Die Milchfalle

Die Milchfalle

von: Klaus Oberbeil

Herbig, 2006

ISBN: 9783776624946

Sprache: Deutsch

173 Seiten, Download: 985 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Die Milchfalle



1 Von Natur aus ist unser Darm auf Milch eingestellt (S.55)

Rund zwei Drittel aller Zeitgenossen leiden – zeitweise oder ständig, mehr oder weniger – an einer Unverträglichkeit von Milchzucker, der so genannten Laktose. Die ist aber eigentlich gar keine Krankheit, sondern eine ganz natürliche Begleiterscheinung des Lebens, die sich freilich auf ebenso natürliche Weise vermeiden lässt. Auf keinen Fall ist Laktoseintoleranz ein Makel, mit dem man sich für den Rest seines Lebens herumschlagen muss.

Wenn ein Baby zur Welt kommt, braucht es viel Milch, die reich an knochenbildendem Kalzium und ebenso reich an Milchzucker ist, der für sämtliche Stoffwechselvorgänge in dem rasch wachsenden Kleinkind benötigt wird. Milchzucker wird ja von den Babydarmzellen zu Glukose abgebaut, die ins Blut gelangt, wo sie fortan als Blutzucker bezeichnet wird. Dieser Blutzucker ist vor allem als Nerven- und Gehirnnahrung äußerst wichtig, er befeuert das Wachstum des kindlichen Gehirns. Deshalb produzieren werdende und stillende Mütter in ihrer Hirnanhangsdrüse viel von dem Hormon Prolaktin.

Dieses Eiweißmolekül ist zunächst einmal ein Sexkiller, er hemmt Libido und Orgasmusfähigkeit – die körperliche Liebe steht für die Natur verständlicherweise in diesen Monaten nicht an erster Stelle. Das Prolaktin stimuliert aber vor allem die Sekretion der Muttermilch aus den Brustdrüsen. Das Baby saugt Milch mit viel Milchzucker und entwickelt sich auf diese Weise prächtig. Bei sämtlichen Säugetieren verhält es sich ganz genauso, egal, ob es das Kalb einer Milchkuh ist, ein Löwenbaby, ein Waljunges oder der Frischling eines Wildschweins.

Ohne Milchzucker produziert der Darm keine Laktase

Mit der Zeit, nach ein paar Wochen oder Monaten, produzieren die Muttertiere dann immer weniger Milch, gleichzeitig gewöhnen sie ihren Nachwuchs an anderes Futter, z. B. an saftiges Wiesengras oder an das Fleisch von Beutetieren. Als Folge davon bauen die Darmzellen der Jungtiere die Fähigkeit ab, Laktase zu synthetisieren, jenes Enzym, das Milchzucker zu Glukose abbaut. Die Natur sagt sich: Wenn dieses kleine Löwenkind sowieso keine Muttermilch mehr trinkt, braucht es auch keine Laktase mehr.

Es wäre sinnlos, über Jahre hinweg ein Enzym zu synthetisieren, das überhaupt nicht benötigt wird. Dieser Mechanismus ist bereits genetisch in Wildtiere einprogrammiert. Und übrigens auch in uns Menschen, denn wir waren viel früher ja auch einmal Wildtiere. Vor langer, langer Zeit, als unsere Vorfahren noch Affen waren. In manchen Zoos werden Säugetierkinder über eine lange Zeit hinweg mit Milch aufgezogen, viel länger als es ihrem genetischen Programm entspricht. Diese Tiere haben überhaupt kein Problem mit Milchzucker. Denn solange es Milch im Saugfläschchen oder im Fressnapf gibt, stellen sich ihre Darmschleimhautzellen darauf ein und produzieren fleißig die für die Verdauung notwendige Laktase.

Bei uns Menschen verhält es sich ganz genauso. Solange wir als Kinder, Heranwachsende oder auch als Erwachsene regelmäßig Sahne, Milch, Käse oder andere Milchprodukte zu uns nehmen, so lange stellen die Zellen unserer Darmschleimhaut Laktase her. Wenn wir aber irgendwann umsteigen auf andere Lieblingsspeisen, wie Hamburger, Chicken Wings, Schinken-Sandwiches oder Ölsardinen, sinkt die Laktase-Produktion ab. Dann vertragen wir immer weniger Milchprodukte.

Enzyme werden nur auf Nachfrage hergestellt

Wir sind also auf einer Party und greifen zu den aufgespießten kleinen Emmentaler-Käsewürfeln mit den Weintrauben. Je nachdem, was wir vorher, gleichzeitig oder hinterher gegessen haben oder essen, erreicht der in dem Käse enthaltene Milchzucker, die Laktose, irgendwann den Dünndarm.

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