Schulen gehen in die Öffentlichkeit

Schulen gehen in die Öffentlichkeit

von: Corinna E. A. Schütt

Viola Falkenberg Verlag, 2006

ISBN: 9783937822020

Sprache: Deutsch

219 Seiten, Download: 1092 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Schulen gehen in die Öffentlichkeit



Schulen müssen sich öffnen, um zu bestehen (S. 11-12)

Das Thema Bildung steht mehr denn je im Vordergrund des Interesses. Damit geraten auch die Schulen stärker in die Öffentlichkeit. Eine Bildungsdiskussion, die zuvor eher in Fachkreisen geführt wurde, wird publik: Politiker, Bildungsexperten, Wirtschaftsweise und Arbeitgebervertreter reden ebenso mit wie Eltern und Schüler. Alle sorgen sich um die Zukunft der Schulen, der Schülerinnen und Schüler; die Vehemenz und Tragweite der Debatte überfordert viele. Schulleitungen und Lehrkräfte sehen sich in ständiger Verteidigungsposition: Im Wochenmagazin „Focus" erschien im Mai 2005 die Schlagzeile: „Was Lehrer an Eltern hassen – und umgekehrt!" (Plewnia et al., 2005). Wenige Monate später schrieb die Wochenzeitung „Die Zeit" unter dem Titel „Ein deutscher Klassenkampf" über die verhärteten Fronten zwischen Eltern und Lehrern (Spiewak, 2005). Und es erschien im November „Das Lehrerhasser-Buch. Eine Mutter rechnet ab" (Kühn, 2005). Der scharfe Ton und die Aufmerksamkeit der Medien spiegeln kommunikative Defizite wieder, die neue Lösungsansätze für und von Schulen erfordern.

Die Tendenz zu mehr Liberalisierung und Individualisierung der Gesellschaft macht vor den Schulen nicht halt. Bisher staatliche Unternehmen, wie Post und Bahn, werden privatisiert, die Gehälter der Vorstände öffentlich diskutiert und Programme zur Kundenbindung und für mehr Bürgernähe an Ämtern und Behörden eingeführt. Diese Entwicklungen haben Folgen für die Schulen. Die Erwartungen an die Darstellung von Schulprogrammen bei den Zielgruppen der Schulen steigen, bei den Eltern ebenso wie bei Unternehmen und Hochschulen. Schulen brauchen für ihre Außendarstellung also mehr Öffentlichkeitsarbeit – und mehr Wissen darüber, wie sie funktioniert. Fehlt in Krisensituationen die Übung im Umgang mit Journalisten, dann gerät dies schnell zum Nachteil. Auch die Bedeutung der internen Öffentlichkeitsarbeit nimmt zu. Denn nur, wenn sich die Lehrkräfte, die Schülerinnen und Schüler mit „ihrer" Schule identifizieren, erfahren Eltern und die Öffentlichkeit nachhaltig von dem positiven Klima dort.

Kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit kann sogar langfristige Krisen abfedern: Denn die Öffentlichkeit unterstützt durch Wohlwollen – und oft auch mit Geld – jene, die authentisch und glaubwürdig erscheinen. Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht es – unter Beachtung der Rahmenbedingungen – den Schulalltag aktiv und in größtmöglicher Freiheit zu gestalten. Das bedeutet, intern alle Beteiligten zu integrieren und zu motivieren, durch gute Arbeit extern das Image und die Meinung über die Schule zu beeinflussen und so deren Existenz zu sichern. Denn eine Schule, die erfolgreich sein will – an der sich also genügend Schüler anmelden, die ein gutes Schulklima hat, akzeptiert und gut ausgestattet ist – braucht öffentliche Resonanz und Anteilnahme, also aktive Öffentlichkeitsarbeit. Wird diese von innen heraus gestaltet und auf Dauer angelegt, zeigt sich ihre volle Wirkung.

Diese Wirkung ist unabhängig von der Schulform. Das zeigen Vorund Grundschulen, die ihre interne Schulentwicklung mit externer Öffentlichkeitsarbeit verknüpft haben, ebenso wie erfolgreiche private Internate. Haupt- und Realschulen, Gymnasien und berufsbildende Schulen müssen sich mit dem Thema ebenso auseinandersetzen wie integrative Schulformen. Der Vorsprung der privat finanzierten Schulen, die sich von jeher nur durch eigene Anstrengungen und aktive Öffentlichkeitsarbeit finanzieren konnten, wird kleiner. Das Thema Public Relations geht heute alle Schulen an. Schließlich ist schon das Wesen der Schule, das Lehren und Lernen, Kommunikation pur und damit bereits zu einem großen Teil Öffentlichkeitsarbeit.

Mehr denn je wird über Lernprozesse, Frühförderung und Schulentwicklung diskutiert – und das nicht erst seit den PISA-Studien. Jeder, der einen Internetanschluss hat, kann an der Diskussion teilnehmen. Eltern und Schüler beteiligen sich daran häufiger als Pädagogen dies wahrhaben wollen. Fühlen Eltern und Schüler sich von der Schule unverstanden, prägen sie den Ton der Diskussion.

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