Geschichte Afrikas

Geschichte Afrikas

von: Franz Ansprenger

C.H.Beck, 2002

ISBN: 9783406479892

Sprache: Deutsch

129 Seiten, Download: 641 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Geschichte Afrikas



                                      I. Heimat der Menschenarten –
                         oder: Der Große Sprung von Olduvai Gorge
                                                     nach Gizeh


Der Anfang der Geschichte? Vorgeschichte? Archäologie? Paläoanthropologie? Erdgeschichte? Die Grenzen zwischen den wissenschaftlichen Fächern verschwimmen. Wenn wir nach europäischem Vorverständnis als Geschichte nur anerkennen, was in schriftlichen Quellen überliefert ist, folglich die Geschichtsschreibung und Geschichtswissenschaft (zumindest in der Hauptsache) auf solchen Schriftquellen beruhen muss, und wenn wir alle Kenntnisse, die sich vornehmlich aus Bodenfunden ergeben, der Vorgeschichte zuordnen – dann haben die meisten Länder Afrikas in der Tat nur eine kurze Geschichte von wenigen Jahrhunderten, überdies eine im wesentlichen durch fremde Augen gesehene Geschichte, eine von fremder (arabischer, europäischer) Hand fixierte Geschichtsschreibung.

Dem steht die hohe Wahrscheinlichkeit entgegen, dass alle Menschen, die heute die Erde bevölkern, aus Afrika stammen. Wir haben uns seit längerer Zeit daran gewöhnt, dass Afrikas Boden die ältesten Fossilien der zoologischen Familie preisgibt, die wir im stolzen Bewusstsein, uns von Tieren inklusive den Menschenaffen zu unterscheiden, Hominiden nennen. Jetzt rechnen – besser: schätzen oder spekulieren – wir nicht mehr in Jahrhunderten, sondern in Jahrmillionen. Ob der zuerst 1924 in Südafrika entdeckte Australopithecus africanus vor ungefähr drei Millionen Jahren die Abzweigung markiert oder bereits vor etwa viereinhalb Millionen Jahren der in Äthiopien ausgegrabene Ardipithecus ramidus, wie viele Arten von Hominiden die durch Louis Leakey (1903–72) berühmt gewordene Olduvai Gorge in Kenia gleichzeitig oder nacheinander bevölkerten, das alles müssen Naturwissenschaftler sortieren und debattieren. Der älteste Hominide, den Leakey als «Mensch» klassifi-

zíerte, weil er ihm als erstem die Herstellung wirklicher Steinwerkzeuge zuschrieb – der 1960 aufgefundene Homo habilis –, lebte in Ostafrika vermutlich vor 2,2 bis 1,5Millionen Jahren.

erstellt von ciando Wenn Naturwissenschaftler uns dann sagen, dass wir heutigen Menschen – die Spezies Homo sapiens sapiens – etwa 98 Prozent unserer Gene mit den afrikanischen Menschenaffen gemeinsam haben, dass wir folglich mit Schimpansen und Gorillas etwa so eng verwandt sind wie die Pferde mit den Zebras [Stringer&McKie 1996:29], dann mag das unseren primären, den auf die Gesamtmenschheit gerichteten Rassenstolz bereits etwas ins Zwielicht tauchen.

Es war eine ältere Menschenart – der Homo erectus –, die vor einer runden Million Jahren als erste aus der afrikanischen Urheimat aufbrach, um sich im Ablauf von Zeiten, die wir nicht bestimmen können, über weite Gebiete Asiens und Europas auszubreiten. Im Körperbau war der Homo erectus uns heutigen Menschen fast gleich, sein Gehirnvolumen brachte es bereits auf zwei Drittel des unsrigen.

Es gibt eine Schule der Paläoanthropologie, die annimmt, dass sich der Homo sapiens sapiens aus dem Homo erectus an verschiedenen Orten entwickelt habe. Diese Schule der «Multiregionalisten » ist geeignet, unserem sekundären, dem spezifischen Rassenstolz des weißen Europäers zu schmeicheln, denn wenn die Multiregionalisten recht haben, brauchen wir in den schwarzen Afrikanern nur so etwas wie Vettern zu sehen, nicht unbedingt unsere Schwestern/Brüder oder gar unsere Eltern (was sie natürlich nicht sein können, denn einige zehntausend Jahre haben wir bestimmt getrennt voneinander gelebt).

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