung, die sie zur Kenntnis nehmen musste, aber für die sie auf keinen Fall die genetische Verantwortung übernehmen wollte.

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