Grundlagen der Produktion - Produktionsplanung und Beschaffungsmanagement
von: Ralf Berning
Cornelsen Verlag Scriptor, 2001
ISBN: 9783464495131
Sprache: Deutsch
193 Seiten, Download: 4488 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
4.1 Aufgaben und Organisation des Beschaffungsmanagements (S. 97)
Vor dem Hintergrund grundlegender Veränderungen der Absatz- und Beschaffungsmärkte in den letzten Jahrzehnten hat sich die Rolle der Beschaffungsfunktion in Produktionsunternehmen tief greifend gewandelt. Heute trifft Folgendes zu:
• Hohes Innovationstempo und kürzere Markt- und Amortisationszyklen
• Große Produktvielfalt und hohe Kapitalintensität in F&E und Produktion
• Flexibilität und Zeit als Wettbewerbsfaktoren
• Verringerung der Fertigungstiefe
• Internationalisierung der Märkte
• Kostendruck
Die Internationalisierung der Märkte ist eine Entwicklung, die vom technischen Fortschritt und insbesondere durch die modernen Kommunikations- und Transporttechniken getragen und beschleunigt wird. Die Kapitalintensität der Entwicklung und Herstellung moderner Produkte erfordert in Verbindung mit ihrer schnellen Veralterung (kurze Marktzyklen) eine schnelle Amortisation des investierten Kapitals und damit große – sprich internationale – Märkte. Internationale Absatzmärkte bedingen aber auch internationale Beschaffungsmärkte.
Deshalb sichern weltweit operierende Unternehmen ihre Auslandsumsätze gezielt durch Beschaffungs- und Produktionsaktivitäten in den Absatzländern ab und begreifen sich als internationale Unternehmen. Die starke internationale Verflechtung führt unweigerlich zu einem erhöhten Kostendruck auf die Produktionsstandorte in den Industrieländern, da in zahlreichen Ländern der Welt günstigere Standortkosten (Löhne, Steuern, Maschinenlaufzeiten) gegeben sind. Durch den Wegfall politischer Grenzen und die Schaffung von Freihandelszonen verschärft sich diese Situation weiter.
Die Kostenunterschiede müssen durch eine höhere Produktivität der gesamten Wertschöpfungskette ausgeglichen werden. Eine Opti- mierung nur eines einzelnen Produktionsbetriebes, also nur eines einzelnen Gliedes in der Wertschöpfungskette, kann dabei nicht ausreichen, vor allem wenn dieser nur einen relativ geringen Anteil an der gesamten Wertschöpfung hat.
An die Beschaffungsfunktion werden völlig neue Anforderungen gestellt. Sie muss die Arbeitsteilung mit den Lieferanten wirtschaftlich gestalten und dabei weit über ihren traditionell eher administrativen Charakter hinauswachsen.